Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
zu diesen Vorlieben passen (siehe »Gewaltpornografie«, S. 240 ff.).
Die sadistischen Täter, die ihre Wirkung auf andere Menschen gut einschätzen können, setzen ihr Bedürfnis nach Erniedrigungund Macht über das Opfer eher in symbolischen Gesten um. Das Opfer in Angst zu versetzen oder ihm zu zeigen, wie ausgeliefert es ist, reicht ihnen oft schon zur Befriedigung ihrer sexuellen Wünsche aus. Sadistische Täter, die ihre Wirkung auf andere Menschen nicht einschätzen können, gehen dagegen besonders grausam und aggressiv vor. Sie setzen ihre gewalttätigen Fantasien möglichst detailgetreu um. Je bizarrer die Fantasie des Täters, umso bizarrer ist auch seine Tatausführung. Hat der Täter beispielsweise die Fantasie entwickelt, dass sein Opfer gelbe Gummistiefel tragen und auf eine Zitrone beißen soll, während er es gefesselt schlägt und vergewaltigt, so wird er alle nötigen Utensilien zur Umsetzung dieser Fantasie mitnehmen und sich einen Ort und Zeitpunkt überlegen, an dem er möglichst ungestört genau diese Fantasie so umsetzen kann. So hatte beispielsweise auch der Serientäter Jürgen Bartsch (vgl. Fallschilderung in Mordspuren ) stets Kerzen dabei, um entführte Jungen im Kerzenlicht töten zu können.
Die nichtsadistischen Täter, die von ihren sexuellen Fantasien getrieben werden, haben oft verzerrte Vorstellungen bezüglich Frauen, Sexualität und dem, was Männlichkeit bedeutet und wie sie ihre eigene Männlichkeit definieren. Oft glauben sie, im sexuellen Bereich unfähig und »kein ganzer Mann« zu sein. Diese Mischung aus Selbstunsicherheit und klischeehaften Vorstellungen von Frauen und Männern bringt sie dazu, sich in eine unrealistische sexuelle Fantasiewelt (oft mit starkem Pornografiekonsum und häufiger Masturbation) zu flüchten, die sie irgendwann in der Wirklichkeit erleben wollen.
Sexualmörder
Angeber, die Macht durchsetzen wollen
Diese Täter sind oft junge Männer Anfang zwanzig. Ein typischer Täter dieser Gruppe will besonders männlich wirken. Er entspricht dem Klischee eines Proleten, der ein sportliches, getuntes Auto fährt und sich durch Kampfsport oder Bodybuilding als »harter Kerl« darstellen will. Als typischer Angeber braucht er besonders viel Zuspruch. Der Täter vergewaltigt sein Opfer spontan, aus einer Situation oder Laune heraus, in der er plötzlich Sex mit einer Frau haben will. Weil er kaum Einfühlungsvermögen hat und Frauen in seinem Weltbild seine sexuellen Wünsche zu erfüllen haben, vergewaltigt er das Opfer, manchmal auch mehrmals. Damit meint er, besondere Männlichkeit zu beweisen. Er will das Opfer beherrschen und die volle Kontrolle haben, um sich besonders mächtig und männlich zu fühlen. Dabei kann er sich derartig in seine Aggression hineinsteigern, dass er zum ultimativen Beweis seiner Macht das Opfer tötet.
Einzelgänger, die Bestätigung suchen
Ein Täter aus dieser Motivgruppe träumt auch von Macht, plant aber nicht, sein Opfer umzubringen. Seine Tat ist die Folge einer aus seiner Sicht missglückten Vergewaltigung. Er ist ein Einzelgänger, lebt eher zurückgezogen. Seine Vorstellungen von Männlichkeit und Sexualität sind unrealistisch, außerdem fühlt er sich minderwertig. Weil er keinen Partner für eine Liebesbeziehung findet, versucht er seine sexuellen Bedürfnisse mit Fantasien von Vergewaltigungen und durch Selbstbefriedigung vor Pornofilmen oder -zeitschriften auszuleben. Er fängt eventuell auch an, nachts durch die Gegend zu streifen und in Fenster zu schauen, um Frauen zu beobachten. Irgendwann reicht ihm das Beobachten nicht mehraus und er stiehlt von Wäscheleinen oder aus Wohnungen, in die er einbricht, Gegenstände von Frauen wie Unterwäsche oder Schuhe. In seiner Fantasie stellt er sich vor, sein Opfer würde sich bei der Tat quasi verführen lassen und ihm die Bestätigung geben, »ein richtiger, mächtiger Mann« zu sein.
Weil er unsicher und von Selbstzweifeln zerfressen ist, sucht er sich ein Opfer, das möglichst um einige Jahre jünger als er selbst ist. Er späht es aus und greift es bei Nacht an. So fühlt er sich besonders sicher. Wenn das Opfer dann ganz anders als in seiner verblendeten Fantasie reagiert, nämlich beispielsweise mit Angst, Zurückhaltung oder Gegenwehr, dann fühlt sich der Täter noch minderwertiger als vorher, was eine ungeheuere Wut in ihm auslöst. Diese Wut lässt er an dem Opfer mit extremster Gewalt aus. Oft benutzt er viel mehr Gewalt, als zur Tötung nötig wäre, und
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