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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Krüger
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haben, weil sie einen kleinen Laden betreiben und unter Geldsorgen leiden. Die Eltern von Kafka hatten einen solchen Laden, und er hasste die abendlichen Gespräche, wenn es immer wieder um das Thema Geld ging. Aber selbst wenn keine finanziellen Sorgen bestehen – in einer Gastwirtschaft, einem Familienhotel oder einer Bäckerei laufen die Kinder quasi immer nebenher. Entweder muss der Vater noch bis spät in die Nacht hinein arbeiten oder er muss ganz früh beginnen. Ein geregeltes Familienleben ist jedenfalls auf diese Weise kaum möglich und oft haben die Kinder vor allem dann Kontakt mit den Eltern, wenn sie mitarbeiten. Zuwendung muss man sich verdienen – lernen diese Kinder. Ein tiefes Vertrauen in die Liebe entsteht so nicht. Und so ist bei diesen Kindern später immer eine Neigung zur Eifersucht vorhanden.
Die Geschwistereifersucht
    Wer zu wenig geliebt wurde, weil die Eltern wenig Zeit hatten, resigniert irgendwann. Man kennt es nicht anders, die stille Vernachlässigung bestimmt schließlich das ganze Leben.Doch neben diesen stillen Dramen gibt es heftige Tragödien, wenn ein Kind zwar zunächst geliebt wurde, dann aber die Zuwendung verlor. Und die Verzweiflung dieser Kinder müssen wir nachempfinden, wenn wir die Eifersucht begreifen wollen. Denn die heftige Eifersucht ist immer ein Ausdruck jener Verzweiflung, die wir als Kinder empfanden. Es ist das panikartige Gefühl, dass man nicht mehr geliebt wird, dass man nun einsam ist wie Sterntaler in dem bekannten Märchen. Und der häufigste Auslöser für diese massive Eifersucht ist die Geburt eines Geschwisters.
Die Entthronung
    Es ist schon schwierig damit umzugehen, dass sich die Eltern trennen oder dass ein Elternteil krank ist. Doch ungleich schwieriger ist der Umgang mit einem neuen Geschwister. Denn bei der Geschwistereifersucht erleben wir täglich, dass uns ein Bruder oder eine Schwester vorgezogen wird. Hier entstehen dramatische Gefühle, die fast mörderisch sein können. Die Geschwistereifersucht ist daher die Ursituation der Eifersucht. Wir müssen uns das nur vorstellen: Jahrelang hatten wir die Zuwendung der Eltern für uns allein, standen im Mittelpunkt, konnten zärtlich mit ihnen sein, hatten in ihnen zuverlässige Gesprächspartner. Und dies änderte sich dann buchstäblich über Nacht. Ein Neugeborenes raubt uns diese Vorzugsposition, entthront uns, steht nun im Mittelpunkt. Dagegen lässt sich nichts tun. Und wenn man dann als Kind quengelt, bekam man früher oft zu hören, man solle vernünftig sein. Während sonst alle Bedürfnisse erfüllt wurden, war man plötzlich der Störenfried. Selbst als man wieder einnässte oder stotterte, bekam man die früher gewohnte Zuwendung nicht. Stattdessen musste man mit ansehen, wie das Neugeborene unendlich verwöhnt und verzärtelt wurde. Jedes seiner Äußerungen wurde registriert und bewundert. Besonders dramatisch war dies früher natürlich, wenn ein Mädchen einen Bruder bekam.Oft wurde dieser als Stammhalter der Familie besonders begrüßt, ihm wurde eine ganz besondere Bedeutung beigemessen. Das Mädchen stand fortan am Rande. Und oft gibt es auch einen Kampf der Brüder um die Gunst des Vaters. Hier entstehen Gefühle, die leicht von Wut und Hass getränkt sind.
Liebt man seine Kinder gleich stark?
    Selbst wenn die Eltern das Erstgeborene geschickt auf das neue Geschwister vorbereiten, sind Eifersuchtsgefühle kaum zu vermeiden. In ihrer Autobiographie schreibt Simone de Beauvoir, dass sie zwar nicht eifersüchtig gewesen sei, als sie im Alter von 2 1/2 Jahren eine Schwester bekam. Trotzdem stand ihr eines Abends fast das Herz still, als sie hörte: »… mit gemessener, kaum von Neugier bewegter Stimme stellte Mama meinem Vater die Frage: »Welche von beiden ist dir die liebere?« Ich erwartete, Papa werde meinen Namen aussprechen, aber einen Augenblick lang, der mich ewig dünkte, zögerte er: »Simone ist die Überlegenere, aber Poupette ist so anschmiegsam …« Sie wogen weiter das Für und Wieder ab, und … schließlich einigten sie sich darauf, dass sie die eine von uns genau wie die andere liebten; das entsprach zwar ganz und gar dem, was man in den Büchern liest: Eltern haben alle ihre Kinder gleich lieb. Dennoch empfand ich etwas wie Groll.« 11 Sie war ja die Ältere und erwartete, dass sie von ihren Eltern mehr geschätzt werden würde.
    Zu Recht war Simone de Beauvoir nicht davon überzeugt, dass die Eltern ihre Kinder auf gleiche Weise lieben. Es bilden sich doch

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