Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
Simon hat mir noch ein paar Vitamintabletten für Melanie dagelassen. Am besten gibst du ihr gleich eine davon in den Tee hinein, Susanne.“
„ Gib mir die Tasse“, sagte ihr Vater, als Susanne damit hinausgehen wollte. „Ihr könnt schon mit dem Abendessen beginnen, während ich Melanie den Tee bringe. Ich bin noch nicht hungrig.“
Die junge Frau fügte sich. „Nicht so viel, Tante Alma“, bat Susanne erschrocken, als sie sah, dass sie einen ganzen Schöpfer Gulasch auf den Teller bekommen sollte. „Ich bin im Augenblick nicht gerade bei Appetit. Sei mir bitte nicht böse.“
„ Dir könnte ich gar nicht böse sein, Susi“, sagte die alte Dame liebevoll. „Was ist denn los mit dir? Eigentlich müsstest du doch froh sein, dass es Melanie schon wieder besser geht.“
„ Bin ich doch auch. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, als sie mich vorhin schon wieder angelacht hat.“
„ Dann frage ich mich, warum du noch immer so ein trauriges Gesicht machst und kaum etwas hinunterbringst. Du kaust auf meinem Gulasch herum, als hätte ich statt einem zarten Kalbfleisch Schuhsohlen darin gekocht. Soll ich raten, was dich quält, Susanne?“
„ Woher willst du etwas wissen, wenn ich selbst keine Ahnung habe, was mit mir los ist? Ich nehme an, Simon hat recht, wenn er meint, dass ich mir alles viel zu sehr zu Herzen nehme. Ich müsste mir ein dickeres Fell anschaffen, Tante Alma“, sagte sie und verzog das Gesicht. „Als ob das so einfach wäre.“
„ Es würde vor allem auch nichts helfen, weil es gegen Liebeskummer leider noch kein Gegenmittel gibt“, sagte die Arztfrau resolut. „Mein Sohn mag sonst vielleicht ein ganz guter Diagnostiker sein, aber in deinem Fall dürfte meine Vermutung eher stimmen. Ich habe nämlich Augen im Kopf, Susanne. Und die haben dich genau beobachtet. Du liebst ihn, und er liebt dich auch. Ich bin mir nur nicht sicher, ob der Junge es selbst schon gemerkt hat“, meinte sie versonnen. „Vermutlich würde er jemanden brauchen, der ihm dazu verhilft, dass er seine wahren Gefühle erkennt.“
„ Auf keinen Fall“, fuhr Susanne entsetzt auf. Sie wurde rot, weil sie sich durchschaut fühlte. Es hatte keinen Sinn, jetzt noch zu leugnen. „Du hast
recht, ich liebe Simon “, gestand sie seufzend. „Ich habe mir eingeredet, dass ich nur Dankbarkeit für ihn empfinde, aber es nützt nichts. Dankbarkeit ist nur ein kleiner Teil meiner Gefühle für ihn. Aber lass uns lieber über etwas anderes reden, Tante Alma. Ich komme schon darüber hinweg. Schließlich bin ich kein Teenager mehr. In meinem Alter kann man seine Gefühle besser steuern.“
„ Recht hast du, Susanne“, pflichtete ihr Alma Weigand bei. Ihre Gedanken gingen aber in eine ganz andere Richtung. Sie fragte sich, ob es nicht doch noch einen anderen Weg gab, der diese beiden Menschen, die ihrer Meinung nach doch geradezu füreinander geschaffen waren, zueinander führen könnte.
* * *
„Hast du schon gesehen, wer heute Abend alles zu uns kommt, Janina?“, fragte ihre Mutter, als sie einander in der Halle begegneten, in der schon die Vorbereitungen für den Abend angelaufen waren. „Alles was Rang und Namen hier in der Stadt hat ist vertreten. Eine glänzende Gelegenheit auch für deinen Verlobten, ein paar wichtige Leute kennenzulernen. Dein Vater hat mich gebeten, dich noch einmal darauf aufmerksam zu machen, dass ihr beiden heute Abend unbedingt pünktlich sein sollt. Aus der Forschung werden auch zwei Wissenschaftler dabei sein. Ich glaube, sie kommen von der Universität in Heidelberg. Vielleicht hat Simon ja die Absicht, einmal in die Forschung zu gehen. Wenn er gut ist, könnte er dort sicher auch Karriere machen.“
„ Simon ist leider nicht so versessen darauf, Karriere zu machen“, gestand Janina seufzend. „Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm, um mich von meiner Reise zurückzumelden. Dabei kann ich ihm ja gleich sagen, dass er heute bei uns eingeladen ist. Wir wollen auch den Termin für unsere Hochzeit festlegen. Ich hoffe, ihr seid euch schon darüber im Klaren, was ihr uns alles schenken wollt. Brauchen können wir eigentlich alles.“
„ Das haben wir uns schon gedacht“, kam es maliziös aus dem Mund der auffallend eleganten, noch recht jugendlich wirkenden Frau. „Die Wohnung habt ihr sicher, dafür hat dein Vater gesorgt. An deiner Stelle würde ich mir aber mit der Hochzeit noch eine Weile Zeit lassen Ihr kennt euch doch noch nicht lange genug.
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