Aus der Spur
entfernt. Das ergibt keinen Sinn, dachte Chang, aber dann ging ihm ein Licht auf.
» Dort drüben hat er den Kopf hochgehalten und ausbluten lassen. Siehst du? Das Blut ist von einer bestimmen Höhe aus auf den Boden getropft. Sammelt der Typ jetzt auch noch Trophäen? « , meinte Chang zu Nelson gewandt.
Dieser wirkte noch blasser als sonst. » Schön, dass du wieder da bist. War das… «
» Vergiss es. « Chang hörte ein Zittern in seiner Stimme und rang um Fassung.
Nelson blickte ihn an. » Ich habe genug gesehen. Besser, du schaffst mich hier raus, bevor uns der Fall noch entzogen wird. «
Kapitel 46
Feinheiten
Patriot Motors, Donnerstagabend
Shamus trommelte mit den Fingern auf seinem Schreibtisch. Seit er erfahren hatte, dass die Polizei mit ihm sprechen wollte, konnte er sich nicht mehr konzentrieren. Jake hatte gesagt, sie wollten über ein paar offene Fragen bezüglich des Tods von Heather Cleary sprechen.
» Ich glaube, einer von denen war nicht mal ein richtiger Cop. Hat dich Heather irgendwann mal angerufen und ihren Kauf storniert? Uns liegt jedenfalls kein Antrag auf Rückzahlung von ihr vor. «
» Ich habe keinen Pieps mehr von ihr gehört. Vergangenen Freitag habe ich sie etwa tausendmal zu Hause angerufen, um zu fragen, wo sie bleibt. Das arme Ding. Ich frage mich, in was sie da wohl reingeraten ist « , sagte Shamus kopfschüttelnd.
» Tja. Na gut, vielleicht kommen die zwei morgen Vormittag wieder. Am besten machst du da keine Termine aus, außer es geht nicht anders. Wir müssen diesen Monat wirklich einen Zahn zulegen. Also tu, was du kannst « , meinte Jake. Es hörte sich nicht so an, als würde ihn die Sache sonderlich interessieren. Gut so, dachte Shamus.
» Ich glaube nicht, dass ich ihnen weiterhelfen kann. Hey, vielleicht brauchen die ja ein neues Auto! « , sagte er mit einem aufgesetzten Lächeln.
» Einen Versuch ist’s wert. Vielleicht werden wir sie so schneller wieder los « , entgegnete Jake und verschwand.
Verdammt, ich hab’s dir doch gesagt, Gran, dachte Shamus. Er hatte gewusst, dass er die Finger von dieser verzogenen Göre hätte lassen sollen. Bei dem Gedanken, dass die Polizei Heather zu ihm hatte zurückverfolgen können, wurde sein Mund ganz trocken. Vielleicht gab es irgendwo einen klugen Cop, der nach weiteren Verbindungen zwischen den Opfern suchte, und dann hatte er ein echtes Problem.
Shamus tat so, als würde er Hank zuhören, der sich lautstark über einen seiner Kunden von letzter Woche beschwerte. Der Typ hatte nichts gekauft und Hanks kostbare Zeit gestohlen. Als würde das nur ihm passieren!
Doch dann riss ihn etwas, das Hank gesagt hatte, aus seinen Gedanken. Shamus fühlte eine Idee in sich aufkeimen.
Kapitel 47
Schlaflos
Newark, Freitag, früher Morgen
Seit Chang Nelsons Haus verlassen hatte, standen seine Gedanken keinen Moment still. Trotz aller Bemühungen kam er nicht zur Ruhe. Chang musste schlafen, aber er konnte einfach nicht. Er lebte in wahrhaft interessanten Zeiten.
Als er nach Hause gekommen war, hatte er seinen Anrufbeantworter abgehört. Noch gehörte der Fall ihm. Die schlechte Nachricht war, dass einer der Polizisten am Tatort gesehen hatte, wie Nelson das Haus verließ. Allerdings handelte es sich dabei um Changs Freund D’Agostino; er hatte ihn wissen lassen, dass sein Geheimnis bei ihm sicher war. Aber früher oder später würde ihre Glückssträhne reißen; die Polizeipräsenz am Tatort wurde mit jedem neuen Mord verstärkt. Doch Chang war sich sicher, dass er mit Nelson den Mörder zur Strecke bringen konnte– es sei denn, Byrd brachte zuerst sie zur Strecke. Er fühlte sich wie eine Ameise, die auf dem Boden eines Stundenglases sitzt, in dem unerbittlich der Sand nach unten rieselt…
Shu öffnete ihm. Chang machte sich nicht die Mühe, ihn zu tadeln, weil er nicht erst überprüft hatte, wer vor der Tür stand.
» Sie schläft « , sagte Shu und ließ ihn ein.
Seine Mutter war eigentlich eine Nachteule; sie musste einen schweren Tag hinter sich haben. Shu verstand Changs unausgesprochene Frage sofort.
» Die Schmerzen sind besser geworden. «
» Du hättest mich anrufen sollen. «
» Es ging wieder vorbei. «
» Shu, meine Mutter leidet nicht an Blähungen! « Sie beschwerte sich unermüdlich, dass der chirurgische Eingriff vor einigen Jahren nur zur Ausbreitung der Metastasen in ihrem Darm geführt hätte, allen gegenteiligen Testergebnissen zum Trotz. Sie litt unter qualvollen Schmerzanfällen. Das
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