Aus heiterem Himmel (German Edition)
unnachgiebig. “Suzanne verdient es.”
“Schon, aber …”
“Etwas Schickes.” Taylor nickte entschieden. “Ein Kleid aus Seide und Spitze. Dazu hohe Pumps, Make-up und eine tolle Frisur. Kurzum: das ganze Drum und Dran.”
Nicole hatte heute zwei kritische Operationen hinter sich und Dr. Watts sexistischen Annäherungsversuch. Aber das war alles nichts gegen die Vorstellung, sich schick machen zu müssen. “Du machst Witze.”
“Kleines, über Mode mache ich nie Witze. Wir beide treffen uns an deinem nächsten freien Tag zum Einkaufsbummel.”
Nicole fluchte so heftig, dass Taylor lachen musste.
“Oh, Nicole, und weil ich die Party allein geplant habe, bist du mir einen Gefallen schuldig.”
Seufzend dachte Nicole an ihr Bett. “Taylor, bitte.”
“Keine Sorge, es ist nicht schwer. Das hier muss in Tys Büro.” Sie drückte Nicole einen Stapel Pläne in die Hand. “Gefällt er dir?”
“Wer?”
“Ty!” Taylor musste lachen. “Natürlich gefällt er dir. Warum denn auch nicht? Er ist unglaublich sexy und hat einen tollen Körper.” Sie seufzte dramatisch. “Wirklich schade, dass er und ich uns zu ähnlich sind. Wir würden uns nur gegenseitig umbringen.”
Nicole schüttelte ahnungsvoll den Kopf. “Erzähl mir nicht, warum. Ich will es gar nicht wissen.”
“Ich erzähl’s dir trotzdem. Ty und ich, wir sind unstete Geister. Wir ziehen beide umher, von einem Ort zum anderen.”
“Du und unstet?”
“Unglaublich, aber wahr. Bevor ich hier eingezogen bin, habe ich kein Jahr am selben Ort verbracht. Ty hat so ein Zuhause wie ich noch nicht gefunden. Mit ihm wäre mein Leben eine ständige Auseinandersetzung. Gegen eine kleine heiße Affäre hätte ich nichts einzuwenden, und Ty ist ein wirklich sexy Typ, aber für mich ist er leider tabu.”
Nicole hielt sich die Ohren zu, so gut das mit den Plänen auf ihren Armen ging, aber Taylor lachte nur.
“Geh schon. Sag ihm, dass er den Auftrag hat. Die Adresse des Büros steht auf dem Aufkleber. Es ist keine drei Minuten von hier.”
Bevor Nicole etwas erwidern konnte, hatte Taylor sie umgedreht und aus der Tür geschoben. Entrüstet fuhr sie herum, aber Taylor verschloss schnell die Tür.
“Ich mache das nicht”, rief Nicole.
“Dann komm wieder rein und hilf mir bei der Auswahl der Servietten, der Platzdeckchen und der Speisenfolge für die Party.”
Nicole blickte auf Tys Adresse und hatte plötzlich das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch. Wie kam es nur, dass ihr immer heiß wurde, wenn sie an Ty dachte? Und jedes Mal richteten ihre Brustknospen sich auf. “Das ist eine ganz blöde Idee, Taylor.”
“Seit wann hast du Angst vor einem Mann?”, rief Taylor durch die geschlossene Tür zurück.
Seit es einen Mann gab, der Gefühle in ihr weckte, die sie nicht verstand. “Ich kann das nicht.”
“Gib die Pläne einfach ab, Nicole. Du sollst ihn ja nicht gleich heiraten.”
Ja, danke. Durch diese Versicherung ging es ihr auch nicht besser. Seufzend ging Nicole die Treppe wieder hinunter und stieg wieder in ihr Auto.
Ty hatte Kopfschmerzen. Er hatte einen langen Arbeitstag hinter sich, und gerade eben war wieder eine E-Mail angekommen. Reglos stand er da und blickte auf die Zeilen. Dann schloss er fluchend die Augen, um in der nächsten Sekunde wieder auf den Bildschirm zu sehen.
Ich bin sicher, dass Sie Ty Patrick O’Grady aus Dublin sind. Anne Mary Mulligan aus Dublin war Ihre Mutter. Bitte bestätigen Sie das.
Margaret Mary
Wieso suchte eine Frau namens Margaret Mary nach ihm? Ty konnte es sich nicht erklären. Weshalb wollte sie unbedingt, dass er seine Herkunft bestätigte? Wusste sie etwas von seiner Kindheit?
Er war noch ein Kind gewesen, als er Dublin verlassen hatte, und seitdem hatte er nicht mehr zurückgeblickt. Warum auch? Mit Dublin verband ihn nichts mehr. Sein Vater war sturzbetrunken bei einer Schlägerei ums Leben gekommen, als er ein Jahr alt gewesen war. Seine Mutter hatte eine Bar gehabt und die Zimmer über der Bar vermietet, wenn sie gerade Geld gebraucht hatten. Das war eigentlich immer der Fall gewesen. Er war für seine Mutter nur ein Fehler gewesen, an den sie nur ungern erinnert wurde.
Er war ihr deswegen nicht böse gewesen, denn so war ihm genug Freiraum geblieben, um zu tun, was ihm gefiel. Seine Mutter hatte häufig vergessen, ihm etwas zu essen und zum Anziehen zu geben. Von ihr bekam er nur eine Matratze, auf der er schlafen konnte. Also hatte er sich sein Essen selbst besorgt.
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