Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
Selbstmord.
Die zu engen Familienverhältnisse
Solche Eifersuchtsprobleme hat es vor allem in den Familien nach dem zweiten Weltkrieg häufig gegeben. Oft waren die Kinder schon völlig daran gewöhnt, die Mutter allein besitzen zu können. Sie empfanden deshalb den rückkehrenden Vater als Eindringling. Oder sie verhinderten jede neue Liebesbeziehung der verwitweten Mutter, indem sie sich immer dann unmöglich aufführten, wenn ein neuer Bewerber auftauchte. Eifersüchtig reagierte natürlich auch der Vater, wenn sich die Mutter nach den vielen Jahren des Alleinlebens stärker denKindern zugewandt hatte. Er fühlte sich dann in der Ehe wie ein Außenseiter. Und dies ist natürlich heutzutage in vielen Patchworkfamilien der Fall. Ein neuer Partner muss dann die Tatsache bewältigen, dass er oft von den Kindern abgelehnt wird. »Du bist nicht mein Vater« – ist eine typische Aussage. Nicht selten führt dies zu ernsthaften Konflikten, die zum Scheitern der Beziehung führen.
Der Ablösungsprozess
Wenn Kinder sehr eifersüchtig sind, besteht immer ein dramatischer Teufelskreis. Das Kind fühlt sich zu kurz gekommen, kann sich nicht werbend verhalten und schafft es auch nicht, sich stärker die Zuwendung außerhalb der Familie zu holen. Zwar haben entthronte Kinder oft eine besondere Beziehung zu den Großeltern, aber sie schaffen es trotzdem nicht, das Eifersuchtsdrama aufzusprengen. Sie sind so enttäuscht, wütend und fühlen sich zu kurz gekommen, dass sie sich nicht ablösen und die Zuwendung in Freundschaften suchen können. Und dies bleibt dann oft lebenslänglich die Tragik des Eifersüchtigen. Er hat oft das Gefühl, dass er in einer Beziehung zu wenig bekommt und bleibt auf diesen Mangelzustand fixiert. Insofern ist eine geglückte Entwicklung immer davon geprägt, dass es einen Wunsch nach Nähe, gleichzeitig aber auch nach Unabhängigkeit, nach neuen Beziehungen gibt.
Wichtig ist dies Schwingen zwischen Nähe und Freiheitswünschen vor allem in der Pubertät, weil so der Jugendliche seine eigene Identität entwickeln kann. Identität bedeutet: ich weiß, wer ich bin. Und dies ist wichtig, bevor wir eine Partnerschaft beginnen. Man muss zunächst wissen, wer man ist, man muss eine starke Persönlichkeit entwickeln, bevor man sich auf das Abenteuer der Liebe einlässt. Denn tatsächlich ist die Liebe ein Abenteuer. In jeder Partnerschaft gibt es ständig emotionale Schwankungen. Heute ist der Partner zurückhaltend, morgen will er mich unbedingt küssen und übermorgenzieht er sich dann wieder zurück. Wer will das verstehen? Und vor allem: Wie soll man geschickt damit umgehen? Die Eifersucht ist dann doch fast vorprogrammiert, wenn man feststellt, dass er inzwischen freundlicher zu seiner Sekretärin ist als zu mir? Eifersucht liegt also in vielen Situationen nahe, doch wie interpretiert man ein solches Alarmsignal? Um ein solches Signal richtig zu deuten und dann noch geschickt zu reagieren, braucht man einen festen Boden unter den Füßen. Man braucht einen gewissen Abstand, eine innere Unabhängigkeit, um mit Eifersucht selbstbewusst umgehen zu können. Auf den Punkt gebracht könnte man sagen: Man kann nur wirklich lieben, wenn man auf den anderen verzichten kann. Sonst bekommt man so starke Panikgefühle, dass man in schwierigen Situationen unter massiven Eifersuchtsgefühlen leidet und ungeschickt reagiert. Deshalb ist es so wichtig, dass wir im Leben einmal auf eigenen Beinen gestanden haben. Es ist wichtig, dass wir einmal erlebt haben: Wir kommen allein klar. Auch ohne Partner, ohne Partnerin. Wir haben die Kraft, die Fähigkeit, auch allein zu überleben.
Verwöhnung: die sanfte Gewalt
Nun ist es nicht leicht, notfalls allein zu leben. Ein Roman von Marlen Haushofer – der kürzlich verfilmt wurde – zeigt eindrucksvoll, wie eine Frau im Wald überlebt, nachdem sie durch eine gläserne Wand von dem nahen Dorf getrennt wurde. Und wir lernen diese Fähigkeit des Alleinlebens nur, wenn die Eltern achtungsvoll auf unsere Autonomiewünsche eingehen. Beobachten Sie einmal kleine Kinder. Vor wenigen Minuten wollten diese noch kuscheln, wollten spüren, dass die Eltern immer für sie da sind. Doch dann reißen sie sich los, wollen allein laufen. Wenn die Eltern dies tolerieren, bekommt das Kind die Erlaubnis, sich abzunabeln und trotzdem immer wieder geliebt zu werden. So entsteht eine starke Selbstständigkeit. Doch bei Eifersüchtigen wurde diese meist behindert. Es gibt dannoft Familiengebote mit
Weitere Kostenlose Bücher