Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
Vom Netzwerk:
saublödes Gefühl, vor die Tür zu gehen, weil ich wirklich Angst habe. Das war auch bei seiner Verhaftung so. Wir wussten, die sollte kommen, aber wir wussten nicht, wann genau. Das war ein saublödes Gefühl. Und jetzt, nach seiner Freilassung, ist dieses Gefühl Wut, maßlose Wut. Wir waren so dicht dran und jetzt sind wir wieder ganz weit weg. Immer wieder diese Phase, ein langes Stück geradeaus, fast drei Monate ist alles okay und dann auf einmal kommt einer und haut alles wieder um.
    Ich weiß wirklich nicht mehr, wie ich reagiere, ob ich wirklich noch die Nerven habe. Denn vierzehn Jahre, irgendwo ist Ende. Irgendwo kannst du nicht mehr. Der eine Richter sagt hü, der andere Richter sagt hott. Und dann kommt dieser scheißbeschissene Staatsanwalt und schmeißt noch ein Stöckel rein. Wo wir wirklich gedacht haben: »Jetzt müssen sie doch mal irgendwie reagieren und etwas für uns tun.«
    Ein zähes Ringen
Das hier ist eine Bekannte. Sie hat sich am Geburtstag ihres ermordeten Kindes das Leben genommen. Sie war vorher unterwegs, da hat sie mir noch gemailt und alles. Ich kann ihre Handynummer nicht löschen – ich weiß selbst nicht, warum. Auch nicht ihre letzte E-Mail. Das ist unbegreiflich. Sie hat ein paar Tage vor dem ersten Todestag ihres Kindes sogar von der Justizministerin Nordrhein-Westfalens so ein Glückwunschding gekriegt. Der Täter ist überführt worden. Er hat lebenslänglich. Aber sie konnte nicht mehr.Das war zu viel, da ging es ja juristisch immer weiter, das war nicht abgeschlossen. Sie hat immer wieder mit der Polizei gesprochen und alles versucht in Gang zu setzen und es hat irgendwo nicht funktioniert. Sie ist immer wieder gegen Wände gerasselt.
    Ich bin auch krank, ich habe ja Krebs und zwei Wirbel kaputt. Unser Arzt sagt, dass die Sache mit Melanie hundertprozentig eine Mitursache ist. Das ist ja auch noch nicht abgeschlossen. Wir kämpfen seit vierzehn Jahren dafür, dass wir überhaupt als Opfer anerkannt werden. Wir würden dann eine Elternrente bekommen. Es hat über elf Jahre gedauert, bis sie es überhaupt anerkannt haben: Aber nur zu zehn Prozent, weil wir nicht in die Klinik gehen, weil wir uns nicht mit Antidepressiva zupumpen und weil wir eben halt diesen Elan zeigen. Mein Hausarzt ist Psychotherapeut. Bei ihm kann ich bestimmen, wann mir danach ist, über etwas zu reden, und er geht auch ganz anders damit um. Das ist für mich perfekt. Den hab ich seit neun Jahren. Er hat auch schon mehrere Gutachten geschrieben, die wurden alle abgeschmettert. Bei meinem Mann haben sie zehn Prozent anerkannt und bei mir dreißig Prozent.
    Wir haben Bilder aus unserem Haus gesehen. Der Fotograf kam rein, weil die Tür unten offen stand. Der hat geschaut, ob da oben einer ist, und als er gesehen hat, dass da keiner ist, hat er die ganzen Fotos gemacht vom Küchenschrank und was alles auf dem Fußboden lag. Der hat die Mülleimer im Wohnzimmer ausgekippt, den Kamin zerlegt, die Seitenteile und Platten, alles abgebaut. Er kam am Ende und sagte: »Frau P., was haben die da oben gesucht? Die ganze Wohnung ist ein Schlachtfeld.« Wir waren ja damals noch im Umbau. Später haben sie es dann deklariert als: »So nen Saustall wie unseren haben sie noch nie gesehen.« Die haben auch bei Melanie im Zimmer den Mülleimer aufs Bett gekippt, mit Zigarettenkippen und allem.
    Vater: Auf dem Bild sah man auch fünfzehn bis zwanzig Gummihandschuhe, die einfach über die Treppe bis draußen vor die Tür verteilt waren. Jeder hat sie abgezogen und einfach fallen lassen. Der ganze Schuhschrank oben war umgekippt. Die haben die Schuhe nicht herausgeräumt, die haben den Schrank einfach umgekippt,sodass alles herausgefallen ist. Die Schuhe lagen im Flur verteilt herum. Das sah aus, das kann man sich nicht vorstellen.
    Mutter: Also nachdem die da die Fotos gemacht haben, ist mein Mann da hoch. Das werd ich nie vergessen. Da kommt er in die Firma und setzt sich an den Tisch. Und bevor mein Mann heult, da muss schon was passiert sein. Da saß er am Tisch und war nur noch am Heulen. Die (gemeint ist der Erkennungsdienst) haben alles kaputtgeschlagen und kaputtgemacht. Die haben das Ofenrohr rausgerissen und einfach in die Möbel reingehauen, mit dem ganzen Ruß und allem, was drinnen war.
    Spuren verschwinden
Vater: Die haben sogar den Kühlschrank von der Wand abgerückt. Dabei ist die Tür aufgegangen und der ganze Inhalt ist da rausgefallen. Der Kühlschrank hat mitten in der Küche gelegen. Mit dem ganzen

Weitere Kostenlose Bücher