Aus heiterem Himmel (German Edition)
passiert.”
“Das weiß ich.” Nachdem sie die Augen kurz geschlossen hatte, blickte sie ihn durchdringend an. “Und deswegen wirst du mit mir nach Hause kommen.”
Ich muss verrückt sein, dachte Nicole, während sie nach Hause fuhr. Ty saß benommen neben ihr.
Suzanne und Taylor halfen ihr dann, ihn nach oben in ihr Apartment zu bekommen. Dort gab sie ihm eine weitere Pille gegen die Schmerzen. Er stellte sich wie ein Kleinkind an, aber als sie drohte, ihm eine Spritze zu geben, schluckte er die Pille.
Dann stand sie vor dem Bett und fragte sich, wieso sie sich solche Sorgen machte, nur weil er etwas blass um die Nase war. Noch nie in ihrem Leben war sie innerlich so aufgewühlt gewesen.
Ty blickte sich in dem schlichten Schlafzimmer mit den kahlen Wänden um. Er registrierte dunkelblaue Bettwäsche, zwei Kopfkissen und dass, abgesehen von dem Wäscheberg auf dem Stuhl in der Ecke und dem hohen Stapel von medizinischen Zeitschriften, alles aufgeräumt war.
“Keine Bücher? Kein Romane?”, fragte er.
“Mir reicht das zum Lesen.” Nicole deutete auf die Zeitschriften.
“Das sollte mich eigentlich nicht überraschen. Mit Romanen könntest du dich in deiner Freizeit womöglich entspannen. Willst du mir wirklich dein Bett überlassen?”
“Im Krankenhaus hast du es ja nicht ausgehalten. Schon vergessen?”
“Hm.”
“Was soll das denn jetzt heißen? Was stimmt denn nicht mit meinem Bett?”
Ty lächelte Nicole an und wackelte mit den Augenbrauen. “Dass du nicht darin liegst.”
“Du bist unmöglich. Ich schlafe auf dem Sofa, du Angeber.”
“Du hast gar kein Sofa, sondern nur einen alten Futon. Ansonsten gibt es fast nichts in deinem Apartment außer dem Loch in deiner Wohnzimmerdecke und einer Menge Dreck darunter.”
“Das lässt sich alles wieder reparieren.” Der Futon reichte ihr zum Schlafen. “Gute Nacht, Ty.”
Er lehnte sich gegen die Kopfkissen und blickte zur Decke. Sein Gesicht wirkte angespannt. “Liest du mir nicht noch eine Gutenachtgeschichte vor?”
“Na klar. Es war einmal ein Idiot, der durch eine Zimmerdecke fiel und auf dem Kopf landete.”
Ty schloss die Augen. “Haha.”
“Wieso hast du solche Angst vor Krankenhäusern?”
“Ich halte es dort einfach nicht aus.”
“Also schön.” Auch wenn Ty sie nicht ansah, wusste Nicole, dass ihn im Moment mehr seine Erinnerungen schmerzten als seine körperlichen Verletzungen. “Glaub bloß nicht, dass du es hier sehr angenehm haben wirst. Ich wecke dich alle zwei Stunden.”
“Versprochen?” Er öffnete ein Auge.
“Um deine Gehirnerschütterung zu überprüfen, du Witzbold.”
“Ich habe da noch etwas anderes, das du unbedingt auch überprüfen solltest.”
“Lass gut sein, Ty. Dieses Thema kannst du bei den ganzen Schmerzmitteln im Moment wirklich vergessen.”
Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. “Probier’s doch.”
“Gute Nacht, Ty.”
“Gute Nacht. Nicole?”
Sie war schon an der Tür und drehte sich noch einmal um.
“Wieso hast du mich mit zu dir genommen?”
“Weil du verletzt bist.”
“Sag die Wahrheit.”
Nicole seufzte. “Ich weiß es nicht.”
Ty nickte und schloss die Augen wieder. Einen Moment später ging sein Atem schwerer. Die Medikamente wirkten.
Lange stand Nicole da und sah ihn an. Da lag ein Mann in ihrem Bett. Bisher hatte sie sich noch nie nach der Nähe eines Mannes gesehnt. Aber jetzt empfand sie diese Sehnsucht. Das Gefühl war fast schmerzlich intensiv. Doch sie wusste ja, dass Ty es nicht ernst meinte. Ernst war es ihm nur damit, dass er mit ihr schlafen wollte.
Für ihn ging es nur um Lustbefriedigung. Bei einem anderen Mann hätte sie das nicht gestört, aber bei ihm beunruhigte sie das. Denn ihre merkwürdige Sehnsucht zeigte, dass sie womöglich mehr für ihn empfand.
Nicole legte sich nicht hin. Immer wieder schaute sie nach ihrem Patienten und räumte zwischendurch ihr Wohnzimmer auf. Dann säuberte sie den Kühlschrank und versicherte Taylor und Suzanne, dass es Ty ganz gut gehe. Nach anderthalb Stunden setzte sie sich aufs Bett und aß eine Brezel.
“Ty?”
Er regte sich nicht.
“Ty?”
“Ich wusste, dass du zurückkommst und mich anflehst, ob du zu mir ins Bett steigen darfst.”
“Ich bin hier, um zu sehen, ob es dir gut geht.”
“Dann sieh nach.”
Seine Stimme klang benommen, aber sein Blick war so eindringlich, dass sie ihn bis in die Fingerspitzen spürte.
“Wie geht es dir?”, fragte sie.
“Mir würde es besser gehen,
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