Aus dem Feuer geboren (German Edition)
hinaus.
Lorna sprang nach vorn und fing die Tür, ehe sie zufiel. „Lass mich hier nicht allein! Bitte.“ Sie hasste es, zu betteln, und sie hasste ihn, weil er sie betteln ließ, aber sie war plötzlich wie von Sinnen bei dem Gedanken, für den Rest ihres Lebens in diesem Haus gefangen zu sein.
Er stieg in den Jaguar, rief: „Wird schon schiefgehen“, und dann übertönte das Geräusch des Garagentors alles, was er sonst noch gesagt haben mochte.
Wütend warf sie die Küchentür ins Schloss. In einem Anfall von Groll drehte sie den Schlüssel um und schloss den Riegel. Ihn aus seinem eigenen Haus auszusperren war nutzlos, weil er die Schlüssel hatte, aber es würde ihn nerven, und das war es wert.
Sie hörte, wie der Jaguar zurücksetzte, und dann, wie das Garagentor sich wieder schloss.
Mistkerl, Mistkerl, Mistkerl! Er war wirklich gefahren und hatte sie auf dem Trockenen sitzen lassen. Nein, nicht sitzen lassen – angekettet.
Ihre Kleidung war früher am Tag gebracht worden, und sie hatte ihre ruinierten Hosen gewechselt und auch sein viel zu großes Seidenhemd ausgezogen. Er hatte keinen Grund, sie nicht mitzunehmen, besonders wenn man bedachte, dass nur ein einziger seiner verdammten Gedankenbefehle ausreichte, um sie gefangen zu halten.
Unfähig irgendetwas an ihrer Lage zu ändern, sah sie sich in der Küche um. Fakir, König oder wie auch immer er es genannt hatte, zu sein, hatte seinen Kopf gehörig anschwellen lassen. Er tat anscheinend immer genau das, wonach ihm gerade war, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was andere wollten. Es war offensichtlich, dass er nie verheiratet gewesen war und wahrscheinlich auch nie sein würde, denn durch seine Art würde er es sich mit jeder Frau, die etwas auf sich hielt, gründlich versalzen …
Salz.
Sie sah sich in der Küche um und erspähte die großen Salz- und Pfefferstreuer aus Stahl neben den Herdplatten. Sie begann, die Schranktüren zu öffnen, bis sie die Speisekammer fand – und einen sehr zufriedenstellenden Vorrat an Salz.
Ihr war aufgefallen, dass er sich einen Teelöffel Zucker in den Kaffee tat. Jetzt schüttete sie sehr vorsichtig das Salz aus seinem Napf, ersetzte es mit Zucker und tat dann das Salz in die Zuckerdose. Der erste Becher Kaffee am Morgen würde ihm nicht besonders gut schmecken, und alles, was er salzte, auch nicht.
Dann wurde sie kreativ.
Etwa eine Stunde, nachdem er gegangen war, klingelte das Telefon. Lorna warf einen Blick auf die Rufnummernanzeige, machte sich aber nicht die Mühe ranzugehen, sie war nicht seine Sekretärin. Der Anrufer würde schon eine Nachricht hinterlassen.
Sie erforschte das Haus – na ja, sie durchsuchte das Haus. Es war ein großes Haus für eine einzelne Person. Sie hatte keinen Vergleichswert, um sich die Grundfläche zu überlegen, aber sie zählte sechs Schlafzimmer und siebeneinhalb Badezimmer. Sein Schlafzimmer nahm den gesamten ersten Stock ein, eine riesige Fläche, mehr als die meisten vierköpfigen Familien für sich beanspruchten. Es war ein sehr männliches Zimmer, dominiert von stahlblauen und olivgrünen Farbtönen, aber hier und da – in einem Kunstwerk, einer unerwarteten dekorativen Schale, einem Kissen – fanden sich Tupfer aus tiefem, sattem Rot.
Es gab einen abgetrennten Sitzbereich mit einem Großbildfernseher, der aus einem Schrank fuhr, wenn man einen Knopf drückte, und sich hinterher wieder in sein Versteck versenkte. Das wusste sie, weil sie die Fernbedienung gefunden hatte und alle Knöpfe drückte, nur um zu sehen, was passierte. Es gab eine kleine Bar mit einem Minikühlschrank und einer Kaffeemaschine, falls er sich nicht die Mühe machen wollte, nach unten zu gehen, um seinen Kaffee zu machen oder etwas zu essen. Sie hatte auch da Zucker und Salz vertauscht – und Erde aus einer der Topfpflanzen in den Kaffee gemischt.
Dann setzte sie sich mitten auf sein extrabreites Doppelbett, auf eine Matratze, die sich einfach traumhaft anfühlte, und dachte nach.
So groß und gemütlich das Haus auch sein mochte, es war nicht gerade das, was sie ein Herrenhaus nennen würde. Es war nicht protzig. Er mochte es gemütlich, mit allen Annehmlichkeiten, aber das Haus sah immer noch so aus, als könne man darin wohnen, und nicht wie ein Vorführobjekt.
Sie wusste, dass er Geld hatte, und zwar eine ganze Menge – genug, um sich ein zehnmal so großes Haus leisten zu können. Wenn man dazu noch bedachte, dass er alleine wohnte, ohne Personal, das sich um ihn und
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