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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Krüger
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geht nur, wenn wir uns selbst besser kennenlernen, in unsere Kindheit eintauchen und unsere Vergangenheit erforschen. Denn hier liegen die Ursprünge für unsere massive Eifersucht und unser schwankendes Selbstwertgefühl. Können Sie sich noch an jene Kindheitserlebnisse erinnern, die so verunsichernd waren? Oder haben Sie diese vergessen, sich daran gewöhnt wie ein Küstenbewohner an Ebbe und Flut. Oft wird dann vieles für uns normal, was doch verunsichernd war und jetzt zur Tragik der Eifersucht beiträgt. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns eine neue Orientierung erarbeiten. Lassen Sie uns also gemeinsam überlegen: Wie müsste eine Erziehung aussehen, damit später ein Erwachsener nur in einem gesunden Maß eifersüchtig ist.
Eine gute Kindheit
    Damit wir als Erwachsene wenig eifersüchtig sind, müssen wir vor allem ein großes seelisches Urvertrauen erworben haben. Dazu sind tausende positive Bindungserfahrungen in der Kindheit notwendig, in denen wir erleben, dass wir erwünscht sind, dass man sich um uns kümmert, sich sorgt. Wir müssenimmer wieder die Erfahrung machen: Meine Eltern sind für mich da, wenn ich sie brauche, sie gehen auf meine Bedürfnisse ein. Viele von uns haben dies nicht in ausreichender Weise erlebt. Gerade deshalb fasziniert es mich immer wieder, wenn ich heutzutage jungen Müttern und Vätern zuschaue. Sie versuchen mehr auf die Kinder einzugehen, als dies noch meinen Eltern möglich war. Wenn ihre Kinder mit ihnen reden, wenn sie zum ersten Mal die Türklinke runter drücken, die Treppe hoch gehen, wenn sie singen, ein neues Wort sprechen können – immer haben fast alle Eltern jenes Leuchten, jene Freude in den Augen, die das Kind bestätigt. Denn für diese Eltern sind Kinder das Wichtigste auf der Welt. Ständig besteht ein innerer Draht zum Kind, selbst nachts werden Eltern wach, wenn irgendetwas nicht stimmt. Diese verlässliche Zuwendung führt im Kind zu einem inneren, seelischen Fundament, und allmählich entsteht dann auch sein Selbstbewusstsein.
Das Ich entsteht aus dem Du
    So wie eine Pflanze Licht, Nährstoffe und Wasser benötigt um zu wachsen, brauchen Kinder Liebe, gute Vorbilder und vor allem: sehr viel Anerkennung. Denn man kann die Entwicklung von Kindern auf eine kurze Formel bringen: Das Ich entsteht aus dem Du. Ein Mensch mit einem starken Ich, der wenig eifersüchtig ist, hat lange Zeit ein liebendes »Du« gehabt, hat sehr viel Zuwendung bekommen. Es ist in ihm ein festes inneres Fundament entstanden, so dass er innerlich unabhängig wurde. Dies hat der Soziologe David Riesmann einmal als den innengeleiteten Typ beschrieben. Dieser lebt so, als hätte er einen inneren Kompass in sich und ist daher nicht ständig auf die Anerkennung seiner Mitmenschen angewiesen. Solch eine innere Unabhängigkeit hat Sigmund Freud immer sehr bewundert. Er meinte, dass solche Menschen wie ein Wissenschaftler vorgehen. Auch wenn bei einem Versuchein Reagenzglas springt, wenn Qualm entsteht, suchen sie eine Erklärung und forschen weiter. Sie haben jene Nähe zu sich selbst, dass sie sich von den Schwierigkeiten der Welt nicht zu sehr irritieren lassen.
Die notwendige Ablösung
    Wenn Kinder dann genügend Anerkennung getankt haben, können sie sich zunehmend vom Elternhaus ablösen. Denn eine geglückte Kindheit ist letztlich immer ein Ablösungsprozess. Zwar sind wir in den ersten Lebensmonaten vollständig von der Zuwendung der Eltern abhängig. Aber dann beginnt zunehmend im Kind der Wunsch nach Selbständigkeit. Doch haben Sie eine solche Kindheit erlebt, in der Sie sich gemocht und geliebt fühlten? Das ist selten uneingeschränkt der Fall. Die meisten Eltern hatten selbst eine schwierige Kindheit, konnten nicht richtig lieben, waren eher bedürftig oder überfordert. Sie erreichten die Kinder emotional nicht, diese blieben seelisch unterkühlt. Und dies ist meist nicht nur einer zu kargen Mutter anzulasten. Oft höre ich in der Therapie das Lebensschicksal eifersüchtiger Menschen, die einen extrem schwierigen Vater hatten. Vor allem Frauen erzählen mir, dass sie ihren Vater durchaus mochten, ihn sogar idealisierten. Aber auf die ersten Regungen der Selbständigkeit habe er mit großer Wut reagiert. »Ich hatte vor meinem Vater immer Angst. Ich habe die Liebe später wie ein Minenfeld angesehen. Ich dachte immer: ich muss mich vorsehen, sonst ist es vorbei. Die Liebe hatte etwas ganz Irrationales. Sie war manchmal wie eine Seifenblase, eine kleine Belastung, ein Luftzug

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