Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
der sexuellen Handlung nötig wäre. Besonders, wenn sich das Opfer wehrt, können sie derartig ausrasten, dass sich ihre Gewalt bis zur Tötung steigern kann. Solche Täter werden in der Presse oft als »sadistisch« dargestellt, obwohl bei ihnen keine sexuelle Neigung zu Sadismus besteht. Sie werden nicht zusätzlich durch das Leid des Opfers sexuell erregt, sondern lassen »nur« der sie ständig umtreibenden Wut bei der Tat freien Lauf.
Vergewaltiger aus Frauenhass
Eine weitere Gruppe von Vergewaltigern empfindet für Frauen Wut, Hass, manchmal auch Rachegefühle. Oft kommen dazu negative, feindselige und abwertende Grundeinstellungen Frauen gegenüber, wie »die Weiber haben das verdient, die sind eh an allem schuld«. Ihr Ziel ist es, die ihnen zum Opfer gefallene Frau so stark wie möglich zu erniedrigen und sie extrem persönlich und körperlich zu verletzen. Dabei wenden sie verschiedene Formen von Gewalt an, beschimpfen, bespucken, schlagen und treten ihr Opfer. Manchmal töten sie es auch.
Die Wut und Aggression dieser Männer richtet sich ausschließlich gegen Frauen. Häufig nehmen sie ihre Lebenspartnerin als »stellvertretendes Opfer« für Frauen im Allgemeinen und verhalten sich außerhalb ihrer Partnerschaft völlig unauffällig. Es kann sein, dass Freunde und Bekannte sie weder als besonders aggressiv noch sonst irgendwie auffällig einstufen und ihnen Gewalthandlungen gegen Frauen gar nicht zutrauen würden. Obwohl bei den von ihnen begangenen Vergewaltigungen ihre sexuelle Befriedigung für sie durchaus eine Rolle spielt, werden sie meist nicht zusätzlich vom Leiden des Opfers erregt. Sie wollen, dass ihr Opfer leidet, um es »den verdammten Frauen heimzuzahlen«.
Solche Täter können auch »nur« Gewalt gegen Frauen anwenden, ohne sie zu vergewaltigen. Ein Beispiel hierfür wäre ein Mann, der ohne einleuchtendes Motiv eine Serie massiver und scheinbar spontaner Gewaltangriffe gegen ihm völlig fremde Frauen beginnt. Für Gutachter können sich solche Fälle als besonders kniffelig darstellen, weil diese Männer außerhalb der sich spontan entladenden Aggressionsausbrüche gegen Frauen keine Auffälligkeiten zeigen. Sie sind nicht antisozial und führen auf den ersten Blick ein derart normales Leben, dass ihre Taten ganz besonders unbegreiflich erscheinen. Der Gutachter kann dann zwar keine psychische Störung bei dem Täter feststellen, doch die massive Gewalt gegenüber dem oder den Opfern ist dennoch mit gesundem Menschenverstand nicht erklärbar. Hier stoßen die bisher vorhandenen Diagnosehandbücher für psychische Störungen an ihre Grenzen.
Ein Gutachter könnte einen solchen Täter einfach deshalb, weil er sich nach den bekannten Merkmalen zur Einordnung von Straftätern nicht eindeutig psychologisch einordnen lässt, als psychisch gesund oder im anderen Extremfall als sadistisch einstufen, obwohl keine dieser Einstufungen bei genauer Betrachtung zutrifft.
Vergewaltiger aus sexueller Lust
Die letzte Gruppe von Vergewaltigern ist getrieben von ihren sexuellen Fantasien. Diese Männer stellen sich oft schon lange vor der Tat Vergewaltigungen vor, während sie sich dabei selbst befriedigen. Irgendwann entsteht der Wunsch, diese als sehr erregend empfundenen Fantasien auch in der Wirklichkeit umzusetzen. Oft planen sie ihre Taten ausführlich, damit sie möglichst nah an das, was sie sich in ihren Fantasien vorgestellt haben, herankommen. Diese Tätergruppe lässt sich noch weiter unterteilen in jene mit sadistischen Fantasien und Bedürfnissen und jene ohne. Für sexuell sadistische Täter hängen sexuelle und gewalttätige Bedürfnisse so nah zusammen, dass sie oft schon durch gewalttätige Fantasien oder Materialien wie beispielsweise Horror- oder Kriegsvideos sexuell erregt werden. Hier darf man nicht dem Vorurteil aufsitzen, dass gewalttätige Materialien eine solche Neigung verursachen. Es ist vielmehr so, dass Menschen mit solchen Neigungen sich aktiv Materialien suchen, die ihren Fantasien entsprechen. Es sind Fälle bekannt (beispielsweise der bereits erwähnte BTK-Serienmörder Dennis Rader, in denen sadistische Sexualstraftäter, die ohne Fernsehen und Internet aufwuchsen, schon von früher Jugend an Bilder malten und Geschichten schrieben, in denen sie ihre zukünftigen Taten und teilweise noch wesentlich grausamere Fantasien darstellten. Die Fantasie wird also nicht durch bestimmte Medien verursacht, sondern Menschen mit speziellen Vorlieben suchen sich Medien aus, die
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