Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
des Lebens und alles war vorbei. Und so war ich natürlich immer eifersüchtig«, bekennt eine Lehrerin, die immer wieder sehr eifersüchtig ist, weil sie ihrem Partner nicht vertrauen kann.
Alkoholkranke Eltern
Als besonders unbeständig erleben Kinder die Beziehung zu ihren Eltern, wenn diese ein Alkoholproblem haben. 3 Prozent der Bevölkerung haben ein massives Alkoholproblem, zehn Prozent ein riskantes Trinkverhalten. In 2/3 aller Fälle handelt es sich hierbei um alkoholabhängige Väter. Diese können oft durchaus nett sein, aber die Beziehung zu ihnen ist meist sehr brüchig. Eine Patientin erinnert sich: »Mein Vater konnte durchaus lieb sein, aber wenn er getrunken hatte, wurde er übergriffig. Ich ekelte mich davor, wenn er mich anfasste. Und am nächsten Morgen war er dann wieder normal, aber dieser Alkohol stand zwischen uns. Ich konnte mich nie auf ihn verlassen. Und so geht es mir heutzutage auch mit Männern. Ich glaube nie daran, dass sie zuverlässig sind. Sobald ich sie irgendwie nicht verstehe, werde ich eifersüchtig.«
Die Vertreibung aus dem Paradies
Das Gefühl der Unzuverlässigkeit ist die Kernproblematik der Eifersucht. Der Eifersüchtige hat immer das Gefühl, dass im nächsten Moment das Glück des Lebens vorbei sein könnte. Besonders deutlich wurde mir dies bei einem 50-jährigen Patienten, der bei seiner Großmutter aufwuchs und im Alter von 5 1/2 Jahren zu den Eltern kam, weil er zur Schule gehen musste. »Es war wie die Vertreibung aus dem Paradies. Meine Großmutter mochte ich sehr, plötzlich war für mich die Kindheit vorbei. Immer hatte ich ein Gefühl der Sehnsucht und vor allem: Ich glaubte nie an die Verlässlichkeit der Liebe und war untergründig immer eifersüchtig.«
Und dieses Erlebnis einer brüchigen Welt haben Kinder auch dann, wenn sich plötzlich die Eltern trennen oder ein Elternteil krank wird oder stirbt. Immer bricht die Zuwendung – zumindest eines Elternteils – ab, die Kinder müssen sich an den Verlust der Zuwendung gewöhnen. Sie müssenfrühzeitig erwachsen werden, sich manchmal um die Eltern kümmern. Wir nennen diesen Vorgang die Notautonomie, bei dem sich ein Kind scheinbar an den Mangelzustand gewöhnt, innerlich aber sehr verunsichert ist und bedürftig bleibt.
Die Notautonomie
Eine wirkliche Gewöhnung an einen Mangelzustand findet bei solchen Kindern natürlich nicht statt. So reagieren bereits kleine Kinder mit deutlichen Eifersuchtsgefühlen, wenn sie sich vernachlässigt fühlen. Forscher stellten jedenfalls fest, dass schon kleine Babys unruhig wurden und protestierten, wenn ihre Mutter eine lebensechte Puppe streichelte. Bei einem Buch war ihr Protest wesentlich geringer. Offensichtlich handelt es sich bei der Eifersucht um eine sehr grundlegende menschliche Reaktion. Schließlich sind wir auf die menschliche Zuwendung, auf Bindung und Sicherheit existenziell angewiesen. Stellen Sie sich einmal vor, auf die wichtigsten Beziehungspersonen Ihres Lebens wäre kein Verlass? Diese würden sich plötzlich – von einem Tag zum anderen – trennen, weil sie einen anderen Menschen gefunden haben. »Ich habe eine bessere Partie gemacht«, würde man vom anderen hören. Glücklicherweise erleben wir eine solche geringe Bindung sehr selten. Doch genau diese Unzuverlässigkeit in der Zuwendung der Eltern erleben Kinder oft in den ersten Lebensjahren. Und die Tragik besteht darin, dass Kinder noch nicht in der Lage sind, sich dann die Zuwendung woanders zu holen. Sie sind von der emotionalen Versorgung der Eltern abhängig. Und wenn diese nicht ausreicht, entstehen jene Kindheitsdramen, die später der Nährboden für starke Eifersuchtsgefühle sind.
Das stille Drama
Glücklicherweise halten sich unsere Eifersuchtsgefühle halbwegs in Grenzen, wenn wir in den ersten Lebensjahren eine stabile Zuwendung bekommen haben. Auch wenn diese verlorengeht, verfügen wir zumindest über erste Erfahrungen einer guten Beziehung. Doch viel schwieriger ist, wenn im Elternhaus für die Kinder nie ein seelischer Raum vorhanden ist. Das ist vor allem dann der Fall, wenn dem Beruf der Eltern alles untergeordnet werden muss. So erleben die Kinder von Militärs oder Diplomaten oft, dass der Beruf des Vaters das Wichtigste ist. Sie müssen alle paar Jahre umziehen, wenn der Vater versetzt wird. Freundschaften gehen solche Kinder irgendwann nicht mehr ein, weil sie alle Bindungen als vergänglich betrachten.
Aber noch schwieriger ist es, wenn die Eltern nie wirklich Zeit
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