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Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)

Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)

Titel: Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julika Szabó
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unbekannten Schmerz. Schlimmstenfalls holen sie noch die Geburtsvideos ihrer ersten drei Kinder aus der Tasche.
    Auch Dieter scheint sich mit dieser Gattung auszukennen, denn ohne auf Gittas Ergüsse einzugehen, fährt er unbeirrt fort:
    „Also, wir hier in der GEBURTSKLINIK AM PARK stellen uns die Geburt als ein Fest vor. Ein Geburtsfest. Kinder, wie wollen wir dieses Fest feiern?.
    „Na, wie wohl, mit lecker Würstchen und Pilsgetränk“ wirft ein zu spät kommender Schnösel mit Schlips & Kragen in den Raum und erntet dafür eine wohlverdiente Salve Buhrufe der anwesenden Feministinnen.  Mit Entsetzen muss ich feststellen, dass es sich bei dem Chauvi um den Kindesvater oder sollte ich besser sagen zukünftigen Ex-Vater meines noch zu gebärenden Sohnes respektive meiner noch zu gebärenden Tochter handelt. Ich versinke vor Scham in den Boden, als er sich neben mich setzt und lauthals fragt: „Und ist das endlich der richtige Gebärschuppen hier?“
    Dieter lässt sich durch nichts beirren.
    „Also, als erstes zünden wir viele Kerzen an, um eine harmonische Stimmung herzustellen. Dann bekommt jede Frau ihre persönliche Duftmischung z.B. Ylang-Ylang und Rosmarin zur Vorbereitung der Entbindung.
    Als Einlauf oder was? schießt es mir in den Kopf, während Dieter fortfährt.
    „Bei uns werden die Frauen auf keinen Fall rasiert, wir gehen davon aus, dass die zwangsweise Rasur der Mutter ein nicht wieder gut zu machendes Trauma bei dem Ungeborenen hervorruft.“
    Prima, die Köpfe rasiert, aber im Schambereich Rastazöpfe, an denen sich die kleinen Babys lianengleich auf die Welt hangeln können, stelle ich mir mit Entsetzen vor, während ich die überwiegend raspelkurzen Haartrachten meiner Mitgebärenden betrachtete.
    „Und wie sieht es mit Schmerzmitteln aus?“ wagt eine meiner Sitznachbarinnen zu fragen. Diese Frage brennt auch auf meiner Zunge, ich ahne jedoch Schreckliches.
    Ein Sturm der Entrüstung bricht los.
    „Wie kannst Du es wagen, nur an so etwas zu denken. Abgesehen, dass Du Dir die wichtigste Erfahrung in Deinem Leben, den Geburtsschmerz raubst, wird Dein Kind sich im Leben niemals durchsetzen können. Schau Dir doch die armen Kinder an, die mit Kaiserschnitt unter Narkose ohne den langen dunklen Weg durch den Geburtskanal auf die Welt kommen. Lebensunfähige arme Würmchen, die den Rest ihres Lebens an Minderwertigkeitskomplexen, Hühneraugen und Verstopfung leiden.“
    Mir brummt der Schädel.
    Bin ich nicht sogar selbst eines dieser armseligen Wesen ohne Durchsetzungskraft? Bislang hat mich das -abgesehen von den Hühneraugen- nie gestört, aber vielleicht sollte ich mal mit meinem Therapeuten darüber sprechen.
    Doch vorher werde ich mir einen Termin im Städtischen Krankenhaus um die Ecke geben lassen. Zur Entbindung. Am nächsten ersten, um 10.00 Uhr morgens. Mit Kaiserschnitt und Vollnarkose. Und garantiert ohne langen dunklen Weg durch den Geburtskanal. 

Natürlich wickeln
    Unendliche Breiten.
    Tagebuch einer Rabenmutter. Wir schreiben die 28.
    Schwangerschaftswoche. 85 cm Bauchumfang und kein Ende in Sicht.
    Und schon wieder eine unendliche schwere Entscheidung, die  getroffen werden muss: Stoff oder Papier ?
    Das ist hier die Frage.
    Als ökologisch korrekte Mutter fällt mir diese Entscheidung in Anbetracht der immer wachsenden Müllberge leicht. Mein Kind wird natürlich nur in Stoffwickeln gewindelt werden.
    Aus diesem Grunde wälze ich bereits zum Frühstück stapelweise Versandhauskataloge und Prospekte.
    Sehr  gemütlich sieht die Wollwindelhose Niclas aus. Oder vielleicht doch lieber die Microfaserschlupfhose Ann-Kathrin? Und was ist mit der praktischen, da unverwüstlichen Wickelwindelhose Reinhold?
    Hin- und her gerissen zwischen der merinoschurwollenen BABYDICHT und der Hanfwindel BABYRELAX mit dem Supersaugstark-Einsatz beschließe ich, mich an eine Expertin zu wenden.
    Auf dem Windelsektor fällt mir nur eine echte Spezialistin ein. Ökolette-Annette.
    Annette ist die einzige, die es geschafft hat, die  Stoffwindeln aus der Babyzeit durch die Schulzeit hinweg bis zur Universität zu retten. Die Farben wechselten zwar, aber die Stoffwindel blieb.
    „Stoffwindeln?“ schallt mir da ein lautes Lachen von Annette aus dem Telefonhörer  entgegen.
    „Du lebst ja wohl noch völlig hinter dem Mond. Stoffwindeln sind der größte Unsinn, den es gibt.  Besuch uns doch einfach zu Hause. Heute ist PiWi-Gruppen-Tag.“
    Der Telefonhörer fällt mir vor Erstaunen bald aus

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