Aus heiterem Himmel (German Edition)
sonst nur …”
“Kaffee”, beendete Ty den Satz für sie und beugte sich so dicht zu ihr, dass seine Lippen sie fast berührten. “Das wissen wir bereits. Hier ist er doch. Sie bekommen noch Magengeschwüre, wenn Sie so weitermachen.” Tadelnd schüttelte er den Kopf. “Dabei sind Sie Ärztin und sollten es besser wissen.”
“Sie gefallen mir”, sagte Taylor und lächelte Ty an. “Wir könnten bei Nicole gut zusammenarbeiten. Mir ist klar, dass Sie noch viele andere Aufträge haben, aber könnten Sie nach diesem Job nicht vielleicht noch eine Weile hierbleiben und meine Freundin zu einer besseren Ernährung erziehen?”
“Ich muss jetzt wirklich aufstehen”, sagte Nicole entschieden. “Könntet ihr zwei vielleicht …” Sie deutete zur Tür.
“Na los doch.” Tys Blick bekam etwas Herausforderndes. “Stehen Sie auf.”
Nicole dachte daran, dass sie nackt war, zog die Bettdecke noch etwas höher zum Kinn. Sie war noch nie schüchtern gewesen und fühlte sich in ihrer Haut normalerweise sehr wohl. Schließlich war sie in einem winzigen Haus und mit einer großen Familie aufgewachsen, da hatte es für niemanden viel Privatsphäre gegeben. Im Studentenwohnheim war es nicht viel anders gewesen, und in den Umkleideräumen im Krankenhaus war sie meistens ebenso wenig allein wie im Moment in ihrem Schlafzimmer. Aber Tys Nähe beunruhigte sie. Er wirkte voller Leben und männlicher Kraft. Sie konnte sich genau vorstellen, welchen Typ Frau er bevorzugte: Frauen mit langen Haaren, großen Brüsten und runden Hüften.
Frauen, die das genaue Gegenteil von ihr waren. Sonst machte ihr Aussehen ihr nichts aus, aber im Moment fühlte sie sich mit ihren kleinen Brüsten und den schmalen Hüften nicht sehr weiblich.
Genau in diesem Augenblick meldete sich ihr Pieper. Offenbar lag er auf dem Stuhl unter dem Haufen Kleidung.
Taylor hob die Hand, damit Nicole liegen blieb. “Heute ist dein freier Tag.”
“Ich kann den Pieper nicht einfach missachten.” Allerdings wünschte Nicole, dass sie gestern Nacht noch mehr Sachen auf den kleinen Apparat gehäuft hätte. Mit ein bisschen mehr zum Beispiel Schmutzwäsche darüber hätte man den Pieper nicht gehört. “Also schön, der Spaß ist vorbei. Ihr habt eure Pflicht getan und mich gefüttert. Jetzt verzieht euch.”
“Nicole.” Taylor blieb sitzen. “Rühr diesen Pieper nicht an.”
Nicole wandte sich an Ty, der sie lächelnd ansah. “Ich muss aber.”
“Natürlich, Darling.” Einladend wies er auf den Stuhl. “Gehen Sie nur, wenn es für Sie so wichtig ist.”
“Dafür müssen Sie sich erst mal vom Fleck bewegen.”
Hilfsbereit rutschte Ty zum Fußende. “Auf geht’s.”
So würdevoll wie möglich zog Nicole die Bettdecke um sich und hielt sie wie einen Rettungsring fest, während sie aufstand. Sicher hatte niemand etwas gesehen. Dennoch traute sie sich nicht, zu Ty zu blicken, bevor sie mit hoch erhobenem Kopf zum Stuhl ging.
Sie musste ein paar Zeitschriften und Kleider auf den Boden werfen, doch dann konnte sie die Nummer des Anrufers lesen. Ja, es war die Klinik.
“Verrat es mir nicht.” Taylor stand auf. “Du fährst hin. Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall, weißt du das?” Nach einem entnervten Seufzer ging sie zur Tür. “Aber wir werden dir zur Seite stehen, wenn du zusammenbrichst.”
“Wir?”
“Suzanne und ich natürlich. Du bist doch auf uns angewiesen. Verschwinde schon. Verausgabe dich bei der Arbeit bis zur totalen Erschöpfung.”
“Das werde ich, vielen Dank.” Es belustigte Nicole, dass Taylor offenbar wirklich erschüttert war. Sie drehte sich zu Ty um. “Sie sollten meine Wohnungstür mittlerweile ja im Schlaf finden. Ich gehe duschen.”
“Vielleicht sollten Sie den Kaffee mitnehmen.” Er hielt ihr die Tasse hin.
“Danke.” Sie versuchte, nicht verklemmt zu wirken, während sie in ihre Bettdecke geschlungen ins Bad schlurfte. Die Tür schloss sie etwas energischer, als geplant. Es klang fast wie ein Gewehrschuss. Aber hier war für sie die Grenze erreicht. Wenn sie schon vor Publikum aufwachte und frühstückte, dann wollte sie wenigstens allein duschen. Mochte der Kerl, den sie in ihrem Schlafzimmer vorgefunden hatte, auch noch so gut aussehen.
Das heiße Wasser wirkte Wunder, und Nicole blieb so lange unter der Dusche, bis der Strahl langsam kühl wurde. Seufzend drehte sie den Wasserhahn zu und stieg aus der Kabine.
Mist, auf diesen freien Tag hatte sie sich wirklich gefreut!
Es war kein
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