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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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Fluchtversuch endete damit, dass er in derStadt zwei Verkehrspolizisten auffiel, weil er das Abblendlicht anhatte und Schlangenlinien fuhr.
    Nun ließ sich Bundy den nächsten Fluchtplan einfallen, der – wie vieles in seinem Leben – filmreif war. Er beschaffte sich fünfhundert Dollar Bargeld und ein Sägeblatt, sägte zwei Wochen lang an den Schweißnähten einer Metallplatte an der Decke, quetschte sich im Dezember 1977 – nach einer strengen Diät – in das enge Lüftungsrohr und entkam durch die Wohnung des Gefängniswärters, der mit seiner Frau gerade ausgegangen war.
    Seine Flucht wurde erst siebzehn Stunden später (da war er bereits mit dem Flugzeug in Chicago angekommen) bemerkt, weil Bundy mit Dokumenten und Büchern die Umrisse seines Körpers unter der Bettdecke geformt hatte. Die Wärter glaubten, er schlafe nur. Mit gestohlenen Wagen, per Anhalter, Bus, Zug und Flugzeug kam er schließlich nach der Durchquerung mehrerer Bundesstaaten neun Tage später in Florida an. Während er sich mit Diebstählen durchschlug, keimte bald seine Mordlust wieder auf. Anfang Februar 1978 tötete er innerhalb weniger Stunden zwei Studentinnen und ein zwölfjähriges Mädchen und verletzte drei weitere Studentinnen schwer. Kurze Zeit später geriet er mit einem gestohlenen Wagen wieder in eine Verkehrskontrolle und wurde festgenommen.
    Bundys Selbstinszenierung steigerte sich noch. Während der erneuten Gerichtsverhandlung im Februar 1980 vernahm er in seiner Funktion als eigener Anwalt seine ehemalige Arbeitskollegin Carole Ann Boone, die in ihn verliebt war, als Zeugin. Er fragte sie plötzlich, ob sie ihn heiraten würde, was sie sofort bejahte. Daraufhin sagte er: »Hiermit heirate ich dich.« Dieses Vorgehen war eine legale Eheschließung. Der gewitzte Bundy hatte aufgrund seiner Jurakenntnisse ermittelt, dass es im Staate Florida, wo die Verhandlung stattfand, noch ein altes Gesetz gab, nach dem eine entsprechende Erklärung vor Gericht als rechtmäßige Eheschließung angesehen werden musste. Das hinderte die Jury aber nicht, Bundy noch am selben Tag zum Tod auf dem elektrischen Stuhl zu verurteilen. Wenigstens war er nun verheiratet.
    Um dem elektrischen Stuhl doch noch zu entgehen, ließ sich Bundy einige Tricks einfallen. Erst versuchte er, die drohende Hinrichtung immer weiter hinauszuzögern, indem er Stück für Stück immer mehr Morde und Einzelheiten seiner Verbrechen zugab. Er glaubte, solange die ganze Wahrheit über seine tatsächliche Opferzahl und den Verbleib der Leichen noch nicht ans Licht gekommen war, könne er die Hinrichtung noch eine ganze Weile hinauszögern. Während dieser gruseligen Hinhaltetaktik schaffte er es zum Erstaunen der weiter an ihm stark interessierten Öffentlichkeit sogar, seine Ehefrau im Gefängnis zu schwängern – obwohl sexuelle Kontakte mit Gefangenen dort offiziell untersagt waren und Paare angeblich stets bewacht wurden. Carole Ann Bundy gebar im Oktober 1982 eine Tochter. Sie tauchte aber 1986 mit dem Kind in Washington ab und sah Bundy nie wieder.
    Bundys Plan, mit viel Gerede und Hinhalterei der Ermittlungsbehörden und der Öffentlichkeit seine Hinrichtung bis zum St. Nimmerleinstag aufzuschieben, gelang ihm bis 1989. Nach ewigem Hin und Her wurde seine Hinrichtung für den 24. Januar 1989 angesetzt. Einen Tag vor dieser Hinrichtung legte sich Bundy ein letztes Mal so richtig ins Zeug. Er gestand noch schnell und oberflächlich weitere Morde und kündigte an, mehr Einzelheiten über diese und andere Taten sowie den Verbleib vieler vermisster Leichen preiszugeben, wenn man ihm »mehr Zeit lassen würde«. Offensichtlich hoffte er, das Interesse der Ermittlungsbehörden ein letztes Mal anzuheizen und so eine Verschiebung der Hinrichtung oder eine Umwandlung des Todesurteils in eine lebenslange Haftstrafe zu erreichen. Sein Anwalt schreckte nicht einmal davor zurück, Kontakt mit einigen Familien der Opfer aufzunehmen und sie zu bitten, ein Gnadengesuch an den Gouverneur von Florida zu schicken. So könnten sie noch erfahren, wo die zerstückelten Überreste ihrer Töchter lagen. Die Familien lehnten diese Bitte einhellig ab.

    In der Nacht vor seiner Hinrichtung zog Bundy noch ein, wie er meinte, letztes Ass aus dem Ärmel. Er gewährte dem Psychologen James Dobson, dem Gründer einer christlich-evangelikalen, extremkonservativen Familienorganisation, ein Exklusivinterview. In diesem Interview versuchte er, den Bedürfnissen der christlichen Rechten in den

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