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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Carol-Page-Schweineschnauze war die Geliebte – schon immer.
    Genau wie dieser rosige, pelzige Alien mit den glühenden Augen der ihre war, wenn sie auch das Wort noch nie benutzt hatte. Die Liebe ihres Lebens.
     
    Wenn sich zwei lange getrennte Liebende, die von ihrer Liebe selbst noch nichts wissen, endlich begegnen und sich ihre Liebe offenbaren, ist es immer dasselbe. Auch wenn eine Vitrexscheibe sie trennt.
    Lange, sprachlose, aber erfüllte Momente, das Wunder fühlen, daß du mich auch liebst … daß du da bist, daß Du + Ich = Eins. Ihr Geliebter zeigte ihr seine Welt Auln, er zeigte ihr die Seher, die lange Ausbildung zum Sternenrufer. Der Alien war noch jung, erfuhr sie. Er war auf seiner ersten Sternensuche gewesen, als er Kontakt mit ihr bekam, Sie wollte alles wissen, sie konnte von den Bildern nicht genug bekommen, wollte selbst die Alltagsdinge aus dem Leben ihres Geliebten erfahren. Das ihre war ihm, der Stimme, natürlich bekannt.
    Als die Strömung zwischen ihnen stärker wurde, stellte sie sich den Alien immer mehr als männliches Wesen vor. Wie sie selbst hatte der Alien, so erfuhr sie von ihm, nie ein Kind gehabt. Und jetzt gab es außer ihm keine anderen ›Männer‹ in CPs Universum mehr.
    Zweimal berührte sie die Gewalt, durch die sie hergekommen war, und jedesmal verstärkte sich das Strömen, bis es fast schmerzhaft wurde. So stark, so stark unterstützte und beruhigte er sie!
    Sie suchten ungestüm nach Möglichkeiten, in engeren Kontakt zu kommen und drückten sich schließlich mit dem ganzen Körper an das Vitrex. Sie konnten es nicht einmal ertragen, den Kontakt zu unterbrechen, um zu essen. Am Rande dachte CP, daß dies wohl der Grund für ein leichtes Schwächegefühl war.
    Dann kam der Tag, als ihr Zeitmesser nachdrücklich schellte und sie darauf aufmerksam machte, daß die rote Markierung überschritten war. Die Übelkeit, die sie ignoriert hatte, war sehr real.
    Die Luft der Calgary war verbraucht.
    Es war Zeit hinauszugehen – zu ihm. Sie erklärte, was er bereits wußte, und empfing seine Zustimmung.
    Als die große Schleuse aufging, war die Luft, die hereinströmte, unglaublich süß und frisch – Frühlingsluft, wie CP sie noch nie geatmet hatte. Der Gestank der Calgary stand wie Nebel in der Schleuse. Das erste, was sie dahinter sah, war seine Hand, zu ihr ausgestreckt. Er führte sie heraus in einen anderen Tod.
     
    Und wieder, wenn zwei Liebende endlich in körperlichen Kontakt kommen, ist es immer dasselbe. Aber diese beiden waren dennoch getrennt; nicht durch eine Mauer, sondern durch die Gefangenschaft in völlig verschiedenen Körpern mit völlig unterschiedlichen Bedürfnissen.
    Unnötig, ihre Bemühungen während dieser ersten Stunden zu beschreiben. Es soll genügen zu sagen, daß sie zweierlei lernten. Zuerst einmal befreiendes Gelächter und dann das, was auch alle Liebenden auf der Erde schnell herausfinden, nämlich daß nichts ausreicht.
    Sie schoben es auf ihre biologischen Unterschiede, aber sie vermuteten die Wahrheit. Wo Liebe stark und verzehrend und schweigend ist, kann nur das Unmögliche, die absolute Verschmelzung, das Feuer löschen.
    Auf dieser Welt war eine so tiefe Vereinigung kaum weniger unmöglich als auf der Erde. Am Ende fanden sie den physischen Kontakt, Handfläche auf Handfläche, am tiefsten und stärksten, und beschränkten sich darauf.
    Äußere Ereignisse gab es kaum, aber sie waren dennoch die wichtigsten im Universum. Während sie sich noch wundervoll wohl fühlte, führte er sie bergan auf eine kleine Lichtung, von der aus sie das Land überblicken konnten. Sie sah die prächtigen, selbstleuchtenden Farben von Aulns Kulturland, die Wildnis und die Flüsse und in der Ferne eine kleine Stadt, die sich im Himmel darüber spiegelte. Dahinter lag das strahlende Meer, von dem eine sanfte Brise herüberwehte. In der Ferne spielten seltsame Seewesen. Ihr Geliebter lockte einige von Aulns ›Vögeln‹ und andere seltsame und faszinierende Tiere an.
    Einmal dachte sie wehmütig an ihre Nase, und er erklärte ihr in Bildern, daß auch seine Hängeohren als tragisches Schicksal betrachtet wurden. Selbst auf dieser Welt, wo sich die Wesen so stark unterschieden, daß sie kaum der gleichen Art anzugehören schienen, hatten durch Zufall die meisten aufrecht stehende Ohren oder Sinnesorgane. Sein runder Kopf war praktisch das einzige Merkmal, das alle als mehr oder weniger häßlich betrachteten. Auf diese Enthüllung folgte eine lange Zeit

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