Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
ging, Traktorfahren gelernt und schon als Kind auf der Farm tüchtig zugreifen müssen. Ihr Bruder Randy hatte mit den Maschinen nicht umgehen können. Die Technik flößte ihm Angst ein. Deshalb hatte er nur einfache körperliche Arbeiten verrichten können, diese allerdings wie ein Wilder.
An diesem Tag sollten die Experten zur Untersuchung der Brandursache aus San Antonio kommen. Phoebe hatte jedoch keine Zeit, auf sie zu warten oder ihnen dann Kaffee zu kochen. Sie würden sie auf der Farm suchen müssen.
Die Farmerin fuhr auf den Acker. Old Grub, der Pit Bull, rannte bellend hinter einem Kornfeld hervor, dessen Ähren im Wind wogten. Er lief neben dem Traktor her.
»Hello, Grub«, sagte Phoebe und sprach ein paar Worte mit dem Hund.
Old Grub spitzte die Ohren. Er hörte den Klang ihrer Stimme, und wenn er den Sinn der Worte auch nicht verstand, war der Klang ihm genug.
Ein paar Wolken zogen am weiten Himmel über Texas. Selbst auf dem Traktor roch Phoebe den Geruch der frischen Erde und grünen Grases. Hier war ihre Heimat, und hier wollte sie sie niemals weggehen.
Ein Stadtmensch konnte sich die Verbundenheit nicht vorstellen, die Phoebe zu ihrem Land hatte. Ihre Vorfahren waren Pioniere gewesen, die mehrmals versuchten, im Westen Fuß zu fassen. Immer wieder waren sie vertrieben worden oder hatten aufgeben müssen, weil die Dürre, Naturkatastrophen, Missernten oder Schädlinge, gegen die die Farmer nach wie vor zu kämpfen hatten, sie ruinierten.
Am Helotes Creek in Texas, der in der Nähe um diese Jahreszeit recht flach dahinplätscherte, waren sie endlich erfolgreich gewesen. Phoebe machte sich nicht vor, dass ihre Farm der Nabel der Welt sei. Sie hatte einen durchaus weiten Horizont, Collegebildung und geistige und musische Interessen, soweit ihr dafür die Zeit blieb.
Sie kam zu dem Maisacker. Old Grub rannte zwischen die Maisstauden. Phoebe musste aufpassen, wenn sie den Mais aberntete, damit sie ihn nicht überfuhr. Sie fuhr das Schneidegerät mit den rotierenden Messern aus und fuhr am Maisfeld entlang.
Es rauschte, und die Maisstauden fielen, wobei die Kolben in den Wagen gegeben und die Stauden zerkleinert in einen Abfallbehälter kamen.
Phoebe wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie hielt einen Moment an und setzte ihr Kopftuch auf. Sie war nicht müde; sie war jung und hatte eine robuste Natur. Die Liebe regte sie an und vertrieb den Schlaf. Trotz des Spuks und des Feuers, die sie erlebt hatte, fühlte sich Phoebe wundervoll.
Sie ahnte nicht, dass ihr bereits wieder ein Spukerlebnis bevorstand. Und dass auch Frank Custer Gefahr drohte.
*
Custer war damit beschäftigt, Lupinen abzuschneiden, die unter anderem als Schweinefutter dienten. Er fuhr mit dem Mini-Traktor über das gelb blühende Feld.
Plötzlich hörte er wieder die Stimme.
»Custer, du alter Säufer! Habe ich dich nicht gewarnt?«
Dem Farmhelfer lief es eiskalt über den Rücken, obwohl es warm und helllichter Tag war. Er lauschte angespannt.
»Halt an, Custer!«
Der grauhaarige Knecht mit dem zerfurchten Gesicht gehorchte. Angstvoll schaute er sich um. Der Kleintraktor tuckerte. Custer sah eine Vogelscheuche auf dem Kleeacker nebenan. Hinter dem Kleeacker zogen sich Weizenfelder hin, die ebenfalls noch zur Starr-Farm gehörten.
Die Stimme, die Custer gehört hatte, schien von der Vogelscheuche zu kommen, über der krächzend ein paar Dohlen flogen.
»Was willst du von mir, Randy?«, fragte der Knecht.
»Komm her. Ja, hier zu der Vogelscheuche. Ich will dir etwas zeigen.«
Der Farmhelfer zögerte. Doch die Stimme hatte etwas Drängendes, Hypnotisches, dem er nichts entgegensetzen konnte. Er stieg von dem Traktor, der eine Schneideschar zog. Später mussten die Lupinen mit einem Wenderechen aufgenommen werden.
Langsam ging Custer zur Vogelscheuche. Der Schweiß lief ihm aus allen Poren.
»Randy?«, fragte er ängstlich.
Er hatte den Eindruck, dass sich hinter ihm etwas bewegte. Custer sah jedoch nur einen Schatten. Dann traf ein krachender Schlag seinen Schädel unter dem vergammelten Strohhut und streckte ihn nieder. Danach wusste der Knecht eine ganze Weile nichts mehr.
Als er wieder zu sich kam, hatte er stechende Kopfschmerzen. Er lag im Dunkeln und war gefesselt. Custer roch feuchte Erde und den kernigen Geruch von Runkelrüben.
Er begriff erst allmählich, dass er in einer Rübenmiete verscharrt worden war. Die Miete war eine Grube, in die die Rüben gegeben wurden, damit sie im Winter nicht
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