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Aus dem Leben eines Taugenichts - Erzaehlungen

Aus dem Leben eines Taugenichts - Erzaehlungen

Titel: Aus dem Leben eines Taugenichts - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Freiherr von Eichendorff
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waren. Zwei darunter gefielen mir ganz besonders
     gut. «Habt Ihr die auch gemalt?» fragte ich den Maler. «Warum nicht gar!» erwiderte er, «die sind von den berühmten Meistern
     Leonardo da Vinci und Guido Reni – aber da weißt du ja doch nichts davon!» – Mich ärgerte der Schluß der Rede.«Oh», versetzte
     ich ganz gelassen, «die beiden Meister kenne ich wie meine eigene Tasche.» – Da machte er große Augen. «Wieso?» fragte er
     geschwind. «Nun», sagte ich, «bin ich nicht mit ihnen Tag und Nacht fortgereist, zu Pferde und zu Fuß und zu Wagen, daß mir
     der Wind am Hute pfiff, und hab sie alle beide in der Schenke verloren und bin dann allein in ihrem Wagen mit Extrapost immer
     weiter gefahren, daß der Bombenwagen immerfort auf zwei Rädern über die entsetzlichen Steine flog, und» – «Oho! Oho!» unterbrach
     mich der Maler und sah mich starr an, als wenn er mich für verrückt hielte. Dann aber brach er plötzlich in ein lautes Gelächter
     aus. «Ach», rief er, «nun versteh ich erst, du bist mit zwei Malern gereist, die Guido und Leonhard hießen?» – Da ich das
     bejahte, sprang er rasch auf und sah mich nochmals von oben bis unten ganz genau an. «Ich glaube gar», sagte er, «am Ende
     – spielst du die Violine?» – ich schlug auf meine Rocktasche, daß die Geige darin einen Klang gab. – «Nun wahrhaftig», versetzte
     der Maler, «da war eine Gräfin aus Deutschland hier, die hat sich in allen Winkeln von Rom nach den beiden Malern und nach
     einem jungen Musikanten mit der Geige erkundigen lassen.» – «Eine junge Gräfin aus Deutschland?» rief ich voller Entzücken
     aus, «ist der Portier mit?» – «Ja, das weiß ich alles nicht», erwiderte der Maler, «ich sah sie nur einige Male bei einer
     Freundin von ihr, die aber auch nicht in der Stadt wohnt. – Kennst du die?» fuhr er fort, indem er in einem Winkel plötzlich
     eine Leinwanddecke von einem großen Bilde in die Höhe hob. Da war mirs doch nicht anders, als wenn man in einer finsteren
     Stube die Laden aufmacht und einem die Morgensonne auf einmal über die Augen blitzt, es war – die schöne gnädige Frau! – Sie
     stand in einem schwarzen Samtkleide im Garten und hob mit einer Hand den Schleier vom Gesicht und sah still und freundlich
     in eine weite, prächtige Gegend hinaus. Je länger ich hinsah, je mehr kam es mir vor, als wäre es der Garten am Schlosse,
     und die Blumen und Zweige wiegten sich leise im Winde, und unten in der Tiefe sähe ich mein Zollhäuschen und die Landstraße
     weit durchs Grüne und die Donau und die fernen blauen Berge.
    «Sie ists, sie ists!» rief ich endlich, erwischte meinen Hut und rannte rasch zur Tür hinaus, die vielen Treppen hinunter,
     und hörte nur noch, daß mir der verwunderte Maler nachschrie, ich sollte gegen Abend wiederkommen, da könnten wir vielleicht
     mehr erfahren!

Achtes Kapitel
    Ich lief mit großer Eilfertigkeit durch die Stadt, um mich sogleich wieder in dem Gartenhause zu melden, wo die schöne Frau
     gestern abend gesungen hatte. Auf den Straßen war unterdes alles lebendig geworden, Herren und Damen zogen im Sonnenschein
     und neigten sich und grüßten bunt durcheinander, prächtige Karossen rasselten dazwischen, und von allen Türmen läutete es
     zur Messe, daß die Klänge über dem Gewühle wunderbar in der klaren Luft durcheinander hallten. Ich war wie betrunken von Freude
     und von dem Rumor und rannte in meiner Fröhlichkeit immer gerade fort, bis ich zuletzt gar nicht mehr wußte, wo ich stand.
     Es war wie verzaubert, als wäre der stille Platz mit dem Brunnen und der Garten und das Haus bloß ein Traum gewesen und beim
     hellen Tageslicht alles wieder von der Erde verschwunden.
    Fragen konnte ich nicht, denn ich wußte den Namen des Platzes nicht. Endlich fing es auch an sehr schwül zu werden, die Sonnenstrahlen
     schossen recht wie sengende Pfeile auf das Pflaster, die Leute verkrochen sich in die Häuser, die Jalousien wurden überall
     wieder zugemacht, und es war auf einmal wie ausgestorben auf den Straßen. Ich warf mich zuletzt ganz verzweifelt vor einem
     schönen großen Hause hin, vor dem ein Balkon mit Säulen breiten Schatten warf, und betrachtete bald die stille Stadt, die
     in der plötzlichen Einsamkeit bei heller Mittagsstunde ordentlich schauerlich aussah, bald wieder den tiefblauen, ganz wolkenlosen
     Himmel, bis ich endlich vor großer Ermüdung gar einschlummerte. Da träumte mir, ich läge bei meinem Dorfe auf

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