Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Titel: Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Greco
Vom Netzwerk:
gebraucht wurde, für ihre Projekte genutzt. Der rote Schopf nickte immer wieder nach vorn. Noch sträubte sich der zierliche Junge, doch bald würde der Schlaf über seine Willenskraft siegen. Nur mit Mühe gelang es Anna, ihren Blick von diesem friedvollen Bild zu lösen. Zwischen zwei etwa zehnjährigen Mädchen saß Peter im Schneidersitz, den Kopf über ein Brettspiel gebeugt. Das Sonneneck besaß nur eine Handvoll Spiele, die ihr Vater ebenfalls selbst hergestellt hatte. Die kleinen grob geschnitzten Holzpüppchen hüpften über das Spielfeld und eines der Mädchen klatschte gerade entzückt in die Hände. An der Wand nebeneinander aufgereiht entdeckte Anna schließlich einige Erwachsene, mehr Frauen als Männer, vermutlich die Eltern der kleinen Geschöpfe. Was hatte sich nur alles ereignet in ihrer Abwesenheit? Es war jetzt früher Nachmittag, länger als sechs Stunden waren sie sicher nicht fort gewesen.
    Es würde Stunden dauern, bis sie auch nur ansatzweise Ordnung geschafft und alles an Ort und Stelle sortiert hatten. Anna schüttelte schmunzelnd den Kopf, als sich Edmund grinsend an Peters Seite auf dem Boden niederließ. Wie lange war es her, dass sie so viel Lachen gehört, so viel Freude gesehen, so viel Unbekümmertheit erlebt hatte? Zum Teufel mit der Unordnung. Sie umrundete den Tresen und setzte sich leise an Erins Seite. Dem kleinen Jungen auf ihrem Schoß fielen trotz der Geräuschkulisse letztendlich die Augen zu und Anna staunte wieder. Erin sprach mit sanfter Stimme, ließ sich weder von dem um sie herum kreisenden Autorennen noch von Annas Anwesenheit ablenken.
    »… und der kleine Hase war nach seiner langen Reise und den vielen Abenteuern furchtbar müde«, hörte Anna ihre Freundin leise flüstern, »und kehrte zufrieden nach Hause zurück.«
    Erin beugte sich vorsichtig über ihren kleinen Schützling, der inzwischen gleichmäßig ein- und ausatmete und entspannt in ihren Armen lag. Dann warf sie Anna einen verschmitzten Blick zu und fuhr fort, »… wo er zwei ganze Tage und Nächte schlief, ohne auch nur einmal aufzuwachen.«
    »Sehr komisch, Erin«, flüsterte Anna. Die zwei verschlafenen Tage und Nächte nach ihrer Ankunft in Silvanubis hatte sie sich bis heute nicht ins Gedächtnis zurückrufen können. Behutsam nahm sie ihr den kleinen, schlaffen Körper aus den Armen und sah sich suchend um. Aus dem Pulk der Eltern löste sich schließlich eine junge Frau, kaum älter als fünfundzwanzig Jahre, und wischte sich verstohlen Tränen aus den Augen. Leise lächelnd nahm sie das schlafende Kind entgegen und wandte sich an Erin, die dem kleinen Jungen die verschwitzten Haare aus dem Gesicht strich.
    »Das hat er gebraucht. Ich danke Ihnen.« Sie hielt inne und sah Erin gedankenverloren an. »Er war lange nicht mehr so in ein Spiel vertieft. Man meint immer, die Kinder stecken das schon weg.« Sie nickte durch die offene Tür nach draußen. »Und wahrscheinlich tun sie das auch. Aber so …«, sie ließ ihren Blick über die muntere Runde gleiten, »… so müsste es sein. Das haben sie verdient.«
    Mit ihrer freien Hand wischte sich die junge Frau nochmals durchs Gesicht und küsste ihren Sohn sanft auf die Stirn.
    »Das hat er gebraucht«, wiederholte sie, »und ich auch.« Langsam verließ sie den Laden, den schlafenden Jungen im Arm.
     
    Es war bereits dunkel, als die Tür hinter dem letzten Besucher ins Schloss fiel. Rasch drehte Anna den Schlüssel herum, zog die Vorhänge zu und knipste das Licht an. Gott sei Dank, noch keine Stromsperre. Dieses Durcheinander bei Kerzenlicht zu bewältigen, würde beinah unmöglich sein. Sie krempelte sich die Ärmel hoch und machte sich an die Arbeit. Als sie merkte, dass sie die Einzige war, die aufräumte, richtete sie sich auf und blickte in drei strahlende Augenpaare.
    »Na, Anna, was sagst du jetzt?« Es war Peter, der das Wort ergriff. »Das hast du Erin zu verdanken.«
    Anna verdrehte schmunzelnd die Augen. Natürlich, wem auch sonst.
    »Nun sag schon, haben wir das nicht ganz wunderbar hinbekommen?« Mit stolzgeschwellter Brust betrachtete er das heillose Durcheinander. »Warum nur ist uns das nicht schon viel früher eingefallen? Hast du gesehen, wie sie sich gefreut haben? Wie unbeschwert sie gespielt haben?«
    Anna sah sich um. Als hätte ein Wirbelsturm durch das kleine Geschäft gefegt. Und doch, sie hatte es auch gesehen, Ausgelassenheit und Freude in blitzenden Augen. Wenn das ihr Vater erlebt hätte. Anna schluckte und

Weitere Kostenlose Bücher