Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
solange du es noch kannst. Ich sage es dir nicht noch einmal.«
Frank Custer schloss eilig die Fensterläden, knallte das Fenster zu und verriegelte es. Mit wild hämmerndem Herzen lauschte er, ob der Geist ihm noch mehr sagen würde. Custer war davon überzeugt, dass tatsächlich Randys Geist zu ihm sprach. Er erwog, hinüber ins Farmhaus zu gehen und bei Phoebe zu klopfen.
Doch er hatte zu viel Angst, um sein Zimmer zu verlassen. Außerdem würde er die beiden sicher stören, und er fürchtete eine Zurechtweisung und Spott, er habe wohl zu tief in die Flasche geschaut. Wenn er ihnen am nächsten Tag Bescheid sagte, reichte es auch noch.
Custer verkroch sich im Bett, ließ das Licht brennen, weil er ohne nicht einzuschlafen wagte, und zog die Bettdecke über die Ohren.
Er hielt sich an der Whiskyflasche fest und trank immer wieder mal einen Schluck. Es dauerte jedoch lange, bis er zur Ruhe kam. Der Farmhelfer lauschte auf jeden Laut. Wenn nur eine Diele knackte oder der Wind säuselte, zuckte er schon zusammen und krallte die Fäuste in die Bettdecke.
Frank Custer hatte entsetzliche Angst. Als er dann endlich einschlief, war es schon lange nach Mitternacht. Und immer wieder schreckte er auf, von Alpträumen geplagt.
Doch weder hörte er Randys Stimme, noch ereignete sich sonst etwas Spukhaftes. Die Sonne ging auf, und das Krähen der beiden Hähne auf der Farm, die nach dem Feuer zurückgekehrt waren, weckte Frank Custer auf. Völlig erledigt schwang er die Füße aus dem Bett und setzte sich auf die Bettkante.
Der Farmhelfer vergrub das zerfurchte Gesicht in den Händen. Er schlich ans Fenster und öffnete es und die Läden. Strahlend schien ihm die Morgensonne ins Gesicht. Es roch noch immer nach Brand auf der Farm. Doch ein herrlich frischer junger Tag brach an.
Der Farmhelfer schaute zu dem Grab unter der Burr-Eiche. Bei dem Grabhügel war nichts Besonderes mehr zu sehen, kein Dunst, keine Erscheinung. Trotzdem fröstelte es Custer vom bloßen Hinsehen. Er bekreuzigte sich.
Der Geist hatte ihn gewarnt. Custer nahm diese Warnung durchaus nicht auf die leichte Schulter.
*
Inzwischen lag Phoebe in Bill Jacksons Armen. Sie merkten nichts von dem Spuk, und sie hörten keine Geisterstimme, sondern nur ihre Liebesworte. Der Rausch der Leidenschaft trug die beiden fort, immer wieder. Sie konnten nicht genug voneinander bekommen. Im Bett hatten Phoebe und Frank noch nie Probleme gehabt.
Phoebe mochte Sex, wenn Liebe und Gefühl dabei im Spiel waren, und Bill war ganz der Mann, sie zufriedenzustellen. Bill erforschte jeden Quadratzentimeter ihres Körpers. Phoebe beschäftigte sich mit dem seinen. Zwischen den Liebesakten lagen sie eng zusammengeschmiegt beieinander und spürte die Nähe und Wärme des anderen.
Wenn die Leidenschaft wieder in ihnen erwachte, drängte es sie zueinander. Das Sexuelle und gegenseitige Achtung stellten starke Bänder zwischen der Farmerin und dem Lehrer dar. Ihr Verhältnis war jedoch auch mit Problemen belastet, durch unterschiedliche Anschauungen und Lebensziele und jetzt noch wegen des Spuks, an den Bill partout nicht glauben wollte.
Er spielte herunter, was Phoebe ihm verriet.
»Du wirst dich geirrt haben«, sagte er und: »Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Weshalb sollte Randy dich denn verbrennen wollen. Ganz abgesehen davon, dass er tot ist.«
»Hältst du mich für verrückt?«, fragte Phoebe schließlich aufgebracht.
»Nein, so habe ich das nicht gemeint«, antwortete der neben ihr liegende Mann.
»Was soll ich tun, wenn sich der Spuk wiederholt? Wenn mich Randys Geist weiter verfolgt? Während der Untersuchungshaft war er zornig auf mich. Er gab mir die Schuld daran, dass er im Gefängnis steckte, wo er entsetzlich litt.«
»Aber du sagtest doch, zum Schluss, bei deinem letzten Besuch bei ihm im Medical Center wäre er nur noch ein Häufchen Elend gewesen und hätte dich um Hilfe angefleht?«
»Das stimmt. Aber jetzt... Bill, ich weiß selbst nicht, was ich glauben soll. Die Scheune ist niedergebrannt. Ich wäre fast ums Leben gekommen. Das sind Tatsachen.«
»Ja, aber das Randy herumspukt, kann ich nicht so leicht akzeptieren.«
Phoebe unterdrückte die kesse Antwort, Bill wäre eben ein typischer Lehrer, die bekanntlich alles besser wüssten und nur das glaubten, was in den Schulbüchern stand. Wenn die Schulbücher nicht mit der Realität übereinstimmten, zweifelte ein Schullehrer erst mal die Realität an.
»Wir werden ja sehen, ob sich der Spuk
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