Aus dem Feuer geboren (German Edition)
Glassplittern. Sie standen weit genug weg, sodass nur wenige der Splitter sie erreichten, aber eine der hübschen Kristallhornissen stach in seine Wange, und ein Rinnsal Blut lief über sein Gesicht. Vielleicht hätten sie in Deckung gehen sollen, dachte er, und tief in seinem Inneren fand er es sogar ein bisschen lustig.
Er konnte spüren, wie Lorna sich gegen ihn presste, krampfhaft zitterte und kleine, kehlige Schreckenslaute von sich gab, aber sie konnte nicht gegen den Zwang seiner Gedanken ankämpfen. Hatten einige Glassplitter sie getroffen? Keine Zeit nachzusehen. Mit einem lauten Rauschen rollte eine riesige Zunge aus Feuer über die Decke über ihnen, vernichtete alles auf ihrem Weg. Es fühlte sich an, als würde sie sogar den verbleibenden Sauerstoff vernichten; dann begann sie, sich an der Wand hinter ihnen hinabzufressen und eine Flucht so unmöglich zu machen.
Im Geiste zerquetschte er die Flammen, versuchte, sie zum Rückzug zu zwingen, griff dazu nach allen seinen Kraft- und Machtreserven. Er war der Dranir der Raintree, das Feuer würde ihm gehorchen.
Aber das tat es nicht.
Stattdessen begann es, über den Teppich zu kriechen, kleine Feuer verbanden sich zu größeren und diese sich wieder mit anderen, bis der ganze Boden in Flammen stand, die immer näher kamen, näher …
Er konnte es nicht kontrollieren. Er war noch nie zuvor einer Flamme begegnet, die er nicht seinem Willen unterwerfen konnte, aber das hier lag außerhalb seiner Macht. Das Bewusstsein so vieler Menschen zu beeinflussen musste ihn irgendwie geschwächt haben, er hatte so etwas noch nie zuvor getan, also wusste er auch nicht, welchen Preis er zu zahlen hatte. Doch, er wusste es; wenn kein Wunder geschah, musste er in diesem Fall mit zwei Leben zahlen: mit Lornas und seinem eigenen.
Er weigerte sich, das zu akzeptieren. Er hatte noch nie aufgegeben, hatte nie zugelassen, dass ein Feuer ihn besiegte, und er würde nicht mit diesem hier anfangen.
Die schützende Blase um sie herum wurde schwächer, ließ eine Rauchschwade zu ihnen hinein. Lorna hustete krampfhaft, kämpfte gegen seinen Griff an, obwohl es ihr nicht gelingen konnte zu fliehen, es sei denn, er befreite sie von seinem Willen. Es gab auch keinen Ort, an den sie fliehen konnte.
Grimmig stellte er sich den Flammen. Er brauchte mehr Kraft. Wenn Gideon oder Mercy bei ihm gewesen wären, hätte er sich mit ihnen verbinden können, ihre Kräfte vereinen, aber diese Art Partnerschaft erforderte körperliche Nähe, also konnte er sich nur auf sich selbst verlassen. Es gab keine andere Machtquelle, die er anzapfen konnte …
… außer Lorna.
Er fragte nicht um Erlaubnis, er nahm sich nicht die Zeit, sie vor dem zu warnen, was er mit ihr vorhatte. Er schlang einfach seine Arme von hinten um sie und durchbrach die Barriere, mit der sie ihren Geist schützte, nahm sich gnadenlos, was er brauchte. Erleichterung über das, was er fand, stieg in ihm hoch. Ja, sie hatte Macht, mehr, als er erwartet hatte. Er nahm sich nicht die Zeit, zu analysieren, welcher Art ihre Macht war. Es spielte keine Rolle. Macht war gleich Macht. Verschiedene Maschinen konnten ja auch die gleiche Energie nutzen, um vollkommen verschiedene Dinge zu tun, zum Beispiel den Teppich zu saugen oder Musik abzuspielen. Es war das gleiche Prinzip. Sie hatte Macht, er benutzte sie, um seine eigene Fähigkeit zu verstärken.
Sie schrie leise und bäumte sich in seinen Armen auf, dann wurde sie steif und bewegte sich nicht mehr.
Blind vor Wut griff er die Flammen an, schickte einen mentalen Schlag in alle Richtungen um sich herum aus, der die Wand aus Feuer hinter ihnen buchstäblich ausblies und die Wand aus Stein gleich mitriss. Der Strom aus neuem Sauerstoff ließ das Feuer vor ihm auflodern, also sammelte er sich und stieß erneut einen Schlag aus, ließ noch mehr Energie in den Kampf fließen, spürte, wie seine eigenen Reserven sich füllten, erneuerten, als er jedes bisschen Macht und Kraft aus Lorna saugte und mit seiner eigenen vermengte.
Sein ganzer Körper kribbelte, seine Muskeln brannten von der Anstrengung, die es ihn kostete, sich zusammenzuhalten und die Konzentration nicht zu verlieren. Die unsichtbare Blase, die er zum Schutz um sie beide gebildet hatte, begann zu schimmern und nahm ein sanftes Leuchten an. Er schwitzte, er fluchte, er ignorierte die stechenden Kopfschmerzen, schlug nur mit der Kraft seines Willens auf das Feuer ein, wieder und wieder. Er schlug es zurück, während er
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