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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Krüger
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Ziel. Und diese Ausweitung findet paradoxerweise gerade dadurch statt, dass sich der Eifersüchtige mit sich selbst beschäftigen lernt. Das ist die radikalste Antwort auf jene Eifersucht, bei der man sich ständig innerlich um den Partner dreht. Daher sollte sich der Eifersüchtige auch mit seinen eigenen Interessen, seinen Gefühlen, auch seiner Kindheit auseinandersetzen. Denn wenn man die Kindheit des massiv eifersüchtigen Menschen kennenlernt, wird bald deutlich, dass er sich nie mit sich selbst beschäftigten durfte. Die Mutter wurde früh krank oder sie war so unruhig, dass sie alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Vielleicht war der Vater Alkoholiker oder so dominant, dass das Kind immer Angst vor ihm hatte. So entstand eine unruhige Stimmung, die dazu führte, dass im Kind ein sehr feines Alarmsystem entstand. Oft hörte es schon am Schritt der Mutter, wie es ihr ging. Es hatte den siebten Sinn ausgebildet. Und in dieser unruhigen Familienatmosphäre bekam das Kind zu wenig, seine innere seelische Struktur blieb brüchig. Und so gelang ihm der Aufbau des eigenen Lebens kaum. Denn wie will man ein Haus bauen, wenn der Untergrund locker ist? Deshalb hat in der Therapie die emotionale Stabilisierung Vorrang. Doch dann sollte der Therapeut dem Eifersüchtigen auch helfen, eigene Lebensziele entschlossener zu verfolgen und sein eigenes Leben aufzubauen.
Was füllt uns wirklich aus?
    Die Therapie darf nicht nur aus schönen Worten bestehen. Sie ist vielmehr eine Hilfe zur Selbsthilfe. Der Therapeut muss den Eifersüchtigen dabei unterstützen, »seelische Flügel« zu entwickeln, damit er in die Welt hinaus expandieren kann. Denn eines ist klar: Man kann Eifersucht nicht mit dem Verstand heilen. Worte reichen nicht aus. Das wäre so, als wollten Sie einen Großbrand mit der Gießkanne löschen. Dies erkannte auch der holländische Philosoph Spinoza, der als Spezialist für Affekte und deren Überwindung galt. Er war der Meinung, dass man einen Affekt nur durch einen wichtigeren Affekt überwinden kann. Deshalb braucht der Eifersüchtige neue Ziele, neue Lebensinhalte. Man hat doch manchmal den Eindruck, dass die Eifersucht sein wichtigstes Lebensinteresse ist. Dies macht verständlich, dass man Eifersucht nicht einfach wegtherapieren kann, denn sie ist in diesem Moment ein bedeutender Lebensinhalt. Deshalb haben alle Affekte ein großes Beharrungsvermögen. Man kann also die Eifersucht nur durch andere Affekte verändern, die uns wichtiger sind. Und es muss etwas Lustvolles sein, das uns ausfüllt. Wir können uns nicht vornehmen, nicht eifersüchtig zu sein. Das wäre wie in diesem lustigen Gedankenexperiment, bei dem wir versuchen, nicht an einen rosa Elefanten zu denken. Probieren Sie das einmal fünf Minuten aus.
    Patienten müssen also in der Behandlung ermutigt werden etwas zu finden, das wichtiger ist als die Verlustangst, wichtiger als der Beziehungspartner. Wie schrieb Jane Austen einmal den Frauen ins Stammbuch: Man solle die Männer nicht überschätzen, schließlich gäbe es Berge und Seen.
    Sie brauchen also einen neuen Schwerpunkt im Leben, etwas ganz Eigenes, das ganz mit ihrer Person verbunden ist und hauptsächlich von Ihnen abhängt. Eifersucht ist zutiefst ein Gefühl der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins. Ich empfehle deshalb allen Patienten, dass sie sich fragen: Was sind die wirklichen Ziele meines eigenen Lebens? Wie könnte ichmeine Freundschaften verbessern? Und welche Kinderwünsche hatte ich? Denn Glück gibt es nur als Erfüllung eines Kinderwunsches – meinte Sigmund Freud. Es kommt also darauf an, dass der Eifersüchtige sagen kann: Das wichtigste in meinem Leben bin ich selbst.
Wenn der Eifersüchtige keine Therapie machen will
    Im Allgemeinen ahnt der Eifersüchtige, dass er eine Therapie machen sollte. Und gleichzeitig schreckt er davor zurück. Denn er hat natürlich Angst, dass seine Gefühle als verrückt eingestuft werden und hat oft wenig Vertrauen in andere Menschen. Deshalb hat es keinen Sinn, dass man ihn ständig auffordert: du musst eine Therapie machen! Zwar können Sie dem Partner/der Partnerin helfen, indem Sie ihm/ihr dieses Buch geben oder sich nach Therapiemöglichkeiten erkundigen. Doch wenn dies alles nicht hilft, sollten Sie selbst eine Therapie beginnen! Kümmern Sie sich um sich selbst, wenn für Sie die Situation unerträglich wird. Denn es gibt eine Erkenntnis: Wenn ein Partner sich ändert, ändert sich das Gesamtsystem. Wenn Sie mehr Klarheit für sich finden

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