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Aus dem Leben eines Taugenichts - Erzaehlungen

Aus dem Leben eines Taugenichts - Erzaehlungen

Titel: Aus dem Leben eines Taugenichts - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Freiherr von Eichendorff
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Aste zu hängen.
    Das Pferd des Reiters scheute, als ich so plötzlich vom Baume herunterfuhr. Er klopfte ihm den Hals und sagte lachend: «Nun,
     wir sind auch verirrt, da sind wir rechte Kameraden; ich dächte also, du hälfest uns ein wenig den Weg nach B. aufsuchen.
     Es soll dein Schade nicht sein.» Ich hatte nun gut beteuern, daß ich gar nicht wüßte, wo B. läge, daß ich lieber hier im Wirtshause
     fragen oder sie in das Dorf hinunterfahren wollte. Der Kerl nahm gar keine Räson an. Er zog ganz ruhig eine Pistole aus dem
     Gurt, die recht hübsch im Mondschein funkelte. «Mein Liebster», sagte er dabei sehr freundschaftlich zu mir, während er bald
     den Lauf der Pistole abwischte, bald wieder prüfend an die Augen hielt, «mein Liebster, du wirst wohl so gut sein, selber
     nach B. vorauszugehen.»
    Da war ich nun recht übel dran. Traf ich den Weg, so kam ich gewiß zu der Räuberbande und bekam Prügel, da ich kein Geld bei
     mir hatte; traf ich ihn nicht – so bekam ich auch Prügel. Ich besann mich also nicht lange und schlug den ersten besten Weg
     ein, der an dem Wirtshause vorüber vom Dorfe abführte. Der Reiter sprengte schnell zu seinem Begleiter zurück, und beide folgten
     mir dann in einiger Entfernung langsam nach. So zogen wir eigentlich recht närrisch auf gut Glück in die mondhelle Nacht hinein.
     Der Weg lief immerfort im Walde an einem Bergeshang fort. Zuweilen konnte man über die Tannenwipfel, die von unten herauflangten
     und sich dunkel rührten, weit in die tiefen, stillen Täler hinaussehen, hin und her schlug eine Nachtigall, Hunde bellten
     in der Ferne in den Dörfern. Ein Fluß rauschte beständig aus der Tiefe und blitzte zuweilen im Mondschein auf. Dabei das einförmige
     Pferdegetrappel und das Wirren und Schwirren der Reiter hinter mir, die unaufhörlich in einer fremden Sprache miteinander
     plauderten, und das helle Mondlicht und die langen Schatten der Baumstämme, die wechselnd über die beiden Reiter wegflogen,
     daß sie mir bald schwarz, bald hell, bald klein, bald wieder riesengroß vorkamen. Mir verwirrten sich ordentlich die Gedanken,
     als läge ich in einem Traum und könnte gar nicht aufwachen. Ich schritt immer stramm vor mich hin. Wir müssen, dachte ich,
     doch am Ende aus dem Walde und aus der Nacht herauskommen.
    Endlich flogen hin und wieder schon lange rötliche Scheine über den Himmel, ganz leise, wie wenn man über einen Spiegel haucht,
     auch eine Lerche sang schon hoch über dem stillen Tale. Da wurde mir auf einmal ganz klar im Herzen bei dem Morgengruße, und
     alle Furcht war vorüber. Die beiden Reiter aber streckten sich und sahen sich nach allen Seiten um und schienen nun erst gewahr
     zu werden, daß wir doch wohl nicht auf dem rechten Wege sein mochten. Sie plauderten wieder viel, und ich bemerkte wohl, daß
     sie von mir sprachen, ja es kam mir vor, als finge der eine sich vor mir zu fürchten an, als könnt ich wohl gar so ein heimlicher
     Schnapphahn sein, der sie im Walde irreführen wollte. Das machte mir Spaß, denn je lichter es ringsum wurde, je mehr Courage
     kriegt ich, zumal da wir soeben auf einen schönen, freien Waldplatz herauskamen. Ich sah mich daher nach allen Seiten ganz
     wild um und pfiff dann ein paarmal auf den Fingern, wie die Spitzbuben tun, wenn sie sich einander Signale geben wollen.
    «Halt!» rief auf einmal der eine von den Reitern, daß ich ordentlich zusammenfuhr. Wie ich mich umsehe, sind sie beide abgestiegen
     und haben ihre Pferde an einen Baum angebunden. Der eine kommt aber rasch auf mich los, sieht mir ganz starr ins Gesicht und
     fängt auf einmal ganz unmäßig an zu lachen. Ich muß gestehen, mich ärgerte das unvernünftige Gelächter. Er aber sagte: «Wahrhaftig,
     das ist der Gärtner, wollt sagen: Einnehmer vom Schloß!»
    Ich sah ihn groß an, wußte mich aber seiner nicht zu erinnern, hätte auch viel zu tun gehabt, wenn ich mir alle die jungen
     Herren hätte ansehen wollen, die auf dem Schlosse ab und zu ritten. Er aber fuhr mit ewigem Gelächter fort: «Das ist prächtig!
     Du vazierst wie ich sehe, wir brauchen eben einen Bedienten, bleib bei uns, da hast du ewige Vakanz.» – Ich war ganz verblüfft
     und sagte endlich, daß ich soeben auf einer Reise nach Italien begriffen wäre. – «Nach Italien?!» entgegnete der Fremde; «eben
     dahin wollen auch wir!» – «Nun, wenn das ist!» rief ich aus und zog voller Freude meine Geige aus der Tasche und strich, daß
     die Vögel im Walde

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