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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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Einzelgänger war, der – wie er selbst sagte – keine Freundschaften einging. Stattdessen konzentrierte er sich auf seinen Beruf und die dominante Rolle als Oberhaupt seiner Großfamilie. Gleichzeitig hegte er insgeheim Fantasien, die von grenzenloser Kontrolle über andere Menschen handelten. Dabei achtete er aber immer darauf, nach außen eine gutbürgerliche Fassade aufrechtzuerhalten und als erfolgreicher Mensch angesehen zu werden. Er wollte allen beweisen, dass er die armen, kaputten Familienverhältnisse, aus denen er stammte, hinter sich gelassen hatte. In seinem Erwachsenenleben sollte alles anders sein, als in seiner Kindheit. Dr. Kastner beschrieb dies so: »Er sorgte dafür, dass sich die demütigende, ohnmächtige Position seiner Kindheit nie mehr wiederholte. Dafür war er gewillt zu lernen. Er stürzte sich in Arbeit, las Bücher, nahm sich schon als Jugendlicher vor, ›etwas zu werden‹.«
    1956, als Fritzl einundzwanzig Jahre alt war, heiratete er die damals knapp siebzehnjährige Rosemarie. Sein erklärtes Ziel war es, eine Familie mit vielen Kindern zu haben. Er selbst hatte sehr unter der Einsamkeit als Einzelkind gelitten und wollte deshalb immer eine große Familie gründen. Rosemarie, ein eher schüchternes und zurückhaltendes Mädchen, erschien ihm als geeignete Mutter für seine Familienplanung. Sie schenkte ihm zwei Söhne und fünf Töchter, die Fritzl allerdings mit derselben übertriebenen Strenge und Gewalt erzog, die er als Kind erlebt hatte. So wurden dieKinder bei jeder Kleinigkeit – selbst beim falschen Halten des Bestecks – hart bestraft und durften niemals Widerworte geben. Nach außen sollten sie extrem wohlerzogene Vorzeigekinder sein.
Der schöne Schein
    Um sich auch beruflich von seiner ärmlichen Herkunft abzugrenzen, machte Josef Fritzl erst eine Ausbildung zum Elektromechaniker und Elektrotechniker, arbeitete eine Weile als Elektriker für eine angesehene Firma und wurde schließlich Betriebsleiter einer Betonfirma. Diesen Job kündigte er 1971, um die Generalvertretung eines Betonrohrbau-Unternehmens zu übernehmen. Dort arbeitete er bis zu seiner Pensionierung 1995, ohne dass er jemals besonders aufgefallen wäre. Er war zwar für seinen übermäßigen Kontrolldrang bekannt – sowohl in seinem Beruf als auch in seiner Familie musste alles bis ins letzte Detail nach den von ihm aufgestellten strengen Regeln ablaufen. Doch dass er ein äußerst grausamer Straftäter war, das traute ihm niemand zu. Seine Arbeitskollegen beschrieben ihn später als »tüchtig, engagiert und sehr gescheit«, eine Arbeitskollegin gab an: »Seine Schuhe haben immer geglänzt, die Krawatte saß nie schief, er war immer wie aus dem Ei gepellt. Er sah aus wie ein Diplomat. Er war ein richtig fescher Kerl und der Schwarm aller Frauen im Betrieb.«
    Neben seinem Beruf war er geschäftig, kaufte mehrere Immobilien und ließ seine Ehefrau eine Pension und ein Gasthaus führen. Mit seinen Immobiliengeschäften wurde er zum Millionär. Weil niemand außer ihm selbst vollen Einblick in seine finanziellen Aktivitäten hatte, konnte er mit dem heimlich erwirtschafteten Vermögen seine zweite Familie im Keller versorgen, ohne dass es jemandem auffiel.
    Wie bei allen Vorhaben, die er sich in den Kopf setzte, war ihm auch bei der Mehrung seines Geldes jedes Mittel recht. 1982 wurde er verdächtigt, seinen eigenen Gasthof angezündet zu haben, um die Versicherung zu kassieren. Es konnte aber nie bewiesen werden. Die in seinem Berufsleben erworbenen Fähigkeiten nutzteFritzl, um das ausgeklügelte, zunächst fünfunddreißig Quadratmeter kleine Kellerverlies, das er später auf fünfundfünfzig Quadratmeter ausbaute, unbemerkt in seinem Haus zu errichten.
    Fritzl erreichte also in seinem Erwachsenenleben alles, wovon er als Kind geträumt hatte: Er hatte eine angesehene berufliche Position und verdiente genug Geld, um mit seiner Großfamilie in angenehmen finanziellen Verhältnissen zu leben. Doch obwohl seine Frau und seine Kinder sich dem dominanten Familienoberhaupt stets unterordneten, war Fritzl nie zufrieden. Seine sexuellen, gewalttätigen Fantasien und vor allem seinen Wunsch, einen Menschen wirklich komplett zu besitzen, konnte er zunächst nicht ausleben. Das änderte sich, als er damit begann, seine Tochter Elisabeth als sexuell anziehend wahrzunehmen und seine sadistischen Fantasien besonders auf sie zu richten.
Vierundzwanzig Jahre unter der Erde
    Für Fritzl bedeutet jemanden ganz zu

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