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Aus dem Leben eines Lohnschreibers

Titel: Aus dem Leben eines Lohnschreibers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph von Westphalen
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Glaubensfrage
    Die 1987 passierte Weihnachtgeschichte erschien, anders geordnet, 1989 im Haffmans-Verlag in dem längst vergriffenen Band »Modere Zeiten«. Modern ist sie nun wirklich nicht mehr. Die wahrhaft kindlichen Mißverständnisse, die darin aufscheinen, sind aber immer noch ein fester Bestandteil des Lohnschreiberlebens.

Die Absage
    Noch ein Mißverständnis. Die Talkshow-Absagegeschichte erschien kurz vor Weihnachten 2004 in der »Süddeutschen Zeitung« - wie ja aus dem Text selbst hervorgeht. Das Nachspiel ist für dieses Buch entstanden. Mittlerweise wird meine mediale Zurückhaltung stärker. Alterserscheinung oder Zeichen von Reife? Ich sehe bekennend gern fern, schon um mir über das Fernsehen das Maul zerreißen zu können. Das Mitschwätzen in einer Talkrunde fällt mir um so schwerer, auch wenn es, egal was man sagt, die (wenn man Bücher verkaufen will, leider dringend nötige) Aufmerksamkeit erhöht und den Lohnschreibermarktwert sofort anhebt.

Mein schönster Mißerfolg
    Auch diese Geschichte ist vollkommen wahr und - auch hier bis auf das kenntlich gemachte Nachspiel - in der »Süddeutschen Zeitung« erschienen, im Frühjahr 2008. Interessant waren die Diskussionen mit den Redakteuren der Zeitung die Geschichte einerseits unbedingt bringen wollten, andererseits aber Bedenken hatten, sie könnte zu larmoyant geraten. Ich hoffe aber doch, daß es mir gelungen ist, mich ohne Jammerton darüber zu beklagen, daß das Buch, dessen Schicksal ich hier beschreibe, zu seinen Lebzeiten nie Beachtung fand. Die knapp 1000 nachgedruckten Exemplare (der »Entsorgungsdruck«) befinden sich nach wie vor wie geschildert in Landsdorf bei den Schäfers, und jeder Interessent kann nach wie vor dort vorsprechen, ein Exemplar entnehmen und dessen literarischen Wert überprüfen und sich an dem Werk ergötzen oder nicht. (Der »Entsorgungsdruck« enthält ein Nachwort, in dem das Schicksal des Buchs doppelt so ausführlich erzählt wird, wie es die Mißerfolgsgeschichte in diesem Buch tut.)
    Witzig wäre, wenn die Schäfers ihre Sammlung irgendwann einem öffentlichen Museum übergeben würden und meine 1000 Sinecure-Bücher auf diesem Weg zum öffentlichen Kunstwerk werden und Wächter womöglich aufpassen würden, daß keines der Bücher entnommen wird, obwohl dies vom Autor doch ausdrücklich erwünscht ist.

Für Geld schreibe ich alles
    Diese Geschichte, beziehungsweise die ausführliche Erinnerung an eine Tagung vom Frühjahr 2000, ist nirgendwo erschienen. (Nachdem damals die Feuilletons meinen Auftritt überraschend freundlich gewürdigt hatten, bat mich der Berliner »Tagesspiegel« um einen Kommentar, den ich auch fabrizierte.) Ich muß hier nicht weitere Anmerkungen anfügen, denn dieser Bericht enthält ja Lohnschreibergedanken und Lohnschreibererfahrungen in Hülle und Fülle. Die Reaktion der Presse hat damals auch klar gemacht, daß selbst das feinere Feuilleton durchaus nicht mehr die Nase rümpft, wenn man sich als Lohnschreiber outet oder stilisiert oder auch mit der Lohnschreiberei kokettiert. Gerade weil das Wort noch immer einen etwas derben und unkünstlerischen Beigeschmack hat, wird es einem durchaus gedankt, wenn man nicht artifiziell von einer höheren Bestimmung der Literatur faselt, sondern sie als ein Erzeugnis bezeichnet, das man für Geld herstellt und verkauft und das gerade deswegen von guten Qualität sein sollte.
    Zur Form dieser Geschichte/dieses Berichts allerdings eine Anmerkung: Es handelt sich ja um so etwas wie ein eigenes Vortragsprotokoll. Ich berichte, was ich gesagt habe, was ich mir dabei dachte, was ich sagen wollte, aber zu sagen vergaß, oder was ich aus Zeitmangel nicht mehr sagen konnte, und ich notiere auch die Reaktionen des Publikums. Man kann auf diese Art und Weise eine Menge mitteilen, weil einem verschiedene Ebenen zur Verfügung stehen. Ein Theatertext kann das nicht. Ein Schauspieler kann nicht sprechen und dabei laut seine Gedanken über sein Gerede hörbar machen. Meine frei gehaltenen Reden zu beschreiben fällt mir leicht, ob es sich auch so leicht liest, weiß ich nicht. Auch in der ersten Geschichte dieses Buchs über das Elend der Peripherie kommt eine frei gehaltene Rede vor (im Gegensatz zu dieser wirklichen Tutzinger Rede allerdings erfunden). Um das Stilmittel des Redeprotokolls (das sich zu einer Art doppelt und dreifachem Bewußtseinsstrom ausbauen ließe) nicht über Gebühr zu strapazieren, habe ich die Peripherie-Redepassagen vorn etwas

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