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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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welchem Zustand er sich jetzt befinden musste – ein verängstigtes mentales Wrack.
    Sie konnte geradezu sehen, wie sich ihre neu gewonnene Freiheit vor ihren Augen in Luft auflöste. Es war noch keine Stunde vergangen, seit sie sich eingestanden hatte, dass ihre Ehe mit Gabe durch Desinteresse zugrunde gegangen war. Was für eine Ironie des Schicksals, dass er in dem Moment, als sie die Erinnerung an ihn zu Grabe trug, zu ihr zurückgekehrt war, vielleicht um den letzten Tropfen Hingabe aus ihr herauszuwringen, bevor er sie wieder fallen ließ.
    Sie würde sich nicht von ihm abwenden, nicht in einer für ihn so schweren Zeit. Sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, damit Gabe wieder gesund würde. Und wenn er irgendwann wieder normal funktionierte, würde sie ihn Onkel Sam zurückgeben, dem er sowieso gehörte. Dann würde sie ihm auch sagen, dass ihre Ehe vorbei war.
    Von dieser Nachricht würde er ohnehin nicht am Boden zerstört sein. Gabe hatte sie genauso wenig gebraucht, wie sie ihn jetzt brauchte. Es würde eher seinen Stolz verletzen als seine Gefühle ihr gegenüber.
    Helen seufzte erleichtert, als sie diese Entscheidung getroffen hatte. Die Wiedervereinigung würde nur vorübergehend sein.
    Ein Klopfen an der Tür riss Gabe aus seiner durch die Medi­kamente ausgelösten Lethargie. Er hatte auf den dunklen Fernsehschirm gestarrt, sich ein Baseballspiel vorgestellt, dass er vor vier Jahren gesehen hatte, und sich dabei gefragt, wieso er sich daran erinnern konnte, aber nicht an die drei Jahre, die dazwischenlagen. »Ja!«, rief er und setzte sich im Bett auf.
    Das Klopfen hatte entschlossen geklungen. Gabe hielt den Atem an, weil er vermutete, es könnten seine Frau und seine Tochter sein – an die er sich nicht mehr erinnerte. Dr. Shafer hatte ihm zwar angekündigt, dass die beiden auf dem Weg zu ihm waren. Und er hatte gebadet und sich sorgfältig rasiert, aber bereit fühlte er sich deswegen trotzdem nicht. Wie sollte ein Mann sich auch auf eine solche Begegnung vorbereiten?
    Als Erstes wurde ein Blumenstrauß in der Tür sichtbar. Über den Lilien in strahlendem Orange erkannte er das Gesicht des Truppführers vom SEAL -Team 12, Commander Lovitt, und Gabe versuchte sich aus dem Bett zu kämpfen, um zu salutieren.
    »Rühren, Lieutenant«, sagte Lovitt. Dann kam er herein und stellte die Blumen auf den Tisch neben Gabes Bett. »Vom ganzen Büro«, erklärte er und pflückte ein paar Blütenblätter von seiner weißen Ausgehuniform, die makellos war wie immer. Offensichtlich war Lovitt auf dem Weg zu irgendeiner offiziellen Veranstaltung. »Wie geht es dem Patienten heute?«
    Dieselbe Frage hatte Lovitt auch gestern schon gestellt, aber Gabe hatte unter zu starken Beruhigungsmitteln gestanden, um sie beantworten zu können. »Besser, Sir«, erwiderte er. »Ich bitte um Verzeihung, dass ich gestern nicht geantwortet habe … «
    Lovitt winkte ab. »Keine Erklärung notwendig, Lieutenant. Man hat gute und schlechte Tage. Zumindest haben Sie sich an mich erinnert.« Lovitts graue Augen schienen durchdringender zu werden. In seinen Worten hatte ein fragender Unterton gelegen.
    »Ja, Sir. Ich erinnere mich daran, dass ich hier stationiert war und hauptsächlich im Echo Platoon gedient habe, aber das ist drei Jahre her.«
    Lovitts langer, stummer Blick traf Gabe tief. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich setze?«, erkundigte sich der Commander.
    Gabes Magen zog sich zusammen. »Nein, Sir. Bitte tun Sie das.« Lovitts düstere Miene machte ihn nervös. Er hatte das Gefühl, sein befehlshabender Offizier würde ihn aus dem Team entfernen, ohne abzuwarten, ob er sein Gedächtnis wieder zurückerlangen würde.
    Lovitt zog seine perfekt gebügelten Hosenbeine ein wenig hoch und setzte sich auf den Besucherstuhl, in militärisch perfekter Haltung. »Sagen Sie mir, woran Sie sich erinnern, mein Sohn«, bat er.
    Gabe schluckte. »Was die Mission angeht, Sir?« Er hatte das gerade erst gestern durchgemacht, mit einem Analysten von der DIA , dem Geheimdienst des Verteidigungsministeriums, einem Mann, dessen Fragen ihn derart aufgewühlt hatten, dass er ruhiggestellt werden musste. Gabe wollte nicht noch einmal so in die Mangel genommen werden.
    »Nein, nein«, beschwichtigte Lovitt. »Ich meine alles. Beginnen Sie ganz am Anfang. Wo wurden Sie geboren?«
    Die Anspannung in Gabes Schultern ließ nach. Mit Erinnerungen, die lange zurücklagen, hatte er keine Probleme. Seine Kindheit – so gern er sie auch

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