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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Krüger
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ist es erstaunlich, dass es auch heutzutage kaum Bücher gibt, in denen die Eifersucht als sinnvoll geschildert wird. In den achtziger Jahren erschienen zwei solcher Bücher: Nancy Friday schrieb ein sehr umfangreiches Buch über die Eifersucht, in dem sie fordert: »Wir müssen uns endlich bewusst werden, dass Gefühle der Eifersucht nicht mehr versteckt oder verdrängt werden dürfen,sondern als eine der stärksten menschlichen Triebfedern akzeptiert und positiv ins Leben integriert werden müssen.« 8 Und auch Hildegart Baumgart betont in »Formen der Eifersucht«, die Eifersucht gehöre zur Liebe, sei ihre dunkle Seite, der man sich stellen müsse. Doch ansonsten wurde die Eifersucht auch in akademischen Kreisen verdrängt und abgewertet. Und noch heute wird dieses Thema vernachlässigt. Schauen Sie einmal bei Amazon nach. Dort finden Sie unter dem Stichwort Sexualität 4000, unter dem Stichwort Ängste sogar 6000 Bücher. Aber es gibt im Bereich Ratgeber nur 155 Titel zum Thema Eifersucht – die fast alle veraltet sind.
Die fehlende Aggressionsbereitschaft
    Die Verdrängung der Eifersucht ist verhängnisvoll. Denn sie hat meist zwei Ursachen. Es liegt vor allem eine große Aggressionsgehemmtheit vor. Man fordert zu wenig in der Partnerschaft, lässt alles schicksalhaft über sich ergehen (»was soll ich denn tun?«), man kann sich nicht auseinandersetzen, man verfügt über keinen konstruktiven Umgang mit Konflikten. Dies Verhalten mag manchmal sehr verständnisvoll, ja fast edel wirken. Aber letztlich gibt es doch immer zerstörerische Reaktionen. Man kann sich zwar nicht wehren, aber man blockiert den anderen, zieht sich zurück und kämpft mit indirekten Mitteln. Auch dies ist eine Form von Aggression. Und vor allem handelt man autoaggressiv, selbstzerstörerisch. Man nimmt nicht nur seine Wünsche nach Liebe und Bestätigung zurück. Man zweifelt stark an sich, wird krank. Kurz gesagt: man schwächelt. Der Berliner Psychoanalytiker Schultz-Hencke mahnte daher eindringlich: »Man hat dann den Eindruck, es wäre besser um diese Menschen bestellt, wenn sie eifersüchtig wären, dafür aber sonst produktiver. Denn die Kräfte, die bei ihnen in Gestörtheit des Lebensgefühls gebunden wurden, wären besserer Verwendung wert. Mehr noch, die verdrängte Eifersucht fließt dann oft in völlig zerstörerische Bahnenab. Mag diese Zerstörung sich auch nur darin äußern, dass ein Pessimismus unbekannter Herkunft das Quellen produktiver Kräfte lähmt …
    Aus diesen Gründen wäre ein gewisses Maß an bewusster Eifersucht zu empfehlen … Sie ist im Ganzen des Lebens gesehen viel fruchttragender als die schwelende im Schatten der Seele.« 9
    Was uns immer bei den Eifersuchtsverdrängern auffällt ist die Tatsache, dass sie nie ganz lebendig sind. So jedenfalls wirkt der Landarzt Charles Bovary auf uns, den Flaubert in seinem Roman Madame Bovary beschreibt. Seine Frau ging ständig fremd, er merkte nichts. Denn er hatte nicht die Fähigkeit zur Eifersucht. Er hatte eine sehr überwältigende Mutter, war sehr gehemmt und schüchtern. Es fehlte ihm das Gefühl, die eigene Ehe verteidigen zu müssen. Er war zu angepasst, zu schicksalsgläubig. Kurzum: er war zu gehemmt. Und diese Hemmung zieht sich durch das ganze Leben solcher Menschen. Sie fordern keine Gehaltserhöhung, sie beschweren sich auch nicht, wenn man ihnen im Gemüsegeschäft eine faule Tomate andreht.
    Manchmal hat man regelrecht den Eindruck, dass sie nie wirklich leben, sondern das Leben aus einer großen Distanz beobachten. So jedenfalls kam es mir auch bei einem Lehrer vor, der immer betonte, er sei nicht eifersüchtig. Zwar verliebte sich seine Frau in einen anderen Mann und bekam sogar ein Kind von ihm. Trotzdem hat er das Kind adoptiert. Sein Verhalten könnte man als sehr reif, als erwachsen, als großzügig bezeichnen. Doch seine Gelassenheit wirkte auf mich immer problematisch. Natürlich sollen wir im Leben verzeihen können, es ist ein Zeichen seelischer Größe, wenn wir manchmal nicht zu eifersüchtig sind. Aber das sollte immer das Endergebnis eines schmerzhaften Prozesses sein, in dem wir durchaus wütend und gekränkt sind. Doch wenn wir immer sofort alles verstehen und verzeihen, wehren wir diese Gefühle ab. Wir legen dann eine Distanz zum Leben ein, als ob wir es aus einer Theaterloge beobachten würden.
    Und dieser Eindruck bestätigte sich, als ich den Lebenslauf dieses Lehrers erfragte. Er war immer unsicher, seine Entscheidungen

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