Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
sehen.«
Anna wurde schwindlig und sie hielt sich eilig an Edmund fest.
»Wusste ich es doch.« Edmund strahlte immer noch über beide Ohren. »Na siehst du, Anna. Jetzt brauchst du mich nicht mehr, um zurückzukehren. Alles in Ordnung? Du bist ein bisschen blass um die Nase.«
Anna sah ihn verwirrt an und schüttelte den Kopf. »Mir ist schwindlig.«
Edmund hob das Fahrrad auf, half ihr in den Sattel und schob sie langsam, aber bestimmt weiter. »Das ist die Magie, Anna. Du weißt doch, die geht an keinem spurlos vorüber, an Neulingen ganz besonders nicht. Wir sollten den Wald, die Passage, hinter uns lassen, dann geht es dir ganz schnell wieder besser.«
Anna nickte stumm. Und tatsächlich, mit jedem Schritt, den sie zwischen sich und das Wäldchen brachte, nahm das Schwindelgefühl ab, bis es schließlich ganz verschwand. Zurück blieb ein Gefühl der Schwäche.
»Bleib sitzen, Anna. Ich schiebe dich.«
Zittrig strich sie sich die Haare aus der Stirn und schloss die Augen. Sie musste nachdenken, und zwar gründlich. So war das also für Alexander gewesen. Er hatte ihr erzählt, dass er zunächst von magischen Kreaturen und Fabelwesen geträumt hatte, schließlich aber meinte, diese auch hier zu sehen, besonders in dem kleinen Wäldchen. Als er hier verschwunden und drüben angekommen war, musste er instinktiv der winzigen Gestalt, der Pixie, gefolgt sein. Die anderen Wesen, die sich anscheinend vor den Passagen tummelten, waren für ihn unsichtbar geblieben.
So einfach war das also? Warum hatte sie es dann vorher nicht geschafft? Was hatte Richard zu ihr gesagt? Alexander hatte es geschafft, weil er Silvanubis eine Chance gegeben hatte … weil er daran geglaubt hatte. Konnte sie nun den Phönix sehen, weil sie jetzt die Existenz Silvanubis’ mitsamt seinen Kreaturen akzeptierte? Was war nur geschehen zwischen heute Morgen und jetzt? Vor ein paar Stunden erst waren sie ebenfalls an dem Wäldchen vorbeigekommen und Anna hatte nichts außer dem grünen Unterholz entdecken können. Annas Augen flogen auf. Natürlich, das war der Unterschied! Sie hatte Eva Bach zwar nicht alles erzählt, was sich in den vergangenen Wochen ereignet hatte, doch sie berichtete zum ersten Mal jemandem von Silvanubis, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Sie erzählte davon, ohne es infrage zu stellen. Es ist keine Traumwelt. Silvanubis existiert. Sie hatte es gesagt und gemeint. Es war echt. Vielleicht war es wirklich so einfach. Wenn der Vogel jetzt hier war, dann …? Anna schnappte nach Luft.
»Wenn der Phönix jetzt hier ist, Ed, dann … dann kann Kyra ihn doch gar nicht bekommen! Es sei denn …«, Anna trat rückwärts in die Pedale und das Fahrrad blieb abrupt stehen. An diese Möglichkeit hatte sie noch nicht einmal gedacht. »Es sei denn, sie kommt hierher. Vielleicht wartet sie im Sonneneck bereits auf mich.«
Edmund legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
»Ich sehe, du denkst mit, Anna. Aber du kannst dich beruhigen. Erstens ist, was du eben gesehen hast, nicht tatsächlich der Phönix gewesen. Es stimmt, er wartet auf dich an der Passage, an jeder Passage. Doch es ist sein Schatten, ein Spiegelbild sozusagen. Er ist ebenso wie das Einhorn oder Alexanders Pixie nach wie vor in Silvanubis. Wenn du die Passage betrittst, ist er bei dir, richtig bei dir, meine ich, doch sobald du sie durchschritten hast, ist er fort, aber bereit, dich jederzeit wieder zu begleiten.«
Anna rieb sich durchs Gesicht, die Kopfschmerzen waren wieder da. Wie sollte sie das jemals alles begreifen?
»Was Kyra betrifft, natürlich könnte sie die Passage durchschreiten. Selbst, wenn sie es nicht allein schaffen kann, so weiß sie doch, wie sie hinübergelangen könnte. Sich jemanden zu besorgen, der ihr dabei hilft, ist nicht besonders schwer.« Edmund legte eine Pause ein und schnaubte verächtlich. »Doch um ihren Plan auszuführen, muss sie eben die drei …« Er hielt erneut inne und blickte verlegen zu Boden. »… die drei Objekte drüben in ihre Gewalt bringen. In Silvanubis. Und vergiss den Nebel nicht. Sollte sie tatsächlich jemanden finden, der ihr den Grenzübertritt ermöglicht, dann ist sie erst mal für eine ganze Weile außer Gefecht gesetzt. Also, Anna, freu dich einfach, dass du jetzt jederzeit allein zurückkehren kannst.«
Anna atmete tief durch. Es sah ganz so aus, als gehörte sie nun tatsächlich zum Kreis derer, die die Passagen durchschreiten konnten. Ohne Hilfe. Wobei sie hier vor der Magierin in
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