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Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)

Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)

Titel: Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julika Szabó
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den Händen. Annette wickelt nicht in Stoffwindeln?  Ja, ist denn auf gar nichts mehr Verlass? Und was hat es mit der PiWi-Gruppe auf sich? Ist das schon wieder so etwas wie eine Krabbelgruppe?
    Ökolette-Annette hält sich bedeckt.
    „Du wirst schon sehen. Komm einfach heute Nachmittag zu
    uns, da findet unser wöchentliches Treffen statt.“
    Gespannt wie ein Flitzebogen betrete ich um Punkt drei den Hausflur des Mietshauses in dem Annette und ihr Freund Peter seit Studentenzeiten leben.
    Streife Deine Schuhe und Deinen seelischen Ballast ab, bevor Du unser Heim betrittst und Du wirst an unserer Freude teilhaben und innere Ruhe finden.
    Dankbar folge ich den handgeschrieben Anweisungen auf der schiefernen Kommunikationstafel, die den Hausflur ziert und deponiere 2,5 Liter seelischen Müll in dem dafür vorgesehenen Entsorgungsbehälter.
    Puh, der Mitbewohner von Annette und Peter könnte auch mal wieder das Katzenklo reinigen. Irgendwie müffelt es dezent im ganzen Hausflur. Vielleicht hat aber auch einer der beiden einen überfüllten Windeleimer in der Ecke vergessen.
    Also mit dem Original-Windel-Wringer und dem dazu-gehörigen Windel-Wringer-Windelcontainer wäre das nicht passiert, klingen mir Holgers Worte noch in den Ohren. Denn der fasst über 150 Windeln. Absolut geruchsfrei. Eine ganz eine reelle Sache.
    Ich denke kurz darüber nach, Annette und Peter einen WiWriCo zu besorgen, natürlich nicht ohne mich angemessen an Holgers Provision zu beteiligen, als mir auch schon geöffnet wird.
    Es verschlägt mir nicht nur den Atem.
    Annette und Peter haben ihre Wohnung augenscheinlich in ein Feuchtbiotop verwandelt. Pflanzen, nichts als Pflanzen, einschließlich einer ordentlichen Hanfplantage, rein zu Studienzwecken versteht sich, bin ich bei den beiden ja bereits aus Studienzwecken gewohnt. Doch zwischen-zeitlich haben sie ihre Sammlung anscheinend um einige subtropische Exemplare ergänzt, denn die vorherrschende Temperatur liegt bei mindestens 32° C.  Und offensichtlich halten sich die beiden auch noch ein paar Pumas in ihrem Dschungel, denn der als dezent zu bezeichnende Geruch aus dem Hausflur hat sich innerhalb der Wohnung um ein 100faches verstärkt.
    „Mitkommen“ kommandiert der schätzungsweise zwei-jährige nackte Pimpf, der mir die Tür aufgemacht hat.
    Gehorsamst folge ich ihm. Am liebsten würde ich es ihm gleich tun und auch die winterliche Bekleidung vom Leibe reißen.
    In dem, was früher der Gemeinschaftsraum der ehemaligen WG von Annette und Peter sowie drei weiteren Artgenossen war, bietet sich mir ein friedliches Bild.
    Babys und Kleinkinder in rauen Mengen krabbeln, robben und rollen auf dem Boden herum.
    Nackt.
    Um sie herum vereinzelte Erwachsene, die das muntere Treiben der kleinen mit strahlenden Augen verfolgen.
    Nicht nackt.
    „Na, habe ich Dir zu viel versprochen?“ empfängt mich Annette mit einem sonnigen Lächeln.
    „Das alles sind Babys und Eltern aus der PiWi-Gruppe.“
    „Und was heißt PiWi genau?“
    „Popos im Wind.“
    „Ach ja. Das habe ich auch gehört, dass man Kinder öfters mal nackig strampeln lassen soll. Soll gut für die Haut sein.“
    „Ja, ja. Öfters mal.“
    Ökolette-Annette wirft mir einen mitleidigen Blick zu.
    „Niemals. Wir PiWi-Anhänger wickeln unsere Kinder niemals. Windeln hemmen die freie Entfaltung und Kreativität von Kindern.“
    Noch während Annette diese Worte spricht, setzt Anton, Sohn Nr. 1 von Annette und Peter ein kreatives Häufchen zwischen Yuccapalme und Bücherregal Billy.
    Annette scheint das nicht sehr zu stören.
    „Du Dein Sohn hat da gerade….“, versuche ich die Mutter von Sohn Nr. 1 auf das kleine Missgeschick aufmerksam zu machen.
    Unbeirrt redet Annette weiter.
    „Du Annette, Dein Sohn hat da einen Haufen….“, starte ich einen neuen Versuch.
    „Ach lass nur, das lohnt sich jetzt nicht.“
    Und jetzt, wo sich meine kurzsichtigen Augen genauer umschauen, sehe ich es auch.
    Vivien hat ihr Häufchen adrett auf Susa-Annes Babydeckchen gesetzt, während Marvin gerade versucht, im Stehen zu pullern.
    Lilli sitzt mitten in der Scheiße, aber nicht in ihrer eigenen, denn Kevin bearbeitet ihren Haufen hartnäckig mit Hammer und Meißel.
    Henri, Sohn Nr. 2 von Annette zielt mit seinem kleinen Schniedel direkt auf Annettes Teetasse, verfehlt jedoch sein Ziel mit der Folge, dass der Strahl ihre auf dem Boden stehenden Pantoffeln trifft.
    Ich will gerade aufspringen und retten, was zu retten ist, doch Annette winkt müde

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