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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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besitzen, ihn zu erniedrigen und zu unterwerfen. Diesen Wunsch richtete er auf Elisabeth – das vierte seiner sieben ehelichen Kinder –, weil sie die Eigensinnigste war. Eines seiner anderen Kinder zu unterwerfen, die sich ihm ohnehin völlig unterordneten, war für ihn nicht besonders reizvoll. Denn wie bei allen bösartigen Sadisten wurde er von Erniedrigung und Unterwerfung nur angeregt, wenn sein Opfer diese Behandlung ausdrücklich ablehnte, das auch deutlich zeigte und sich dagegen wehrte.
    Elisabeth war ihm in einigen Eigenschaften viel ähnlicher als seine anderen Kinder. Sie ließ sich nicht so leicht dominieren wie die anderen und hatte wie er einen starken Willen. Diesen Willen zu brechen und sie zu seiner persönlichen Sklavin zu machen, reizte Fritzl ganz besonders. Er beschrieb das der Gutachterin gegenüber mit den Worten: »Die war so stark wie ich, so stur wie ich, das war die größte Herausforderung. Je stärker das Opfer, desto größer der Sieg.«
    Schon als sie elf Jahre alt war, begann Josef Fritzl Elisabethsexuell zu missbrauchen. Doch das Mädchen wollte sich nicht zum Opfer machen lassen und plante, möglichst früh auszuziehen. Als Elisabeth sechzehn Jahre alt war, rannte sie mit einem Freund von zu Hause weg und versteckte sich in Wien. Dort wurde sie nach drei Wochen von der Polizei aufgegriffen und zu ihren Eltern zurückgebracht.
    Etwa in dieser Zeit begann Fritzl damit, einen Teil seines Kellers zum Verlies umzubauen. Er machte es schalldicht, brachte eine massive, fünfhundert Kilogramm schwere Betontür mit einem elektrischen Zahlenschloss an, baute ein Waschbecken, ein Bett, einen Herd und einen Kühlschrank ein. Zwar bemerkte seine Familie, dass er Umbauten im Keller durchführte, doch niemand traute sich, ihm Fragen zu stellen. Der Keller war sein persönlicher Bereich, den nur er betreten durfte. Er rechtfertigte dies oberflächlich damit, dass er dort seine Geschäftsunterlagen aufbewahre. Natürlich wagte niemand, gegen diese Regel zu verstoßen oder sie zu hinterfragen.
    Während ihr Vater ihr zukünftiges Gefängnis herrichtete, machte Elisabeth eine Ausbildung zur Kellnerin und bekam 1984 eine Stelle im nahegelegenen Linz angeboten. Fritzl musste nun schnell handeln, sonst wäre Elisabeth seinem Einfluss entkommen. Er lockte die damals Achtzehnjährige Ende August 1984 unter dem Vorwand, er brauche Hilfe beim Tragen einer Tür, in seine Kellerräume. Dort überwältigte er sie, betäubte sie mit Äther und sperrte sie in den Kellerbereich hinter der massiven Betontür ein. Die Tür selbst war durch ein Bücherregal getarnt. Die ersten Monate hielt er sie im Kellerraum an einer Hundeleine.
    Elisabeth wurde von ihrer Mutter als vermisst gemeldet. Gefangen im Keller zwang Fritzl sie, einen Brief zu schreiben, der ihr Verschwinden erklären sollte. Fast einen Monat nachdem er sie eingesperrt hatte, behauptete er, diesen Brief von ihr erhalten zu haben, den er selbst vorher in Braunau abgeschickt hatte. Diesen Brief zeigte er seiner Familie und der Polizei, als Beweis dafür, dass Elisabeth erneut ausgerissen sei und sich vermutlich einer Sekte angeschlossen habe.
    Etwa alle zwei Tage – anfangs sogar noch häufiger – ging Fritzl in den Keller, brachte Elisabeth Nahrung und andere Dinge, die sie brauchte, und vergewaltigte sie immer und immer wieder. In der Anklageschrift stand, dass die Häufigkeit der Vergewaltigungen nach einigen Jahren »auf alle zwei Tage zurückging«. Insgesamt vergewaltigte er seine Tochter etwa dreitausend Mal. Sie wurde während ihrer vierundzwanzigjährigen Gefangenschaft dabei sieben Mal schwanger.
    1986, nach zwei Jahren Gefangenschaft, hatte sie eine Fehlgeburt. 1989 kam ihre Tochter Kerstin zur Welt, 1990 folgte der Sohn Stefan. 1992 wurde Lisa geboren. Fritzl beschloss, Lisa nach oben zu holen, als sie neun Monate alt war. Er inszenierte ihre Auffindung in einem Pappkarton vor seinem Haus. Dem Pappkarton lag ein weiterer erzwungener Brief von Elisabeth bei, in dem sie ihre Eltern bat, sich um das Kind zu kümmern.
    Als Elisabeth im Februar 1994 ihre Tochter Monika zur Welt brachte, begann Fritzl den Keller auf insgesamt fünfundfünfzig Quadratmeter zu vergrößern. Das verbesserte die Lebensumstände aber nur geringfügig. Der Keller war mit einer Höhe von einem Meter vierundsiebzig bedrückend niedrig, es war stets feucht, eine Heizung gab es nicht und Luft drang hauptsächlich durch undichte Stellen im Mauerwerk ein. Mit drei kleinen

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