Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
passiert ist. Da hat er mir ja mein minutiöses Gedächtnis vorgeworfen. Das könne man sich so gar nicht merken. Da hab ich gesagt: »Tut mir leid, dass es da oben (im Gedächtnis) eintätowiert ist, ist nun mal so.« Er hat eigentlich immer nur zum Verlauf der Tage gefragt. Auch was mit Melanies Jacke war, dass die nicht wie sonst über dem Sessel lag, sondern später in ihrem Rucksack gefunden wurde. Die hab ich ja heute noch, die haben sie mir an dem Termin ausgehändigt.
Es könnte auch sein, dass Thomas sich den Ring einfach zurückgeholt hat. Ich hab damals gefragt, ob ich Melanies Jacke wiederhaben kann und dann musste ich was unterschreiben und dann wurde sie mir ausgehändigt.
Vater: Die Reihenfolge der Beschuldigung fing so an: Erst Klaus, dann Stefan, dann war ’ne Weile Ruhe, dann kam Maria und dann kamen am selben Tag mein Kompagnon und ich.
Mutter: Klaus war da sechzehn Jahre alt, den haben sie dannmitgenommen. Da saß ich gerade im Büro, weil die im Betrieb weitere Vernehmungen machen wollten. Er wurde in Handschellen vom Betriebsgelände abgeführt. Sie haben ihn dann nach Halberstadt mitgenommen. Das war um 10:30 Uhr und abends um 21:30 Uhr haben sie ihn wiedergebracht. Er war im Verdacht, weil sie bei ihm im Zimmer so ein Stück von dem Strick gefunden haben. Die Kinder haben aber damals mit den losen Strickteilen einfach rumgespielt und sie dann in den Schrank geworfen. Sie haben ihn in Handschellen abgeführt, in die Zelle gesperrt und ohne Klamotten an der Heizung festgemacht. Stefan war auf der Arbeit, da hätten sie Amtshilfe beantragen müssen, das ist ja Niedersachsen. Klaus konnten sie mitnehmen, weil er in Sachsen-Anhalt wohnhaft war. Das war für ihn das Schlimmste, der ist richtig zusammengebrochen. Der hat gesagt: »Mutti, Thomas hat mich auf dem Friedhof in den Arm genommen und der Sarg meiner Schwester stand neben mir.«
Ein paar Wochen später wurden wir wieder vernommen. Ich komme von meiner Vernehmung runter, und da hörte ich nur rechts in diesem Zimmer ein Geplärre, ein Gebrülle. Ich denke: »Was ist denn da los?« Ich ohne Anklopfen in dieses Zimmer rein. Stefan war siebzehn. Er sagte: »Mutti, hilf mir.« Da hat der (Polizist) auf seinem Schreibtisch, das werde ich nie vergessen, hat er da Stefan Tatortbilder vor die Nase gelegt. Der hat zu Stefan gesagt, er soll doch gestehen, weil er siebzehn ist und eh nur zwei Jahre auf Bewährung kriegt, dann wäre er wieder draußen. Gegen den Polizisten hab ich dann ein Dienstaufsichtsverfahren beantragt. Mein Sohn saß neben mir und sagte immer wieder: »Mutti, hilf mir, Mutti, hilf mir.« Drei Tage hat der Junge geheult.
Ermittler und Medien
Vater: Nach der ganzen Geschichte kam der Ermittlungsleiter und hat gesagt: »Egal was passiert, einem von Ihnen beweisen wir, dass er den Mord begangen hat.« Das war ungefähr 2004/2005. Da kam der ganz alleine hierher. Da gab’s ’nen Film, den hatte ich mit irgendjemandem gedreht, ich glaube mit RTL2. Und da war ’ne Aufnahme,da wurde Melanie richtig gezeigt, wie die da an diesem Seil halb sitzend hing. Da hat er sich mit mir hier rumgestritten. Und wenn hier in Zukunft überhaupt noch irgendwas erzählt wird, dann würde nur noch er das machen. Woher der Sender das Foto hatte, weiß keiner. Da hab ich das Band der Sendung geholt und an der Stelle gestoppt. Da sagte er, das wäre zusammengeschnitten, da hab ich gesagt: »Jetzt reicht’s. Das ist doch aus Ihrem Polizeimaterial. Wie kommt denn ein Journalist an solche Bilder und tut die dann ins Fernsehen, wo ’ne Tote an ’nem Pfahl sitzt?« Bei der Gelegenheit hat er uns gesagt, dass er uns beweisen wird, dass einer von uns die Tat begangen hat. Damals, wo er hier saß. Die hatten ja auch niemals jemand anderen im Verdacht, außer meinen Kompagnon.
Mutter: Dafür hatten sie ein ganz blödes Motiv. Angeblich – mir hat’s fast die Schuhe ausgezogen, ich dachte, ich wäre im Kaspertheater – angeblich hätten er und ich ein Verhältnis gehabt. Das soll Melanie rausgekriegt haben und deshalb hätten wir sie zusammen umgebracht. Das hat die Kripo gesagt, als ich da zur Vernehmung war. Da hab ich gesagt: »Was ist das denn für ein Quatsch! Bin ich jetzt im Kindergarten oder wo?«
Vater: Als sie an der Theorie hingen, dass meine Frau und mein Kompagnon ein Verhältnis haben, da haben sie eine große Abhöraktion hier gestartet. Die haben fast ein Jahr lang das Telefon abgehört. Das haben wir dann hinterher erfahren: Bei einer
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