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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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zündete ein Streichholz an.
    Wenn er jetzt keine Lösung fand, wie er aus diesem verdammten Lagerhaus herauskommen konnte, würde er wie mit Grillanzünder übergossene Kohle in Flammen aufgehen.
    Er wusste nicht, was schlimmer war – bei lebendigem Leib zu verbrennen oder zu begreifen, dass er niemals eine Chance gehabt hatte, Helen zu sagen, dass er sie liebe.

1
    Helen ließ sich so tief in das heiße Wasser sinken, dass nur noch ihre Augen und ihre Nase aus dem Schaum herausschauten. Am Fußende der Wanne stand Gabes Bild, umringt von brennenden Kerzen. Sie betrachtete es. Ein Chaos von Gefühlen wütete in ihrem Herzen, als sie ihm in die Augen sah. Selbst aus dieser Entfernung faszinierten sie seine Augen auf dem ungefähr DIN A4 großen Porträt, genau wie damals, als sie Gabe zum ersten Mal gesehen hatte. Hellgrün waren sie, mit einem golden strahlenden Kranz in der Mitte. Diesen Augen hatte er auch seinen Tarnnamen zu verdanken: Jaguar. Er hatte einen so unglaublich direkten Blick, und Helen war jedes Mal rot geworden, wenn er sie angesehen hatte, was am Anfang sehr oft der Fall gewesen war. Aber bevor er letztes Jahr fortgegangen war, nur zwei Jahre nach ihrer Hochzeit, hatte er noch nicht einmal mehr Zeit gefunden, sich ordentlich von ihr zu verabschieden, so sehr war er darauf erpicht gewesen, Zugführer bei den SEAL s zu sein und die Welt zu retten.
    Helen blies in die Schaumberge, die sich vor ihrem Mund gesammelt hatten. Eine der Seifenblasen stieg in die Luft, hielt sich einen Moment dort und zerplatzte dann. Wie meine Liebe zu dir , dachte sie und meinte damit den Mann auf dem Bild.
    Vor einem Jahr war er verschwunden. Die Navy wollte nicht preisgeben, wohin er geschickt worden war, und teilte auch nichts über die Umstände seines Verschwindens mit. Zwölf lange Monate hatte sie ihn als MIA – Missing In Action – geführt, aber nie für tot erklärt. Doch all das hatte sich letzte Woche geändert, als ein junger Offizier mit einer Fahne an Helens Tür erschienen war.
    Da nun volle zwölf Monate vergangen waren, hatte die Navy sich dazu durchgerungen, Gabe für tot zu erklären. Die Fahne machte es offiziell. Es war schon seltsam, dass eine brandneue Flagge mit leuchtend roten Streifen und kräftigen Sternen Helen einen derartigen Schock versetzen konnte. Nicht, dass sie tatsächlich damit gerechnet hatte, dass Gabe zurückkehren würde, aber die Art, wie die Fahne in militärischer Weise zusammengelegt war, machte ihr mehr als alles andere klar, dass er tatsächlich tot war. Die so fest gefaltete Flagge erschien ihr wie ein Symbol für das Ende von Gabes Lebenskraft.
    Und doch folgte dem Schock schnell ein geradezu euphorisches Gefühl der Erleichterung. Sie würde ihre neue Unabhängigkeit, die sie sich in den vergangenen Monaten aufgebaut hatte, nicht aufgeben müssen. Sie würde den Job behalten können, der ihr so viel Befriedigung verschaffte. Sie würde ihre dreizehn Jahre alte Tochter allein großziehen, so, wie sie es eigentlich schon immer getan hatte.
    Es war nicht leicht, es zuzugeben, aber Gabe zu heiraten, war ein Fehler gewesen, ein unnötiger Umweg. Sie hatte geglaubt, es ihren Eltern schuldig zu sein. Sie hatte gewollt, dass Mallory mit einem Vater aufwuchs. Aber Gabe, mit seinem Ehrgeiz, die Welt zu retten, hatte keine Zeit für eine Ehefrau gehabt, geschweige denn für eine Stieftochter.
    Bereits ein Jahr nach ihrer Hochzeit hatte ihr Ritter auf dem weißen Ross sie praktisch vergessen. Und nun, drei Jahre später, war er tot.
    Alles war vorbei.
    Der mächtige, unbezwingbare Jaguar war tot, ausgelöscht von irgendeinem gesichtslosen Feind. Die Fahne war der Beweis. Nun galt es, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und nach vorn zu blicken. Sie brauchte Gabe Renault nicht, um sich als vollständiger Mensch zu fühlen. Sie war im letzten Jahr sehr gut allein zurechtgekommen. Mehr noch als das. Und doch …
    Selbst mit den Ohren unter Wasser konnte sie die Worte von der Natalie-Cole- CD deutlich hören: » Unforgettable, that’s what you are … «
    Bedauern versetzte ihr einen Stich ins Herz. Von Zeit zu Zeit vermisste sie ihn. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie immer noch seine Hände spüren, seine heiße Zunge, mit der er zu allen Schandtaten bereit war. Er hatte jede erogene Zone ihres Körpers gekannt und dieses Wissen zu seinem Vorteil genutzt, sie immer wieder zu sich gerufen, wenn ihr Herz begann, sich auf Wanderschaft zu begeben.
    »Unforgettable, in every way

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