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Aus der Spur

Aus der Spur

Titel: Aus der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Smith
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müssen.
    Er parkte den Pick-up auf einer gewundenen Schotterauffahrt. Myrtle wohnte in einem alten Farmhaus mit einem großen Garagenanbau, den sie als Atelier nutzte. Sie hatte Shamus gestanden, dass sie sich manchmal Sorgen machte, denn vermutlich konnte keiner ihrer Nachbarn sehen und hören, was auf ihrem Grundstück vor sich ging. Seit ihr Mann gestorben war, hatte sie ab und zu das Gefühl, dass das Anwesen zu abgeschieden für sie war. Shamus hatte ihr geraten, das große Maß an Privatsphäre zu genießen.
    Mit den zwei Bolzenschneidern, die er sich von Stiles geborgt hatte, verschaffte sich Shamus Zugang zu dem Garagenanbau, der, wie er herausfand, durch eine weitere Tür mit dem Haus verbunden war. Auf einer Seite des Raumes befanden sich maßgefertigte Regale mit Myrtles fertigen Töpferarbeiten, unter denen einige sehr schöne Stücke waren. An der anliegenden Wand stand eine große Werkbank.
    Aha, dachte Shamus, als er den achteckigen Brennofen entdeckte. Er erkannte das Ding auf den ersten Blick; schließlich hatte Myrtle ihm eines Tages die Ohren mit Geschichten über ihren Ofen vollgequasselt. Sie hatte seine guten Manieren schamlos ausgenutzt.
    Myrtle hatte Shamus haarklein beschrieben, wie der Ofen funktionierte. Daher wusste er, dass das Ding über tausend Grad heiß werden und man auf dem Timer das Ende der Brennzeit einstellen konnte. An jedes Detail erinnerte er sich natürlich nicht, aber das Wesentliche hatte er behalten.
    Shamus ließ die Leinentasche auf die Werkbank fallen und versuchte, sich an seinen lange zurückliegenden Kunstunterricht in Ohio zurückzuerinnern. Er begutachtete Myrtles Vorrat an Tonglasuren und wählte eine aus, die er für geeignet hielt. » Torero-Rot « hörte sich passend an, fand Shamus. Wenn er die Glasur zusammengemischt hatte, würde er den Timer des Brennofens einstellen.
    ***
    Shamus bewunderte den herrlichen Sonnenuntergang. Myrtles Kunstwerke und seine eigenen kreativen Bemühungen hatten ihn in eine poetische Stimmung versetzt. Sogar sein Gesicht war eine Art Leinwand geworden, als er mit Myrtles Make-up die Kratzspuren von Stiles’ Fingernägeln auf seiner Wange abgedeckt hatte. Myrtle hatte eine Menge starker Schmerztabletten vorrätig, aber Shamus schluckte nur ein paar Paracetamol für seine Rippen. Er durfte auf keinen Fall einschlafen.
    Shamus wartete im Haupthaus auf Myrtle. Im Atelier konnte er nicht bleiben. Die Handschuhe juckten zwar, aber diese Unannehmlichkeit ertrug er wie ein Profi.
    Spaßeshalber blätterte er Myrtles Post durch. Zu seiner Freude konnte er keine Handyrechnung finden. Er hatte nirgendwo eine Schusswaffe gesehen, und Myrtle wirkte auch nicht gerade wie der Typ dafür. Shamus wusste, dass die alte Dame kein Vertrauen zu Banken hatte. In ihrem Kleiderschrank entdeckte er einen Schuhkarton, in dem sie fast zwanzigtausend Dollar gehortet hatte. Bingo!
    Als zwei Scheinwerferkegel durch die Dunkelheit des Wohnzimmers schnitten, duckte sich Shamus hinter Myrtles Couch. Die alte Dame würde den Pick-up draußen stehen sehen und annehmen, dass Larry zu Besuch gekommen war. Shamus kicherte und hielt seine Pistole bereit. Dann ging die Tür auf, und Myrtle kam herein. Sie war allein.
    » Halloho? Larry, bist du da? Larry? Brennt da was? « Die staubigen alten Vorleger schluckten ihre Stimme. Das Ticken der großen Standuhr in der Diele bildete einen Kontrapunkt zu ihren Fragen.
    Shamus hörte, wie Myrtle ihre Handtasche weglegte und wieder prüfend schnüffelte. » Pfui Teufel! « , rief sie und lief zur Ateliertür. Shamus hatte sich inzwischen an den Gestank gewöhnt, aber er war wirklich penetrant. Warte nur, bis sie die Tür aufmacht, dachte sich Shamus. Er war froh, dass der Brennofen sich schon vor ein paar Stunden ausgeschaltet hatte, aber wahrscheinlich war das Ding noch warm.
    » Larry, bist du im Atelier? Was hast du da nur im Ofen? Da verbrennt doch was! Larry? « Myrtle öffnete die Tür.
    Shamus versuchte, nicht zu lachen. Er vernahm ein letztes » Ach du meine Güte! « , als Myrtle die Tür öffnete und ihr der Gestank mit voller Wucht entgegenschlug.
    Als er sie durch den Raum eilen hörte, schlich Shamus sich zur Tür. Igitt! Das stank ja wirklich scheußlich! Er sah Myrtle, die mit dem Rücken zu ihm stand und sich feuerfeste Handschuhe überstreifte. Dann nahm sie die Greifzange neben dem Ofen und machte die Klappe auf. Shamus konnte eine frische Rauchwolke aufsteigen sehen, und die Luft flirrte vor Hitze.
    » Oh,

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