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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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wenn ich für meinen Auftritt geschminkt und angezogen war. Es überraschte mich zu sehen, wie erwachsen ich dann aussah und wie anders als das kleine Mädchen, das fast unsichtbar ewige Zeiten im Haus seiner Tante gearbeitet hatte. Der Gedanke, dass ich jetzt eine unabhängige Frau war, machte mich stolz, aber gleichzeitig fühlte ich mich unterschwellig auch immer einsam und traurig - ein Gefühl, das ich nicht recht abzuschütteln vermochte.
    Ich musste mich zum Glück nicht nackt ausziehen, und sobald ich all die Tänze gelernt hatte, machte es mir wirklich Spaß, aufzutreten; außerdem bemühte ich mich auch immer, mit den anderen Mädchen gut auszukommen. Jedenfalls ging ich den Streitereien aus dem Weg, die manchmal unter ihnen ausbrachen; meistens ging es dabei um irgendwelche Männer. Es war ein bisschen, als ob ich
eine neue Familie hätte, eine, die von meiner Vergangenheit und meinen Problemen nichts wusste - und eine, die ich nie wirklich lieb gewinnen würde. Ich gehörte einfach mit dazu, und das war ein gutes Gefühl. Keine von uns sprach je von der Vergangenheit oder darüber, wie wir in den Club gekommen waren. Es war, als würden wir alle ein bisschen Abstand halten wollen.
    Neben den Tänzerinnen gab es auch noch die Empfangsdamen, die die Kunden an ihren Tischen unterhielten und ihnen Getränke brachten, jedoch nicht tanzten.
    Jeden Abend kam ein Make-up-Künstler, den wir bezahlten, damit er uns ein anderes Aussehen verpasste - wie Kinder, die Verkleiden spielten.
    Mehrere von den Mädchen, die sich die Show angesehen hatten, sagten, dass ich die Beste sei; darüber freute ich mich sehr. Es war ein tolles Gefühl, für etwas, das ich tat, geschätzt und gelobt zu werden. Die Kunden, die ich kennen lernte, waren alle sehr charmant und freundlich. Laut den Vorschriften des Hauses durfte uns im Club niemand anfassen, und die Männer respektierten das alle.
    Man bezahlte mir einen Betrag von umgerechnet fünfzig Euro pro Tag nur fürs Tanzen. Wenn mir ein Kunde zwischen den Shows ein Getränk spendierte, bekam ich die Hälfte des Getränkepreises, was meine Einnahmen im besten Fall verdoppelte. Manchmal gab mir ein Kunde auch ein Trinkgeld. Ich war plötzlich reicher, als ich es je für möglich gehalten hätte. Die anderen Mädchen baten mich oft, ihnen Geld zu leihen, was ich immer gern tat, obwohl ich die Erfahrung machte, dass ich es selten zurückbekam. Ich glaube nicht, dass auch nur eine das Geld wirklich gebraucht hat; sie schnorrten es einfach von jedem, der ihnen halbwegs zugänglich schien. Manchmal
hatte ich den Eindruck, dass sie nicht einmal merkten, was sie da machten.
    Da ich mit meiner Bezahlung überglücklich war, hatte ich nicht das Gefühl, groß kämpfen und drängen zu müssen, um noch mehr zu bekommen; aber von den anderen Mädchen benahmen sich einige schon so. Ich glaube, die Kunden haben gespürt, dass ich zufrieden war, einfach nur nett sein zu können, und dass ich nicht ständig auf Möglichkeiten sann, sie zu animieren, noch mehr Geld auszugeben. Sie reagierten positiv auf mich und sagten mir, dass ich anders sei als die anderen. Ich bat sie nie um Geld, aber sie gaben mir immer mehr als den anderen Mädchen. Ich kam im Club in den Ruf, Glück zu haben. Man machte mir für meine nette Art ebenso viele Komplimente wie für mein Aussehen und mein Tanzen, obwohl ich praktisch kein Englisch sprach. Das Gefühl, dass die Leute mich wirklich mochten, war toll, und ich freute mich jeden Tag, zur Arbeit zu gehen.
    Obwohl ich viel Geld verdiente, hatte ich natürlich auch Ausgaben. Dreimal die Woche musste ich in eine Klinik zum Abstrich gehen; es wurde geprüft, ob wir auch keine Geschlechtskrankheiten hatten. Wir bekamen eine gelbe Karte als Arbeitserlaubnis, und die mussten wir dann jedes Mal, wenn wir in den Club kamen, vorzeigen. Aber wir mussten nicht nur diese Tests bezahlen, sondern auch das Taxi; ich wusste, dass ich mich in dem Gassengewirr verirren würde, wenn ich einen Jeepney nähme. Im Grunde meines Herzens war ich noch immer ein Mädchen vom Land, das versuchte, in der Großstadt zurechtzukommen.
    Als man mir das erste Mal sagte, wir müssten zum Arzt, verstand ich nicht warum. Ich fragte eines der anderen Mädchen, was es damit auf sich habe.

    »Das ist für den Fall, dass du mit einem der Kunden ausgehst«, erklärte sie mir. »Sie müssen wissen, ob du sauber bist und keine Krankheiten überträgst. Jeder hat Angst vor Aids. Wenn du eine Infektion hast,

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