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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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angebracht hatte. Ich hatte sie an dem Tag, bevor man mir gesagt hatte, dass ich Kostüme würde tragen müssen, abgemacht, aber die Narbe war nicht verblasst, und es war mir peinlich, dass nun jeder sie sehen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass es jetzt, wo ich schon so weit gegangen war, dumm von mir wäre, mich zu weigern
und eine Szene zu machen. Schließlich war das momentan die einzige Möglichkeit, die sich mir bot, um Geld zu verdienen. Wenn ich jetzt davonlief, würde ich vielleicht nie mehr eine Chance bekommen; ich zog mich also bis auf den BH und die Unterhose aus und versuchte den Anschein zu erwecken, als würde ich das ständig tun. Ich fühlte mich verletzlich und unsicher auf den Beinen, und die Tränen liefen mir über die Wangen, aber ich zwang mich, mich vor sie hinzustellen und mich so lange von ihnen betrachten zu lassen wie nötig.
    »Was ist das da um deine Taille herum?«, fragte die Frau.
    »Dort hatte ich ein Stück Schnur«, erklärte ich. »Sie hat eine Narbe hinterlassen. Tut mir Leid.«
    »Keine Sorge«, sagte sie. »Du hast einen schönen Körper, das können wir locker mit ein bisschen Make-up abdecken, falls es nicht vergeht.«
    Sie ließen mich meine Kleider wieder anziehen, und ich fühlte mich gleich viel besser. Es war, als hätte ich einen Test bestanden, mich meinen Ängsten gestellt und sie besiegt. Sie waren so nett zu mir, dass ich mir dämlich vorkam, weil ich so ein Aufhebens darum gemacht hatte. Sie hatten sicher gedacht, dass ich ein dummes, unschuldiges Mädel vom Land war.
    »Möchtest du jetzt an einer Probe teilnehmen?«, fragte mich die Dame aus Australien.
    »Was ist eine Probe?«, wollte ich wissen.
    »Da bringen sie dir bei, wie man tanzt.«
    »Ja, gut«, sagte ich.
    Es war, als hätte ich in meinem Leben einen Meilenstein passiert und mich weiterentwickelt. Ich hatte meine Hemmungen überwunden, indem ich mich vor ihnen ausgezogen
hatte, und jetzt gaben sie mir Gelegenheit, etwas anderes zu machen - etwas, das es mir gestatten würde, meinen Traum zu verwirklichen und meiner Familie zu helfen. Ich war richtig stolz auf mich.
     
    Drei Wochen lang probte und übte ich die Tänze. Das Leben war plötzlich ein Strudel neuer Erfahrungen und neuer Gesichter, die mich von meinen Ängsten und meinem Heimweh ablenkten; sie packten mich noch immer, wenn ich im Bett lag und darauf wartete, dass der Schlaf kam, und wenn ich auf die fremden Geräusche der Nacht horchte, oder auch wenn ich einmal einen Augenblick für mich allein hatte. Anfangs war ich sehr schüchtern. Wenn ich sah, wie die anderen Mädchen nackt in der Garderobe herumliefen, packte mich die Panik, und ich wollte am liebsten nach Hause rennen, aber ich wusste, dass ich das nicht konnte. Bis ich nicht etwas Geld verdient hatte, reichte es nicht einmal für die Busfahrkarte. Manchmal, wenn die anderen Mädchen mir Make-up aufs Gesicht taten und ich im Spiegel die Veränderung sah, kehrte meine Zuversicht wieder, und ich entspannte mich eine Weile und fühlte mich der Gruppe zugehörig. Die Leute sagten mir immer wieder, wie schön ich sei, und versuchten, mir so meine Unsicherheit zu nehmen. Der Lärm war immer enorm, und es wurde viel geredet und gelacht. Wir konnten oft miteinander lachen und hatten unseren Spaß, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihnen nie wirklich nahe stehen würde. Etwas an der Art, wie sie redeten und sich verhielten, vermittelte mir das Gefühl, dass ich keiner von ihnen trauen konnte. Ich verlor alles Mögliche, zum Beispiel Make-up, Schuhe und später auch Bargeld. Da ich keine Ahnung hatte, wer mir das alles geklaut haben
könnte, sagte ich nie etwas. Ich wollte nicht in den Ruf kommen, eine zu sein, die immer bloß Ärger macht.
    Wir waren an die zehn »Show-Tänzerinnen«, und dann gab es noch an die fünfzig normale Tänzerinnen, die zwischen den Shows für die Kunden auftraten, wenn wir Pause hatten, mit den Kunden plauderten oder uns umziehen gingen. Pro Nacht fanden etwa fünf Shows statt; jede dauerte rund eine halbe Stunde. Wir fingen an, mit verführerischen Bewegungen zu ein paar langsamen Balladen zu tanzen, dabei trugen wir entweder zweiteilige Kleider oder einen Minirock mit einer knallengen Bluse und Ballettschuhe. Nach etwa drei Titeln zogen wir uns um: einen Bikini oder einen mit Pailetten besetzten BH im Stil von Madonna und dann verschiedene Kleider. Es war ein tolles Gefühl, so glamouröse Sachen anzuhaben, und ich hatte meine Freude daran, mich anzuschauen,

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