Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
verstümmelt sogar die Leiche des Opfers. Dadurch bestätigt er sich selbst, dass er ein »mächtiger Mann« ist, und kann so seine Minderwertigkeitsgefühle zumindest für einige Zeit ausblenden.
Wütende Mörder aus Rache
Täter dieser Gruppe sind oft Mitte bis Ende zwanzig. Ein solcher Täter ist in seinem privaten Umfeld bekannt für seine Gefühlsausbrüche und dafür, seine Interessen über die anderer zu setzen. Es ist wahrscheinlich, dass er schon früher gegen Frauen gewalttätig geworden ist. Wenn dann ein aktueller Streit mit einer ihm nahestehenden Frau – wie seiner Beziehungspartnerin oder seiner Mutter – entsteht, weiß er nicht, wohin mit der dabei empfundenen Wut. Er geht nach dem Streit weiter seiner alltäglichen Beschäftigung nach und begegnet dabei zufällig einer Frau, die ihn an seine Partnerin oder Mutter erinnert. Dabei steigt die Wut in ihm wieder hoch und er lässt an dieser Frau alle Aggressionen aus, die er eigentlich im ursprünglichen Konflikt empfunden hat. Deshalb wendet auch er ein extremes Ausmaß an Gewalt an, das eigentlich nicht zur Tötung seines Opfers nötig wäre. Weil die Tat auch in seiner Wahrnehmung sehr spontan passiert, hinterlässt er den Tatort ungeordnet.
Quälerei zur sexuellen Befriedigung
Diese Tätergruppe entspricht weitestgehend dem, was sich Menschen als klassischen Serienmörder vorstellen. Sie sind auch diejenigen, die am meisten in den Medien Beachtung finden und als Vorlagen für Romane und Filme dienen. Ein solcher Täter wird sexuell stark von der Angst und dem Leid seiner Opfer erregt. Er hat meist schon seit der Pubertät sexuell gewalttätige Fantasien, die er manchmal in Bildern oder Geschichten umsetzt. Dabei entwickelt er über die Jahre immer detailliertere Vorstellungen davon, was er mit seinen Opfern tun will, um dabei besonders starke sexuelle Erregung zu empfinden. Aus diesen Fantasien werden irgendwann genaue Pläne zur Umsetzung in der Wirklichkeit.
Hierfür überlegt sich der Täter, an welchem Ort er sein Opfer quälen und töten will und welche Dinge er sich beschaffen oder bauen muss, damit er seine Fantasien möglichst detailgetreu umsetzen kann. Dabei entwickelt er einen erschreckenden Einfallsreichtum, erfindet mitunter Folterwerkzeuge oder baut in extremen Fällen ganze Räume zu Folterkammern um. Ein in dieser Hinsicht bis heute einzigartiger Fall war der US-amerikanische Serienmörder »H. H.« Holmes.
Dr. Holmes’ Burg des Schreckens – Amerikas erster bekannter Serienmörder
Herman Webster Mudgett, der seinen Namen später in Dr. Henry Howard Holmes ändern ließ, war zwar nicht der erste Serienmörder der USA, doch sein Fall war der erste, der große öffentliche Beachtung fand und in dem über Bundesstaaten hinweg eine lange Mordserie aufgedeckt wurde.
Der als Arzt und Apotheker arbeitende Holmes baute vor der Weltausstellung in Chicago 1893 ein großes Hotel, in dem er vorwiegend junge Frauen, aber auch einige Männer und Kinder, umbrachte. Der lupenreine Psychopath (siehe Kapitel »Antisoziale und Psychopathen«, S. 128 ff.) ging sein Leben lang kriminellen Aktivitäten nach. So fand er eine gewinnbringende Einnahmequellefür sich, indem er Leichen aus der Medizinfakultät, an der er studierte, stahl und zu diesen Toten Lebensversicherungen fälschte. Später erschlich er sich das Vertrauen des krebskranken Apothekers Dr. Holton und seiner Frau. Er überredete sie, ihm angesichts des bevorstehenden Todes des Mannes die Apotheke zu verkaufen. Dabei versprach er, dass Frau Holton ein lebenslanges Wohnrecht in dem Gebäude haben würde. Nach dem Krebstod von Dr. Holton tötete Holmes dessen Frau und erklärte den Nachbarn, sie sei nach Kalifornien gezogen.
Das Gebäude baute Holmes mithilfe ständig wechselnder Bauhelfer zu einem dreistöckigen, einen Häuserblock umspannenden Gebäude um, welches seine Nachbarn nur »die Burg« nannten. Während das Erdgeschoss des mächtigen Gebäudes Holmes’ Apotheke und verschiedene Läden beherbergte, befand sich in den oberen zwei Etagen sein eigens für die Weltausstellung errichtetes Hotel. Es bestand aus mehr als einhundert, teilweise schallisolierten Zimmern mit zahlreichen Fallen für die darin gefangenen Gäste. Das Gebäude war, ähnlich wie in dem Film Saw , ein echtes Horrorlabyrinth.
Holmes tötete mit den unterschiedlichsten und bizarrsten Methoden.Das gesamte Haus war mit Falltüren und Geheimgängen versehen und hatte mehrere Folter- und Tötungsräume, die
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