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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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Weltbild, sodass Garavito sie seinen christlichen Unterstützern erzählt, um sie davon zu überzeugen, dass er inzwischen dämonenfrei sei, sprich – dass er keiner Fliege mehr etwas zuleide tun könne. Doch selbst der Priester der Gemeinde, die Garavito im Gefängnis betreut, hat da so seine Zweifel. Im Gespräch mit Mark sagte er, dass er nicht seine Hand dafür ins Feuer legen würde, dass Garavito dank der »Teufelsaustreibung« ein harmloser Mensch geworden sei.
    Eine ähnliche Taktik wie Garavito wendet auch der US-amerikanische Serienmörder David Berkowitz an, der unter dem Namen »Son of Sam« bekannt wurde. Er erschoss 1976/1977 sechs Menschen in New York und verletzte sieben andere schwer.
David Berkowitz: Vom Teufelsbraten zum Kind Gottes
    Berkowitz’ aus armen Verhältnissen stammende Mutter hatte sich kurz vor seiner Zeugung von ihrem Ehemann getrennt. Bei einer anschließend begonnenen Affäre mit einem verheirateten Mann wurde sie schwanger. Obwohl ihr Geliebter auf eine Abtreibung drängte, trug sie das Kind aus, nannte es Richard David und gab es direkt nach der Geburt zur Adoption frei. Innerhalb einer Woche wurde der kleine Junge vom Ehepaar Nathan und Pearl Berkowitz adoptiert, die seine Vornamen umdrehten und ihn David Richard Berkowitz nannten.
    Obwohl er nicht dumm war, hatte David Schulprobleme und begann früh damit, andere Kinder zu verprügeln, von ihnen Geld zu erpressen und Ladendiebstähle zu begehen. Er fühlte sich seinen Adoptiveltern nie wirklich gefühlsmäßig nah, hatte oft Wutausbrüche, bei denen er auch Gegenstände zerstörte, log, schwänzte die Schule und trieb sich alleine in der Stadt herum. Oft fühlte er sich niedergeschlagen und verunsichert. Obwohl er es sich gewünschthätte, konnte er mit anderen Kindern keine normalen Kontakte aufbauen. Wegen seiner Verhaltensauffälligkeiten wurde er – allerdings erfolglos – zu einem Kinderpsychologen geschickt.
    Aus heutiger psychologischer Sicht würde man seine Verhaltensauffälligkeiten als »Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen« beschreiben. Berkowitz ist geradezu ein Paradebeispiel für diese Störung. Die Auffälligkeiten, die er aus seiner Kindheit beschreibt, stimmen mit den typischen Merkmalen dieser Störung überein. Sein Fall zeigt, was schlimmstenfalls aus einem Kind mit einer solchen Störung werden kann, das nicht rechtzeitig gezielt behandelt wird. Das Risiko, dass solche Kinder als Erwachsene eine Antisoziale Persönlichkeitsstörung entwickeln, ist deutlich höher als bei anderen Kindern. Berkowitz wurde als Erwachsener ein antisozialer, von Frauenhass erfüllter Mörder.
    Zusätzlich litt Berkowitz in seiner Kindheit wahrscheinlich an ADHS, einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Personen mit dieser Störung haben von früher Kindheit an starke Probleme damit, sich zu konzentrieren, spüren den ständigen Drang, etwas zu tun, ihnen wird schnell langweilig, und sie können ihre Gefühle nicht ihrem Alter entsprechend steuern.
    Dazu kam bei David schon in seiner Kindheit eine Depression mit schweren Minderwertigkeitsgefühlen. Er war ständig unzufrieden, traurig und fühlte sich unverstanden. Bereits als Kind hatte er Suizidgedanken. So saß er beispielsweise öfter mit den Füßen aus dem Fenster baumelnd auf dem Fensterbrett der Wohnung seiner Stiefeltern im sechsten Stockwerk und stellte sich vor, sich herunterzustürzen.
    Das Ehepaar Berkowitz konnte sich Davids Verhalten einfach nicht erklären. Sie waren mit dem Jungen überfordert, obwohl sie sich alle Mühe gaben, ihm eine stabile Familiensituation zu bieten.
    David erfuhr früh, dass er adoptiert war. Da er immer schon Probleme mit seinen Gefühlen hatte und sich nicht sonderlich verbunden mit seinen Adoptiveltern fühlte, entwickelte er den starken Wunsch, seine leibliche Mutter kennenzulernen. Darin setzte er all seine Hoffnungen.
    Als David vierzehn Jahre alt war, starb seine Stiefmutter an Brustkrebs. Das verstärkte seinen Wunsch, seine leibliche Mutter zu treffen. Doch er hatte damals noch keine Möglichkeit, sie ausfindig zu machen. Sein Stiefvater arbeitete sechs Tage die Woche zehn Stunden am Tag, sodass der ohnehin verhaltensauffällige David noch mehr sich selbst überlassen war und sich seinen zerstörerischen Gefühlen und Ideen hingab. Die ihm bald vorgesetzte neue Stiefmutter mochte er nicht, und von der in die Familie gebrachten Stiefschwester sagte er später, dass sie sein Interesse

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