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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Krüger
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Verführungssituation herstellt. Einfacher und oft effektiver ist die Ansammlung von Detailwissen. Er berichtet, in welchem Kinofilm er war und Sie fragen nach einer wichtigen Einzelheit. Oder er sagt, dass er mit Freunden Angeln war und Sie erkundigen sich nach dem Wetter. Wenn er solche Geschichten konstruiert hat, stoßen Sie immer irgendwann auf Ungereimtheiten. Niemand hält eine Lügengeschichte auf Dauer durch. Doch am wichtigsten ist natürlich immer das Bauchgefühl, dem wir vertrauen sollten, wenn wir nicht extrem eifersüchtig sind. Alle Überprüfungen, alle Tests können immer nur einen sehr kleinen Teil des Lebens erfassen. Doch beim Bauchgefühl liegt eine innere Gesamteinschätzung vor. Und wenn Ihre Beziehung halbwegs gut ist, können Sie dieser Einschätzung vertrauen. Ich spüre meist, ob etwas zwischen uns steht, ob die Nähe verlorengegangen ist.
Wenn wir zu wenig eifersüchtig sind
    Tatsächlich ist die Nähe in jeder Partnerschaft immer wieder gefährdet. Es gibt Enttäuschungen, Konflikte, Verletzungen, man zieht sich gelegentlich zurück. Oft wartet dann jeder darauf, dass der andere die ersehnte Nähe wieder herstellt. Gelegentlich macht ein Partner eine halbherzige Annäherung, die ihm schwerfällt und wird zurückgewiesen. Und irgendwann hat man von diesem »Spiel« genug, man will nicht mehr verletzt werden, gibt alle Hoffnungen auf, ist in die innere Emigration gegangen. Trotzdem trennt man sich nicht, denn dazu gibt es zu viele Gemeinsamkeiten. Man hat das schöne Haus, man erzieht zusammen die Kinder und tritt nach außen als das perfekte Paar auf. Und man hat auch keine Perspektive für eine bessere Beziehung. Warum sollte man sich trennen? Man beruhigt sich mit dem Gedanken, dass andere Ehen auch nicht besser sind. Vor allem Männer arrangieren sich, sie verdrängen ihre Gefühle und spüren nicht, was sich hinter ihrem Rücken abspielt. Aus mangelndem Lebensmut und einem zu geringen Selbstbewusstsein passt man sich an.
    Und in dieser Situation will man oft nicht mehr wissen, ob der andere treu ist. Lesen Sie einmal den Roman »Anna Karenina« von Tolstoi. Dort schreibt er über die betrogene Dolly, die jedes Interesse an ihrem Ehemann verloren hatte. Sonst hätte sie sich trennen müssen, das gewohnte Familienleben hätte sie verloren. Deshalb ließ sie sich hintergehen und verachtete ihn dafür, vor allem aber sich selbst. Aber nicht nur die eigene Selbstachtung leidet, wenn man nicht eifersüchtig ist. Auch die Partnerschaft leidet, wenn überhaupt noch etwas gegenseitiges Interesse vorhanden ist.
    Ein Mangel an Eifersucht wird vor allem von Frauen als fehlende Wertschätzung, aber auch als eine grundsätzliche Gefühllosigkeit beklagt. Eine Patientin berichtete: »Wenn ich mal einen anderen Typen anschaue, das interessiert meinen Mann nicht. Eifersucht ist für ihn ein Fremdwort. Kürzlich habe ich bei einem Fest einem anderen Mann ein wenig mehrin die Augen gesehen – für ihn kein Thema. Der schaltet einfach Gefühle aus. Das ist doch nicht normal.« Zu Recht wird ein Mangel an Eifersucht als Lieblosigkeit empfunden. Doch viele Männer begreifen dies nicht und sehen es als Vorzug an, nicht eifersüchtig zu sein. So gaben in einer von mir durchgeführten Umfrage 34 Prozent der Männer an, keine Eifersucht zu spüren. Und darauf waren sie sehr stolz. Ein Patient meinte fast aufgebracht: »Ich finde Eifersucht albern. Es ist doch wie im Kino … Es ist alles eine völlige Übertreibung, man macht sich doch lächerlich.«
Die Verdrängung der Eifersucht
    Nun ist durchaus verständlich, dass Männer nicht gern eifersüchtig sind. Wir Männer haben den Anspruch, dass wir unabhängig und stark sind. Doch niemals sind wir ungeschützter und verletzlicher als in der Liebe. Deshalb reagieren wir so eifersüchtig, wenn wir den Verlust des geliebten Partners befürchten müssen. Und dies Warnsignal der Eifersucht ist wichtig, damit wir rechtzeitig und angemessen auf die Gefahr des Liebesverlustes reagieren können. Wer der Überzeugung ist, noch nie Eifersuchtsgefühle empfunden zu haben, verdrängt dieses Warnsignal. Er hat die Alarmanlage abgestellt, die ihn gestört hat. Doch ungestraft stellt man keine Alarmanlage ab: Es sind nicht nur die »Einbrecher«, die sich nun im persönlichen Leben ausbreiten können. Vielmehr führen die verdrängten Affekte ein Eigenleben. Schon Sigmund Freud vertrat die Meinung, dass die Verdrängung der Eifersucht zu massiven Störungen führt. Deshalb

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