Aus dem Feuer geboren (German Edition)

müssen. Seine Leute hätten keinen Verdacht gehegt. Sie hätte nichts anderes erwartet, als dass er sich für den mutigen und ehrenhaften Weg entschied. Die Frau muss der Schlüssel sein. Sie muss eine Gabe haben. Er hat sich mit ihr verbunden, und sie hat ihn mit ihrer Macht genährt.“
    „Sie ist keine Raintree“, sagte Ruben. „Sie muss ein Streuner sein, aber die sind nicht so mächtig. Wenn es mehrere von ihnen gewesen wären, dann hätten sie vielleicht genug Energie gehabt, um das Feuer aufzuhalten.“ Das bezweifelte er allerdings. Immerhin waren es vier mächtige Ansara gewesen, die sich miteinander verbunden hatten, um das Feuer zu füttern. Und so mächtig Dante auch ohne jeden Zweifel sein mochte, die Macht eines Streuners, sogar eines starken, hätte kaum mehr Effekt haben können, als ein Glas Wasser in eine volle Badewanne zu schütten.
    „Folge deiner eigenen Logik“, sagte Cael scharf. „Streuner sind nicht so mächtig, also kann sie kein Streuner sein.“
    „Sie ist keine Raintree“, sagte Ruben fest.
    „Oder sie ist keine offizielle Raintree.“ Cael benutzte das Wort „illegitim“ nicht. Der alte Dranir hatte ihn als Sohn anerkannt, aber das hatte Cael nicht den Vorzug vor Judah gegeben, auch wenn er der Ältere war. Diese Ungerechtigkeit hatte immer an ihm gefressen wie eine ätzende Säure. Alle um Cael herum hatten gelernt, nie auch nur anzudeuten, dass Judah eventuell Dranir war, weil er der Mächtigere war, und nicht aus Geburtsrecht.
    „Dann müsste sie aber schon Teil der königlichen Familie sein, damit er das Feuer so lange gegen vier von uns halten konnte“, sagte Ruben zweifelnd. Das war unmöglich. Die Geburt eines Kindes von königlichem Blut wurde viel zu ernst genommen; sie waren einfach zu mächtig.
    „Vielleicht ist sie es. Auch wenn die Spaltung vor tausend Jahren stattgefunden hat, wäre die vererbte Macht immer noch so stark wie damals.“
    Im Fall, dass ein Mitglied eines Clans sich mit einem „normalen“ Menschen fortpflanzte, und das kam oft vor, waren die Nachkommen, der dominanten Gene wegen, auch Ansara oder Raintree. Dennoch, dachte sich Ruben, eine königliche Geburt konnte man nicht für einen längeren Zeitraum unbemerkt lassen, und bestimmt nicht ein ganzes Jahrtausend lang.
    „Egal was sie ist, wo ist sie jetzt?“
    „Bei ihm zu Hause. Er hat sie letzte Nacht mit dorthin mitgenommen, und sie ist immer noch da.“
    Cael schwieg, also wartete Ruben darauf, dass sein Cousin diese Information in seinem verworrenen Hirn verarbeitete.
    „Okay“, sagte Cael plötzlich. „Sie muss der Schlüssel sein. Wo sie auch herkommt, ihre Macht ist stark genug, dass er es mit euch aufnehmen konnte. Aber das liegt in der Vergangenheit, ihr könnt es nicht noch einmal mit Feuer versuchen, ohne dass der Bastard misstrauisch wird, also werdet ihr euch etwas anderes ausdenken müssen, damit es wie ein Unfall aussieht und nicht mit uns in Verbindung gebracht werden kann. Es ist mir egal, wie ihr es anstellt, Hauptsache, es klappt. Wenn ich das nächste Mal deine Stimme höre, dann erzählst du mir lieber, dass Dante Raintree tot ist. Und wenn ihr schon dabei seid, bringt auch die Frau um.“
    Cael legte mit einem Knall auf. Ruben legte den Hörer langsamer zurück und rieb sich dann das Nasenbein. Taktisch war es klug, die königlichen Raintree zuerst umzubringen. Wenn man der Schlange den Kopf abschnitt, war es einfacher, sich um den Körper zu kümmern. Der Vergleich hinkte ein wenig, weil jeder Raintree eine Kraft war, mit der man rechnen musste, aber das waren die Ansara auch. Wenn die königliche Familie erst tot war, hätten sie alle Trümpfe in ihrer Hand. Dann war das Ergebnis unvermeidbar.
    Vor zweihundert Jahren hatten sie den Fehler gemacht, sich nicht zuerst um die königliche Familie zu kümmern – ein Fehler, der katastrophale Folgen gehabt hatte. Die Ansara waren als Clan fast vollkommen zerstört worden. Die Überlebenden waren auf ihre Insel in der Karibik verbannt worden, wo die meisten von ihnen auch geblieben waren. Aber sie hatten diese zweihundert Jahre genutzt, um sich heimlich wieder zu voller Stärke aufzubauen, und jetzt waren sie stark genug, um es noch einmal mit ihrem Feind aufzunehmen. Jedenfalls glaubte das Cael, und auch Ruben zweifelte nicht daran. Nur Judah hielt sie zurück, predigte Vorsicht. Aber Judah war ein Bankkaufmann, du liebe Zeit, was wusste der schon von Risiko?
    In den Reihen der Ansara war seit Jahren die