Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
Essbaren und allem Drum und Dran. Da hab ich gesagt: »Diese Wohnung betreten wir nie wieder.« Es wurde auch ein Messer gefunden. Als wir das dann genauer kontrolliert haben, da haben wir festgestellt, dass es auf keinen Fall zu unserem Besteckkram dazugehörte. Wie ich schon sagte, oben in der Kammer waren noch Stühle und Klamotten vom Vorgänger. Da haben wir damals Glaswolle zerschnitten, und da lagen auch Messer rum. Dieses war vorne spitz und hinten geriffelt. Das Ganze war so richtig blutverschmiert.
Die haben auch noch ’nen Haken dort oben gefunden. Mit dem wurde Melanie nachweislich geschlagen, weil da DNA-Spuren dran waren. Die haben wirklich so lange rumgesucht und wie die Vandalen gehaust, um endlich was zu finden. Aus dem Zimmer von Melanie haben sie aber nix rausgenommen, aber von außen haben die alles zerlegt. Aus Melanies Zimmer haben sie noch nicht mal eine bei der Tat kaputtgegangene Glasschale mitgenommen.
Mutter: Die gesichteten Spuren sind dann nach und nach verschwunden. In Halberstadt hat mich mal einer von der Polizei nach einem Ring gefragt. Ob ich weiß, wo der ist. Da hab ich gesagt: »Ja hab ich etwa die Spuren gesichert?« Zu dem Ring hab ichnoch gesagt: Melanie hat grundsätzlich keinen Goldschmuck getragen, sondern nur Silber.
Vater: Das ist denen ja erst anderthalb Jahre später aufgefallen, als die die Fotos vom Tatort kontrolliert haben. Von den Glasscherben haben sie auch erst später Teile mitgenommen, weil da Blutanhaftungen dran waren. Erst wollten sie die nicht mitnehmen und dann später doch, weil sie meinten, da wären wahrscheinlich doch Anhaftungen dran.
Mutter: Der gesuchte Ring ist jedenfalls verschwunden. Genau wie Melanies Fingernägel. Sie hat sich garantiert gewehrt, wenn sie dazu gekommen ist. Sie hat ja einen Schlag ins Gesicht gekriegt. Ob sie da noch in der Lage war, sich zu wehren, weiß ich nicht.
Vater: Fingernägel werden doch eigentlich bei jedem Mord untersucht. Das ist doch ganz wichtig.
Mutter: Die sind entweder auf dem Weg zum LKA oder beim LKA verschwunden. Die wollten intern ermitteln. Wir haben bis heute aber nie wieder von denen gehört. Das Seil, an dem sie hing, ist allerdings noch vorhanden. Der Ring gehörte Thomas. Er hat behauptet, er wäre mit Melanie verlobt gewesen. Melanie wollte das ja gar nicht, und sie hatte sich ja auch von ihm getrennt. Unser Sohn hat gesagt, dass Thomas den Ring dann an einer Kette hängen hatte. Wir nehmen an, dass er den Ring an dem Tag, wo das (der Mord) passiert ist, auf den Tisch gelegt hat. Das ist jetzt erst rausgekommen. Wir nehmen an, dass sie an dem Tag, wo er sie umgebracht hat, gesagt hat: »Lass mich endlich in Ruhe«, oder was weiß ich, wie es eskaliert ist, das wissen wir ja leider nicht. Dann hat er wohl den Ring dort hingelegt. Aber der Ring ist weg. Den haben sie verschlampt.
Vater: Der Mord soll ja in ihrem Zimmer angefangen haben. Aus dem Zimmer haben sie aber nichts mitgenommen. Das ist ja der Witz – unten zerlegen sie die ganze Bude, von unseren Jungs die Zimmer zerlegen sie alle, Flur und alles zerlegen sie … aber aus dem Zimmer, wo es passiert sein soll, da nehmen sie nichts mit.
Mutter: Mein Anwalt hat ja mal so ein Ding aufgesetzt, was damals schon alles für Fehler passiert sind, an Lichtschaltern keineFingerabdrücke genommen und so, mit der Begründung, das wäre Unsinn bei diesem Massenansturm, der bei uns angeblich war, jeder konnte rein- und rauslaufen und so weiter. Dazu kam, dass wir die einzigen Verdächtigen waren.
Vater: Zuerst haben die ja nur von Weitem geguckt und gedacht, es war Selbstmord. Und danach, als denen klar war, dass es Mord war, da hat der eine gesagt: »Passen Sie auf, ich bin seit fünfunddreißig Jahren im Dienst, mir machen Sie nicht das Blaue vom Himmel vor, ich weiß genau, dass das einer von Ihnen war.« Wir wurden als Beschuldigte vernommen.
Mutter: Ich wurde auch als Beschuldigte vorgeladen. Da hab ich bei der Polizei angerufen und gefragt, was dieser Quatsch soll. Ich denke, es gibt nur männliche DNA an meiner Tochter. Da hat er nur drauf geantwortet, er müsste mir Gelegenheit geben, mir einen Anwalt zu nehmen. Da hab ich gesagt: »Wissen Sie was, Sie Witzfigur, ich brauche keinen.« Ich bin dann ohne Anwalt, ganz allein, dahin gefahren. Der Polizist hat dann eigentlich immer dasselbe gefragt, also wie es da abgelaufen ist. Konkretes überhaupt nichts. Zum Beispiel fragte er nach dem Zeitablauf. Was an den Tagen Montag und Dienstag
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