Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
froh, dass du das sagst, Simon. Eine Weile hatte ich wirklich Angst, du könntest unsere Pläne aus den Augen verloren haben. Lass uns sofort aufbrechen, Simon“, bat sie. „Ich habe das Gefühl, erst wieder richtig aufatmen zu können, wenn wir wieder in Stuttgart sind.“
„ So schrecklich findest du es hier?“, fragte er erschrocken. „Dabei sind wir doch erst seit drei Tagen in Diebach. Du musst leider noch eine Weile durchhalten, Janina. Meine Mutter hat bestimmt ein Mittagessen für uns vorbereitet. Du siehst doch sicher ein, dass wir sie nicht enttäuschen dürfen. Bis jetzt hat sie ja auch noch keine Ahnung von unseren Plänen.“
Janina sah ein, dass sie sich fügen musste. Seine Mutter würde natürlich sofort ihr die Schuld daran geben, dass ihr Sohn nicht bei ihr bleiben wollte, aber das störte sie wenig. Sie würden sich später nicht mehr oft sehen, dafür wollte sie schon sorgen. Und die kleine Wohnung, von der ihr Verlobter gesprochen hatte, würde auch nicht so winzig ausfallen, wie er es plante. Simon würde sehr überrascht sein, wenn er erfuhr, was sich ihre Eltern als Hochzeitsgeschenk für sie ausgedacht hatten.
Es gab Eintopf mit frischen Möhren aus dem eigenen Garten. Während Janina insgeheim die Nase rümpfte und sich lediglich einen Anstandshappen auf den Teller nahm, ließ sich Simon immer wieder nachschöpfen. „So gut hat mir schon lange nichts mehr geschmeckt, Mutti“, stellte er fest, als er dann endlich den Löffel weglegte.
„Ich weiß doch noch, was meinem Sohn schmeckt“, meinte die alte Dame glücklich. „In der nächsten Zeit werde ich alle deine Lieblingsgerichte kochen. Hoffentlich ist auch etwas dabei, das Janina schmeckt. Ich habe vor, morgen einmal Kartoffelklöße zu machen. Falls du aber lieber eine Mehlspeise hast, könnte ich auch Zwetschgenknödel machen“, wandte sie sich an die junge Frau, die ihr gegenüber am Tisch saß. „Mit Zimt und Semmelbrösel natürlich.“
Bevor Janina sich dazu äußern konnte, begann Simon hastig: „Uns musst du leider aus deiner Planung streichen, Mutti. Wir müssen nachher gleich nach Stuttgart zurück.“ Ängstlich beobachtete er den Gesichtsausdruck seiner Mutter. Dabei drängte sich ihm der Verdacht auf, dass sie bereits geahnt haben könnte, dass ihr Aufenthalt nicht von längerer Dauer sein würde. Ihr ganzes Bemühen war ein verzweifelter Versuch, sich vor der drohenden Einsamkeit zu retten.
Seine Kehle wurde eng, und er fühlte sich ganz mies, als sich ihre Blicke kreuzten. Er hatte vor, seine Mutter im Stich zu lassen, obwohl er wusste, wie dringend sie ihn jetzt brauchte. Simon brachte es nicht fertig, ihr auch noch zu sagen, dass er sich
nach einem Nachfolger f ür die Praxis seines Vaters umsehen wollte. Er war fast erleichtert, als auf einmal das Telefon im Flur klingelte.
Auch seine Mutter schien das so zu empfinden. Sie sprang sofort auf und verließ fast fluchtartig das Esszimmer. Als sie gleich darauf wieder hereinkam, meinte sie ausdruckslos: „Die Schwiegertochter von Krämers ist am Telefon. Dem Otto geht es anscheinend sehr schlecht. Sie sagt, ihr Schwiegervater verlangt nach dir, Simon. Was soll ich ihr sagen?“
Er fragte sich, warum die Leute alle so sicher waren, dass er sie weiterbehandeln würde. „Doktor Körner ist doch auch noch da“, meinte er hilflos.
„Doktor Körner ist noch bis morgen auf einer Tagung“, klärte ihn seine Mutter auf. „Soll ich Veronika sagen, dass du keine Zeit mehr hast?“
„ Natürlich nicht!“ Er sprang auf. „Sag ihr, dass ich gleich da bin. Ich fürchte nur, ich kann auch nicht viel für ihren Schwiegervater tun. Mit seiner schweren Gicht ist er schon übel dran. Es tut mir ehrlich leid, Janina“, wandte er sich dann an seine Verlobte, die inzwischen vor Zorn kochte. „Heute wird es wohl doch nichts mehr mit unserer Abreise. Du siehst ja selbst, was hier los ist. Ich kann nicht einfach abreisen und diese Leute im Stich lassen. Der Krämers Otto hat mich früher immer zum Angeln mitgenommen. Das habe ich ihm nie vergessen, weil es zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen zählt. Ich kann den Mann nicht einfach hängen lassen, wenn er nach mir verlangt, das verstehst du doch, Liebling?“
„ Mir reicht es jetzt“, sagte Janina mühsam beherrscht. „Ich werde mich in mein Auto setzen und nach Stuttgart zurückfahren. Du musst dich entscheiden, ob du mitkommst. Ich bin mit meiner Geduld am Ende, damit du es nur
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