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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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und neutralisieren. Er dachte sehr, sehr vorsichtig an sein Leben mit Anne, an seine Sexualität. Ja; ein großer Teil ihres Liebesspiels konnte als genitalisierte, sexuell verfärbte Grausamkeit gedeutet werden. Jagdtrieb … Er dachte schnell an etwas anderes. Jemand hatte einmal geschrieben: Das panische Element, das immer im Sex enthalten ist. Wer war es? Fritz Leiber? Die Verletzung sozialer Distanz vielleicht; noch ein bedrohliches Element. Das ist jedenfalls unser schwaches Glied, dachte er. Unser wunder Punkt … ihm fiel wieder das schreckliche Gefühl der Stimmigkeit ein, als er das Messer in der Hand hatte und sich Gewaltakte vorstellte. Als wäre es genau das Richtige, die einzige Möglichkeit. Was fühlten Barneys Fadenwürmer, wenn sie sich mit dem falschen Ende des Weibchens paarten?
    Schließlich meldete sich ein körperliches Bedürfnis, und er suchte eine Toilette. Der Raum war bis auf etwas, das er für einen Haufen Kleider vor der letzten Tür hielt, völlig leer. Dann aber bemerkte er die rotbraune Lache, in der der Haufen lag, und die bläulichen Hügel eines nackten, schmalen Gesäßes. Er wich atemlos zurück und floh in die nächste Menschenmenge. Er wußte, daß er nicht der erste war, der sich so verhielt.
    Natürlich. Jeder sexuelle Antrieb. Auch Knaben und Männer.
    Vor der nächsten Toilette wartete er eine Weile, bis er sicher war, daß die Männer ganz normal hineingingen und wieder herauskamen.
    Danach kehrte er zu seinem Stuhl zurück und sagte sich immer wieder die Worte vor: Geh zum Labor! Geh nicht heim! Geh direkt zum Labor! Noch drei Stunden; er saß wie betäubt auf 26° N, 81° W und atmete, atmete …
     
    Liebes Tagebuch. Heute abend war was los. Daddy ist heimgekommen!!!! Aber er war so komisch; er ließ das Taxi warten und ist in der Tür stehengeblieben, und er wollte mich nicht in den Arm nehmen, und wir durften ihm nicht nahekommen. (Mit komisch meine ich verrückt, nicht witzig.) Er sagte, ich muß euch was sagen, es wird schlimmer und nicht besser. Ich werde im Labor schlafen, aber du mußt hier raus, Anne! Anne, ich kann mir selbst nicht mehr trauen. Steigt morgen früh ins Flugzeug und fahrt zu Martha und bleibt da! Ich dachte, es sollte ein Witz sein, weil doch nächste Woche der Ball ist, und Tante Martha wohnt in Whitehorse, und da ist rein gar nichts. Ich hab gebrüllt, und Mutter hat gebrüllt, und Daddy hat gestöhnt. Fahrt jetzt! Und dann hat er geweint. Er hat geweint!!!! Da hab ich gemerkt, daß es ernst ist, und ich wollte zu ihm gehen, und Mutter hat mich zurückgerissen, und dann sah ich, daß er ein großes Messer hatte!!!! Sie hat mich zurückgezogen und geschrien: Oh, Alan! O Alan! als wäre sie verrückt. Und ich hab gesagt: Daddy, ich laß dich nie im Stich. Ich fand das einfach richtig so. Und es war schrecklich, weil er mich nur traurig angesehen hat, als wäre ich eine Erwachsene, während Mutter mich wie üblich wie ein Kind behandelt hat. Aber Mutter hat es ruiniert und gesagt, Alan, das Kind ist verrückt, geh jetzt, Liebster. Er ist wieder rausgerannt und hat gerufen: Verschwindet, nehmt den Wagen, ehe ich zurückkomme!
    Oh, ich hab vergessen, daß ich nur einen Schlüpfer und mein dünnes Hemd anhatte. Wie konnte ich auch wissen, daß so was Verrücktes passieren würde, wo ich doch dachte, es würde toll. Das Leben ist grausam. Und Mutter schleppt jetzt Koffer herum und brüllt, ich soll schnell packen. Sie will weg, aber ich hab keine Lust, den Herbst in Tante Marthas Getreidesilo zu verbringen und nicht beim Tanz den ersten Preis zu gewinnen. Und Daddy wollte uns was sagen, oder? Ich glaube, ihre Beziehung ist überlebt. Sie geht jetzt rauf, und ich werde abhauen. Ich will rüber zum Labor. Ich will meinen Daddy sehen.
    Oh, P.S. Diane hat meine gelben Jeans zerrissen, aber sie hat mir versprochen, daß ich ihre rosafarbenen anziehen darf. Das wird super.
    Ich riß die Seite aus Amys Tagebuch, als der Streifenwagen kam. Ich hab bisher noch nie ihr Tagebuch gelesen, aber als sie weg war, hab ich hineingesehen … oh, mein armes kleines Mädchen. Sie ist zu ihm gefahren, mein kleines Mädchen, mein dummes kleines Mädchen. Vielleicht, wenn ich mir Zeit genommen hätte, es ihr zu erklären …
    Entschuldige, Barney. Das Zeug läßt nach, die Spritzen, die sie mir gegeben haben. Ich hab gar nichts gespürt. Ich meine, da ist ein Mädchen zu ihrem Vater gefahren, und er hat sie umgebracht. Und sich selbst die Kehle durchgeschnitten. Aber es hat

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