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Aus dem Nichts ein neues Leben

Aus dem Nichts ein neues Leben

Titel: Aus dem Nichts ein neues Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Truppen?« schrie Baum. »Nur vollgefressene Etappensäcke! Zahlmeister und Großfressen! Wo ist hier ein Soldat? Die stehen da hinten an der Grenze, und hier haut alles ab! In Pelzmänteln! Mit dem Sprit, den unsere Panzer vorne brauchen! Ihr Lumpen!«
    »Ich verhafte Sie!« Der Hauptmann der Feldgendarmerie griff nach seiner Pistolentasche. Sein Gesicht war geschwollen vor Zorn. »Im Namen des Führers …«
    »Ich scheiße auf deinen Führer!« brüllte Baum zurück. »Ich bin Ortsgruppenleiter, und wenn du Idiot schießen willst, ich kann das auch!« Er riß aus der Manteltasche seine Pistole, und das ging schneller als das Lösen der Lederschlaufe an der Pistolentasche.
    »Mann! Sind Sie verrückt?« Der Hauptmann blickte sich nach seinen vier Männern um. Aber die waren plötzlich nicht mehr da. Eine geballte Masse zu allem entschlossener Männer hatte sie einfach überrollt, als Baum mit seinem Eingreifen die Scheu vor der Uniform genommen hatte. Jetzt besetzten die Bauern die Kreuzung, die Verkehrskellen der vier verschwundenen Feldgendarmen tauchten auf, eine Reihe Leiber versperrte jetzt die Kreuzung, die roten Stopzeichen blinkten. Knirschend hielt der erste Wagen, dem sich das Hindernis in den Weg stellte. Ein Küchenwagen, mit dampfendem Kessel. Im Fahrerhaus saß ein feister, mondgesichtiger Zahlmeister. Hinten, neben dem Kessel, in wohliger Wärme, hockten in dicken Mänteln die Köche. Ein Oberfeldwebel und zwei Unteroffiziere. Nach dem Küchenwagen bremste ein Schreibstubenlaster, dahinter eine Werkstatt … und dann Wagen an Wagen. Es war, als bestände die ganze deutsche Wehrmacht nur aus Troßfahrzeugen.
    »Ich bringe Sie vors Kriegsgericht!« brüllte der Hauptmann. »Sie verhindern den Aufmarsch einer Armee!«
    »Ich rette mein Dorf –« sagte Baum, plötzlich ganz ruhig. Er sah, wie sich die Flüchtlingstrecks endlich wieder in Bewegung setzen konnten. Die Bauernwagen mit den Pferden, die Trecker, die Kühe, die trostlose Fracht aus Betten, Tischen, Kommoden, Töpfen, Körben und Säcken, aus Greisen, Kindern und Frauen rollte langsam hinter ihm vorbei. Das machte ihn glücklich. Ich bin doch noch zu etwas nutze, sagte er sich. Vielleicht rechnen sie mir das an, eine gute Tat gegen hundert dämliche Parteireden, die ich gehalten habe. Einmal Wahrheit gegen tausend Lügen.
    Die lange Troßschlange begann wild zu hupen. Offiziere liefen nach vorn und brüllten die Bauern an. Aber das waren Ostpreußen, mit Schädeln so dick wie das Eis auf den Seen im Frost und so standhaft wie die jahrhundertealten Bäume in den weiten Wäldern rund um Masuren. Sie fielen vor Stimmen nicht um, auch nicht, wenn diese Stimmen aus Uniformen mit silbernen Schulterstücken klangen. Sie starrten die Offiziere aus zusammengekniffenen Augen an, und einer aus dieser Mauer auf der Kreuzung sagte langsam zu einem Stabsintendanten:
    »Maanchen, wennste nich weggehst, scheiße ich dich in die Luft …«
    »Das ist Revolution!« brüllte der Hauptmann. Er griff wieder zur Pistolentasche.
    »Laß stecken, Maanchen …«, sagte Baum breit.
    »Sie Verräter!« Der Hauptmann hatte seine Pistole frei. Aber er kam nicht dazu, sie auf Baum anzulegen. Mit einer Ruhe, die er selbst nicht verstand, drückte Baum zuerst ab. Der Schuß traf den Hauptmann in den rechten Oberarm, stieß ihn zurück, er rutschte auf dem vereisten Boden aus und fiel auf die Knie. Ungläubig starrte er Felix Baum an und preßte die Linke auf seinen durchschossenen Arm. Unter seinen Fingern quoll träge Blut hervor.
    Baum kümmerte sich nicht mehr um ihn. Er wendete sein Motorrad und raste die Kolonne zurück. Drei Bauern hoben den Hauptmann von der Straße, stützten ihn und brachten ihn zum Küchenwagen. Der Intendant im Fahrerhaus war bleich geworden und zitterte, als einer der Bauern die Tür aufriß.
    »Kümmert euch um ihn!« sagte er. »Ein Heimatschuß! Aber wo ist denn noch die Heimat?«
    »Ihr seid verrückt geworden …«, stotterte der Zahlmeister.
    »Und ihr? Warum seid ihr nicht vorn an der Front, he? Wo wollt ihr denn hin? In Sicherheit, was? Aber erst die Zivilbevölkerung, Maanchen! Soldaten gehören nach vorn.«
    Er ließ den Hauptmann stehen, an den Wagen gelehnt, und rannte zurück zur Kreuzung. Dort standen sich Offiziere und Bauern gegenüber … wehrlose Männer, die hinter sich ihre Frauen und Kinder, Enkel und Urenkel vorbeirattern hörten, und Männer mit Waffen in den Händen, die ebenfalls nach Norden und Westen wollten.
    Aus dem

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