Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
Doktor gibt.“
„Ich kümmere mich darum“, versprach er. Er hatte längst erkannt, dass es nicht mehr so weitergehen konnte. Sein Kollege, Doktor Lohmann, hatte ihm erst vor kurzem gesagt, dass er mit seiner Familie gerne aufs Land ziehen würde. Simon war davon überzeugt, dass er die Praxis mit Freuden übernehmen würde. Vor allem nachdem er sich davon überzeugen konnte, wie unbelastet die Natur hier noch war. Genau richtig für seine beiden Kinder, die noch in einer gesunden Luft aufwachsen sollten. Simon sah ein, dass ihn seine Gefühle nicht länger davon abhalten durften, Doktor Lohmann auf diese Gelegenheit hinzuweisen.
* * *
Robert Holzer ging in die Küche, in der Alma gerade das Abendessen vorbereitete. „Unserer Kleinen geht es schon bedeutend besser“, berichtete er erleichtert. Dabei hob er den Deckel hoch, um an dem Gulasch zu riechen. „Stell dir vor, sie hat sich die ganze Suppe von mir geben lassen, obwohl ihr das Schlucken bestimmt noch weh tut.“
„ Das freut mich. Unsere Melanie ist schon ein tapferes kleines Mädchen. Es war sicher gut, dass ihr mein Sohn noch einmal eine Injektion gegeben hat, ehe er wegfuhr.“
„ Der Herr Doktor hat uns also bereits wieder verlassen“, sagte er sarkastisch. „Dem Landleben scheint dein Sohn nicht mehr viel abgewinnen zu können, Alma. Glaubst du, er ist gerne wieder gegangen?“
„ Den Eindruck hatte ich ganz und gar nicht, Robert. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, weil ich mir wünsche, dass er hier bleibt. Mein Mann hat immer darauf vertraut, dass der Lebensweg eines jeden Menschen genau vorgezeichnet wäre. Mein Sohn weiß genau, welchen Weg er gehen muss. Wenn es einmal soweit ist, wird er sich schon richtig entscheiden, verlass dich darauf, Alma, hat er mir immer versichert, wenn ich wieder einmal so meine Zweifel hatte. Dass ihn die Liebe von seinem Weg abbringen könnte, darauf ist mein Mann nie gekommen. Aber eigentlich bin ich froh darüber. Es hätte ihn tief getroffen, mit ansehen zu müssen, dass seine Praxis in fremde Hände übergeht.“
„ So ist das also. Dein Sohn hat eine Freundin in Stuttgart.“ Er ließ sich auf den Hocker nieder, der unter dem Fenster stand. „Und Susanne weiß es schon?“
„ Ich habe ihr vor kurzem erzählt, dass er demnächst heiraten wird“, bestätigte sie. Nachdenklich fuhr sie fort: „Eigentlich seltsam, dass er mir immer noch nicht gesagt hat, wann die Hochzeit stattfinden soll. Sie sollte doch noch vor Weihnachten sein. So ein Ereignis muss man doch lange vorher genau planen.“
„ In der Stadt sind die Menschen vermutlich moderner als hier, Alma. Da geht man nur eben einmal am Standesamt vorbei und leistet eine Unterschrift, und schon ist die Ehe geschlossen.“
„ Du glaubst doch nicht, dass sich mein Sohn auf so etwas einlassen würde“, meinte sie entrüstet. „Außerdem denke ich, dass so etwas nur in Amerika möglich ist. Simon würde ohne mich bestimmt nie heiraten.“
„ Das glaube ich auch nicht, Alma. Ich wollte dich auch wirklich nicht aufregen“, versicherte er ihr. „Verzeih mir. Alte Männer reden eben manchmal dummes Zeug daher. Ich bin ja froh, dass du es immer noch mit mir aushältst. Ein Leben ohne dich kann und will ich mir schon gar nicht mehr vorstellen, Alma“, gestand er ihr mit einem innigen Lächeln. „Das hat aber überhaupt nichts damit zu tun, dass ich bisher noch nirgends so ein herrliches Gulasch gegessen habe als bei dir.“
Seine Anerkennung tat ihr gut. Zwischen Robert und ihr hatte sich im Laufe der Zeit eine Vertrautheit entwickelt, die ihnen beiden sehr dabei half, dem Leben auch wieder positiv gegenüberzustehen. Alma Weigand fühlte sich mit dieser Familie bereits so verbandet, dass sie an ein Leben alleine im Doktorhaus nicht einmal mehr denken wollte. Nur noch zum Schlafen kam sie in letzter Zeit noch nach Hause. Manchmal tat es ihr ehrlich leid, dass ihr Heim so verwaist dastand.
Sie hörte Susanne von der Arbeit heimkommen und beeilte sich, den Tisch zu decken, damit sie alle gleich essen konnten.
„Hast du zufällig Tee gemacht, Tante Alma?“, erkundigte sich Susanne, als sie in die Küche kam. „Melanie hat Durst. Simon hat mir erlaubt, dass ich ihr einen Tee geben darf, sooft sie danach verlangt.“
„ Natürlich bekommt sie einen Tee. Dein Vater hat ihr gerade eine Fleischbrühe gegeben. Bei dem hohen Fieber, das unsere Kleine hatte, braucht sie die Flüssigkeit.
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