Aus Der Mittleren Sammlung Majjhimanikayo Des Pali-Kanons
begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, ging rechts herum und entfernte sich.
Viertes Bruchstück
Und der ehrwürdige Angulimalo, zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schale und ging nach Savatthi um Almosenspeise. Da sah der ehrwürdige Angulimalo, als er auf der Straße von Haus zu Haus um Almosen stand, irgendein Weib: die hatte eine Frühgeburt, eine Fehlgeburt getan. Als er das gesehn gedacht' er bei sich: ›Übel steht es, wahrlich, um die Wesen, übel steht es, wahrlich, um die Wesen!‹ – Und als der ehrwürdige Angulimalo, von Haus zu Haus tretend, Almosen erhalten, kehrte er zurück, nahm das Mahl ein und begab sich dann dorthin wo der Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach nun der ehrwürdige Angulimalo zum Erhabenen also:
»Ich war da, o Herr, zeitig gerüstet, mit Mantel und Schale versehn, nach der Stadt gegangen, um Almosenspeise. Da hab' ich, auf der Straße von Haus zu Haus um Almosen stehend, irgendein Weib gesehn, die eine Frühgeburt, eine Fehlgeburt getan: und als ich es sah gedacht' ich bei mir: ›Übel steht es, wahrlich, um die Wesen, übel steht es, wahrlich, um die Wesen!‹«
»So gehe denn, Angulimalo, zu jenem Weibe hin und sprich also zu ihr: ›Seitdem ich, o Schwester, geboren bin weiß ich nicht, daß ich mit Absicht ein Wesen des Lebens beraubt hätte: so wahr ich sage, sei genesen du, genesen deine Frucht!‹«
»Würd' ich da nicht, o Herr, bewußte Lüge reden: hab' ich doch, o Herr, mit Absicht vielen Wesen das Leben geraubt!«
»So gehe denn, Angulimalo, zu jenem Weibe hin und sprich also zu ihr: ›Seitdem ich, o Schwester, in heiliger Geburt geboren bin weiß ich nicht, daß ich mit Absicht ein Wesen des Lebens beraubt hätte: so wahr ich sage, sei genesen du, genesen deine Frucht!‹«
»Wohl, o Herr!« erwiderte da der ehrwürdige Angulimalo, dem Erhabenen gehorchend. Und er begab sich zu jenem Weibe hin und sprach also zu ihr:
»Seitdem ich, o Schwester, in heiliger Geburt geboren bin weiß ich nicht, daß ich mit Absicht ein Wesen des Lebens beraubt hätte: so wahr ich sage, sei genesen du, genesen deine Frucht!«
Und das Weib war genesen, genesen ihre Frucht.
Und der ehrwürdige Angulimalo, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste verweilend, hatte gar bald was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes höchste Ziel des Asketentums noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ verstand er da. Auch einer war nun der ehrwürdige Angulimalo der Heiligen geworden.
Fünftes Bruchstück
Und der ehrwürdige Angulimalo, zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schale und ging nach Savatthi um Almosenspeise. Um diese Zeit nun flog ein Stein, den einer geworfen, dem ehrwürdigen Angulimalo an den Leib, flog ein Stock, den einer geworfen, dem ehrwürdigen Angulimalo an den Leib, flog ein Scherben, den einer geworfen, dem ehrwürdigen Angulimalo an den Leib. Da kam nun der ehrwürdige Angulimalo mit zerschnittenem Kopfe und strömendem Blute, mit zerbrochener Schale und zerrissenem Mantel zum Erhabenen hin. Und es sah der Erhabene den ehrwürdigen Angulimalo von ferne herankommen, und als er ihn gesehn sprach er also zu ihm:
»Dulde nur, Heiliger, dulde nur, Heiliger! Um welcher Tat Vergeltung du viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende Höllenqual erlittest, dieser Tat Vergeltung, Heiliger, findest du noch bei Lebzeiten.«
Sechstes Bruchstück
Da ließ der ehrwürdige Angulimalo, während er einsam zurückgezogen sann, das Heil der Erlösung erfahrend, um diese Zeit folgende Weise vernehmen:
»Wer früher törig sorglos war,
Doch endlich seine Schuld erkennt,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
Wer einst begangne böse Tat
In wahrer Buße tief bereut,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
Wer noch in holder Jugendkraft
Als Jünger hier dem Sieger folgt,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
Die Lüfte sollen lauschen meinem Sange
Und lieblich wehen um den Auferwachten,
Die Lüfte sollen grüßen mir die Menschen,
Die Großen, die sich nach der Wahrheit sehnen.
Den Lüften tu' mein Lied ich kund,
Das Lob der Liebe, der Geduld:
O wehet nieder,
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