Aus dem Leben eines Lohnschreibers
gehuscht, aber hier schien mir ihr Auftreten dramaturgisch passend.
Wer sich für Linda interessiert und mehr von dieser flotten, keinesfalls nur meiner Phantasie entsprungenen Person und ihrer segensreichen Wirkung auf die Literatur wissen will, kann in meinem Roman »Das Zeitalter der Eidechse« nach einer gewissen »Nadja« Ausschau halten, die ich dort nur aus Gründen der Tarnung schwarz sein und aus Kenia kommen lasse, die aber mit Linda mehr oder weniger identisch ist. Nadja fällt auch durch reptilienhaftes Verhalten auf. In meinem Roman »Der Liebessalat« trägt das reale Fabelwesen den Namen Rebekka. Und da ich nun schon beim Ausplaudern von Berufsgeheimnissen bin: Linda-Nadja-Rebekka ist eine Vorläuferin der noch skrupelloseren Zofia aus dem Roman »Die Memoiren meiner Frau«, die von ahnungslosen Rezensenten für eine Männerphantasie von mir gehalten wurde. Was den kleinen Roman »Das Zeitalter der Eidechse« betrifft, so ist dessen Held und Icherzähler ein sehr viel erfolgreicherer Lohnschreiber, als ich es bin. Zum Jahrtausendwechsel 1999/2000 schwatzt er diversen Verlagen Bücher zum Jahrtausendwechsel auf, kassiert hohe Vorschüsse und setzt sich dann mit Nadja und einer Menge ergaunertem Geld nach Südamerika ab, ohne eine Zeile geschrieben zu haben. Von einigen böswilligen, ahnungslosen oder mißlaunigen Rezensenten wurde diese Satire fälschlich als Zeichen meiner lohnschreiberischen Raffgier und meines Geschäftssinns gelesen.
Nachdem dem 88jährigen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki im Oktober 2008 bei einer Fernsehpreisverleihung der Kragen geplatzt war, er den Preis nicht annahm und statt dessen das Fernsehen insgesamt und insbesondere die Preisverleihungsveranstaltung als Dreck und Blödsinn bezeichnete, stehe ich nicht mehr allein da mit meinem Verdacht, daß den Machern von dergleichen Festveranstaltungen, einschließlich ihrer Moderationstexteverfasser, jeglicher Verstand abhanden gekommen ist.
Permesso
2006 in der Edition-Tiamat Anthologie »Little Criminals« bei Klaus Bittermann erschienen. Eigentlich hatte ich keine Zeit für diese Geschichte gehabt und schon abgesagt. Geld geht vor. Zehn Seiten in einem Buch bringen nicht viel - im Gegensatz zu zwei Seiten zum Beispiel in der »Vogue«. Für die »Vogue« schrieb ich im Sommer 2006 einen längere Geschichte über Deutsche, die in den italienischen Marken hausen, und spielte diese unbekanntere Region ein bißchen gegen die Toskana aus. Natürlich wird in Italien wie überall geklaut. Man kann eine solche Geschichte nicht schreiben, ohne auf dieses Problem einzugehen. Andererseits kann man in einem Text für die »Vogue« über die Schönheiten südlicher Landschaften, nicht allzu ausführlich über die häßlichen Seiten des Lebens schreiben. Daher bat ich die »Vogue« um zwei Tage Aufschub und schrieb in der Zeit die Diebesbandengeschichte für Bittermanns Kriminalgeschichten-Anthologie. Zum Wahrheitsgehalt: was die Klauerei der albanischen oder osteuropäischen Banden betrifft, spielt sie sich ab wie geschildert. Die Geschichte wäre natürlich literarisch eine Spur seriöser, wenn sie ohne eine Fatima-Widerbegegnung aufhören würde. Aber auch der Halbwahrheit muß die Ehre gegeben werden.
Das Ganovenpärchen heißt nicht ohne, sondern aus folgendem Grund Berim und Fatima: In meinem im Herbst 2005 erschienenen Roman »Die Memoiren meiner Frau« wird die Ablauf der Dinge dadurch ausgelöst, daß sich ein sehr korrekter Richter (Jan Vanderleyden) zu seinem Schrecken in die Braut (Zofia) eines wegen Diebstahls in Untersuchungshaft sitzenden Ganoven (Marek) verliebt. Ich hatte den erfundenen Fall bewußt von meinem Wohnort München weg nach Koblenz verlegt. Auch die positiven Kritiken, die den Roman als Kritik an der Pseudoemanzipation würdigten, empfanden diesen Teil der Handlung als zwar amüsant aber unglaubwürdig. Nur drei Monate später, im Januar 2006, meldeten die Zeitungen genüßlich einen Fall, der am Münchner Landgericht geplatzt und ans Licht gekommen war: »Ausgebaggert! Münchner Richter stolpert über Sex-SMS.« Der natürlich verheiratete Richter hatte sich in die natürlich als »bildhübsch« beschrieben »Räuberbraut« mit dem märchenhaften Namen Fatima verliebt und den Leichtsinn begangen ihr ein paar Kurzmitteilungen zu schicken, wie einsam es ihm im Hotelbett ohne sie zumute sei und dergleichen Avancen mehr. Fatima hatte ihm wohl schöne Augen gemacht, um ihn gnädig zu stimmen und so die
Weitere Kostenlose Bücher