Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
du deinen Bungalow für die Zeit unbewohnt lassen? Was geschieht mit deinen Möbeln?«
»Die nehme ich mit. Wozu habe ich sie denn?«
»Hier stehen schon überall Möbel. Da muss Platz gemacht und gerückt werden, Bill. Jetzt, wo die Ernte beginnt, ist das ein ungünstiger Zeitpunkt. Ich würde sagen, warten wir lieber bis nach der Ernte. Noch vor Jahresende ziehst du hier ein. Bis dahin lassen wir es so, wie es ist. Solltest du es dir noch anders überlegen, lass es mich wissen. Was du mit deinem Bungalow anfängst, darüber kannst du dann auch nachdenken. Warte ruhig erst mal ein Vierteljahr ab, wie wir uns vertragen, ehe du ihn vermietest oder sogar verkaufst.«
»Eher vermieten, würde ich sagen. Ich werde es mir bestimmt nicht anders überlegen, Phoebe. Ich liebe dich. Wenn du auf der Farm glücklich bist, werde ich es auch sein. Vielleicht wird doch noch mal ein brauchbarer Farmer aus mir.«
»Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Bill. Ohne dich wäre ich schon manchmal nicht zurechtgekommen. Du ersetzt mir zwei Farmhelfer, wenn du da bist. Oft hatte deswegen schon ein schlechtes Gewissen, dass ich dich hier auf der Farm schuften lasse...«
»Aber Phoebe«, unterbrach der Collegelehrer sie, »du packst doch genauso zu.«
»... statt mit dir auszugehen, zu verreisen oder uns zu amüsieren«, fuhr Phoebe kokett fort. »Wie hältst du es eigentlich mit einem tumben Bauerntrampel wie mir aus, die am Ende noch im Bett bei der Umarmung einschläft?«
»Bisher bist du noch dabei eingeschlafen«, sagte Bill und küsste seine Geliebte. »Ganz im Gegenteil. Ich bin gern mit dir zusammen. Warum soll ich dir nicht helfen und was Nützliches auf der Farm anfangen, statt Tennis zu spielen, auszureiten oder langweilige Partys und Lokale aufzusuchen, in denen sich immer dieselben Leute treffen und daraus eine Show machen? Die Farmarbeit hält mich genauso fit wie Sport. Ab und zu gehen wir ja auch einmal tanzen oder gönnen uns was.«
Die beiden saßen in enger Umarmung und tauschten Zärtlichkeiten aus. Als sie die Küche verließen, bekam der neugierig an der Wand lauschende Knecht nichts mehr mit. Gähnend schaute er sich noch kurze Zeit die Baseballübertragung im Fernsehen an. Dann schaltete er ab und ging in den Anbau, wo er sein Zimmer hatte.
Auch dort stank es nach kaltem Rauch. Frank Custer trank noch einen kräftigen Whisky und legte sich dann ins Bett. Er konnte nicht gleich einschlafen. Als er noch mal aus dem Fenster schaute, sah er in Phoebes Schlafzimmer Licht brennen.
Der Farmhelfer beneidete das Liebespaar. Er hatte immer allein gelebt und war Frauen nie so recht nähergekommen. Die paar Bekanntschaften, die er früher gehabt hatte, waren nie von Dauer gewesen. Jetzt war es zu spät, um daran noch was zu ändern.
Frank Custer war zu einem eingefleischten Junggesellen geworden, der ein eintöniges Leben führte. Vor Jahren hatte er noch Bordelle aufgesucht. Aber jetzt ließ er auch das. Die Anstrengung war ihm zu groß.
So muffelte er auf der Farm vor sich hin und brauchte den Whisky als Tröster. Custer goss sich noch einen ein, um die nötige Bettschwere zu erreichen. Vom Whisky wurde ihm heiß, und so streckte er den Kopf noch einmal aus dem Fenster in die kühle Nachtluft.
Der fast volle Mond leuchtete über den Palo-Verde-Bäumen auf der anderen Seite des Helotes Creeks. Der Blick des Farmhelfers schweifte zu der Burr-Eiche am jenseitigen Flussufer, unter der sich Randy Starrs Grab befand.
Im Mond- und Sternenlicht, das bleich die Landschaft mit den Hügeln im Westen beschien, sah der Farmhelfer einen weißlichen Nebel von dem Grabhügel aufsteigen und ihn umwallen. Frank Custer fröstelte.
Dann hörte er die Stimme.
»Frank, ich bin es, Randy. Ich bin wieder da. Da drüben haben sie mich nicht behalten. Ich lebe jetzt wieder auf der Farm, und ich beanspruche sie für mich allein. – Hast du mich verstanden, Frank?«
In den Hügeln heulte unheimlich ein Hund. Es konnte Old Grub sein, der öfter mal umherschweifte, jedoch kein Wild riss und schon gar nicht in die Stallungen anderer Farmen einbrach. Sonst hätte ihn Phoebe angebunden.
»Hast du mich gehört, Frank?«, fragte die Stimme.
Custer schaute sich um, sah jedoch niemanden.
Zitternd antwortete er: »Bitte lass mich in Frieden, Randy. Ich habe dir nichts getan. Wir sind immer gut miteinander ausgekommen.«
»Außer die Male, wo du mich als Idioten und Schwachsinnigen beschimpftest. – Verschwinde von dieser Farm, Frank,
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