Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
Außerdem bist du doch noch so jung. Woher willst du wissen, ob dir nicht noch ein viel interessanterer Mann über den Weg läuft? Einer, der dir etwas bieten kann, und der vor allem besser in unsere Familie passen würde.“
„ Wie müsste der denn deiner Meinung nach aussehen, Mutter? Etwa wie dein Tennislehrer, mit dem du im Augenblick so viel Zeit verbringst?“, fragte Janina spöttisch. „Du scheinst zu glauben, dass ich keine Ahnung habe, was los ist. Die ganzen Jahre über eigentlich schon immer los war. Ich erinnere mich sogar noch daran, dass mein Biologielehrer eine Zeitlang auffallend oft bei uns ein und aus ging. Angeblich nur, um mit dir über meine schulischen Leistungen zu sprechen. Komisch fand ich dabei nur, dass er immer dann bei uns erschien, wenn Vati gerade nicht da war.“
„ Vati war beruflich sehr eingespannt damals, das weißt du, Janina“, verteidigte sich ihre Mutter. „Eine Karriere fällt einem nicht so einfach in den Schoß, man muss viel dafür tun. Es hat mir nichts ausgemacht, dass ich mich alleine um deine Ausbildung kümmern musste.“
Janina maß ihre Mutter mit einem verächtlichen Blick. „So nennst du das also. Ich hoffe, es ist dir wenigstens nicht allzu schwer gefallen. Unser Biolehrer war immerhin ein sehr gutaussehender Mann. Versuche bitte nicht, mich davon überzeugen zu wollen, dass ich mir das alles nur einbilde“, sagte Janina, weil sie das Gefühl hatte, dass ihre Mutter zur Verteidigung ansetzen wollte. „Was ich mit eigenen Augen gesehen habe, lasse ich mir auch von dir nicht ausreden. Ich will dir damit auch nur sagen, wie komisch es gerade aus deinem Munde klingt, wenn du mir empfiehlst, mich nach einem standesgemäßen Partner umzusehen.“
„ So also siehst du mich“, kam es erschüttert über die Lippen ihrer Mutter. „Ich wundere mich schon lange, warum du dich mir gegenüber immer so seltsam benommen hast. Gegen meine Zärtlichkeiten hast du dich auch immer entschieden gewehrt. Warum hast du mir nie gesagt, dass du Bescheid weißt?“
„ Wozu hätte ich das tun sollen?“, fragte Janina gleichgültig. „Ich habe begriffen, nach welchen Spielregeln das Leben bei uns abläuft. Standesgemäß und anständig sind zwei Begriffe, die miteinander absolut nichts gemein haben.“
„ Weiß dein Vater Bescheid?“, fragte ihre Mutter ängstlich. „Hast du ihm etwas erzählt?“
„ Was hätte ich damit erreicht? Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er mir damals geglaubt hätte. Vor mir brauchst du keine Angst haben, ich sage ihm nichts. Ich habe dir das auch nur erzählt, damit du in Zukunft darauf verzichtest, mir irgendwelche Ratschläge zu geben.“
Janina verließ das Haus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Eigentlich war sie höchst zufrieden mit sich. Sie fand, dass es schon lange höchste Zeit für ein klärendes Gespräch war. Natürlich glaubte sie nicht daran, dass ihre Mutter deshalb ihre Lebensweise ändern würde. Das war ihr auch gar nicht mehr wichtig. Es gab eine Zeit, da waren ihr die Tränen gekommen, wenn sie an ihren armen betrogenen Vater gedacht hatte. Inzwischen hatte sie den begründeten Verdacht, dass auch er längst seine eigenen Wege ging. Aber auch dieser Gedanke ließ sie unberührt. So lange ihr Vater nicht vergaß, das Konto seines einzigen Kindes regelmäßig aufzufüllen, konnte er ihretwegen machen, was er wollte.
Janina stieg in ihren Wagen, um zu ihrem Verlobten zu fahren. Sie lachte in sich hinein, als sie daran dachte, wie erstaunt Simon sein würde, wenn sie plötzlich vor ihm stand. Er hatte ja keine Ahnung, dass sie schon einen Tag früher zurückgekommen war, weil ein unvorhergesehener Wetterumschwung ihre Pläne leider zunichte gemacht hatte.
Auf dem Parkplatz stellte sie ihren Wagen ab. Es waren ja nur wenige Schritte bis zu dem neu erstellten Anbau, in dem ihr Verlobter seine Wohnung hatte. Sie drückte auf den Klingelknopf und wartete, dass er an die Tür kam. Als sich nach einiger Zeit noch immer nichts rührte, versuchte sie es erneut. Simon schien seine Ankündigung wahr zu machen. Er wollte sich gründlich ausschlafen, während sie auf Reisen war. Dass er ihr Klingeln nicht hörte, kam ihr allerdings sonderbar vor. So tief konnte doch kein Mensch schlafen. Ob er vielleicht gar nicht daheim war? Es war aber auch möglich, dass er wieder einmal für einen Kollegen eingesprungen war. Janina beschloss, im Krankenhaus nachzufragen.
Sie wollte gerade den Anbau wieder
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