Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
Vom Netzwerk:
mir nichts bedeutet.
    Sie haben mir Alans Notiz gezeigt, aber dann haben sie sie wieder weggenommen. Warum haben sie das gemacht? Seine letzten Aufzeichnungen, die letzten Worte, die er schrieb, bevor seine Hand das … das …
    Ich erinnere mich aber. Plötzlich und ganz leicht gaben die Grenzen nach. Und wir erfuhren von Wahrheiten jenseits des Grabes. Die Beschränkungen der Menschheit gelten nicht mehr, wir sind am Ende. Ich liebe …
    Schon gut, Barney, ich bin in Ordnung. Wer hat das geschrieben? Robert Frost? Die Grenzen gaben nach … Oh, er sagte noch, ich soll dir sagen: Diese schreckliche Stimmigkeit. Was heißt das?
    Du kannst das nicht beantworten, lieber Barney. Ich schreibe nur, um bei Verstand zu bleiben. Ich leg’s in dein Versteck. Danke, danke, lieber Barney. Ich hab dich erkannt, obwohl ich so benommen war. Als du mir die Haare abgeschnitten und mein Gesicht mit Dreck eingerieben hast, wußte ich trotzdem, daß es in Ordnung war, weil du es warst. Barney, du hast mir so geholfen, du warst immer der liebe Barney.
    Als das Zeug nicht mehr wirkte, hatte ich schon alles gemacht, was du gesagt hattest, getankt und eingekauft. Jetzt sitze ich hier in deiner Hütte. Mit diesen Kleidern, die du mir gegeben hast – ich glaube, ich sehe wirklich wie ein Junge aus. Der Tankwärter hat »Mister« gesagt.
    Ich verstehe es immer noch nicht ganz, aber ich darf nicht ständig zurückstürzen. Aber du hast mir das Leben gerettet, das weiß ich. Als ich das erstemal im Ort war, hab ich eine Zeitung gekauft. Man hat das Flüchtlingslager auf Apostle Island bombardiert. Und ich las von den drei Frauen, die ein Flugzeug der Air Force stahlen und Dallas bombardierten. Natürlich wurden sie über dem Golf abgeschossen. Ist es nicht seltsam, daß wir einfach nichts tun? Wir werden einfach nacheinander umgebracht. Jetzt bombardieren sie sogar ein Flüchtlingslager! Wie hypnotisierte Kaninchen sind wir. Wir sind eine zahnlose Rasse.
    Weißt du, daß ich vorher noch nie die Frauen allein meinte, wenn ich »wir« sagte, »Wir«, das waren immer ich und Alan und natürlich Amy. Aber wenn nur Frauen getötet werden, solidarisiere ich mich … du siehst, wie klar ich bin.
    Aber ich kann es immer noch nicht begreifen.
    Bei der ersten Fahrt besorgte ich Salz und Spiritus. Ich ging zu diesem kleinen Red Deer-Laden und bekam mein Zeug von dem alten Mann, der da sitzt – genau wie du gesagt hast. Siehst du, ich hab’s nicht vergessen! Er nannte mich »Junge«, aber ich glaube, er hat was gemerkt. Er weiß, daß ich in deiner Hütte wohne.
    Nun ja, jedenfalls sind ein paar Männer und Jungen gekommen. Sie waren alle so normal, sie haben gelacht und Scherze gemacht. Ich konnte es gar nicht glauben, Barney. Ich wollte gerade an ihnen vorbeigehen, als einer sagte: »Heinz hat einen Engel gesehen.« Einen Engel. Ich blieb stehen und hörte zu. Sie sagten, es wäre ein großer, strahlender Engel gewesen. Er wollte sehen, ob die Menschen Gottes Willen erfüllten, meinte einer. Und er sagte, Moosenee oben an der Hudson Bay sei jetzt eine befreite Zone. Ich bin schnell hinten rausgegangen. Der alte Mann hat sie auch gehört. Er sagte leise zu mir: Ich werde die Kinder vermissen.
    Barney, die Hudson Bay ist doch im Norden, bei etwa 60°, oder? Das heißt, daß es jetzt auch von dort kommt.
    Aber ich muß noch einmal zurück und Angelhaken kaufen. Von Brot allein kann ich nicht leben. Letzte Woche fand ich ein Reh, das ein Wilderer getötet hatte, den Kopf und die Beine. Ich hab Eintopf gemacht, es war ein Festessen. Aber die Augen … ich frage mich, ob meine jetzt genauso aussehen.
    Ich hab heute die Angelhaken geholt. Es war schlimm, ich kann nicht mehr hingehen. Vor dem Laden standen wieder Männer, aber sie waren anders. Böse und voller Spannung. Keine Jungs. Und ein neues Schild hing davor; ich konnte es nicht sehen. Vielleicht stand ›befreites Gebiet‹ darauf.
    Der alte Mann gab mir schnell die Haken und flüsterte: »Junge, nächste Woche sind lauter Jäger im Wald.« Ich bin fast gerannt.
    Etwa eine Meile weiter hat mich ein blauer Pickup verfolgt. Er war wohl nicht aus dieser Gegend. Ich fuhr meinen VW in einen Waldweg, und er rauschte vorbei. Nach einer Weile fuhr ich vorsichtig weiter, aber ich hab den Wagen eine Meile entfernt stehengelassen und bin gelaufen. Es ist schon erstaunlich, wie viele Zweige man braucht, um einen gelben VW zu verstecken.
    Barney, ich kann nicht hierbleiben. Ich esse rohen Barsch, damit niemand

Weitere Kostenlose Bücher