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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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ich so früh
am Abend Alkohol trank. Ich fühlte mich ein bisschen kess - wie ein aufmüpfiges Schulmädchen, das sich den Vorschriften widersetzt.
    »Kommst du mit mir mit?«, fragte mich der Ägypter nach ein paar Minuten Smalltalk, und ich spürte, wie meine Nerven flatterten - trotz der Margarita.
    Er war der netteste Mann, mit dem ich bis dahin im Club gesprochen hatte, mit sehr guten Manieren und tadellosem Englisch, aber ich hatte trotzdem Angst, wohin er mich wohl bringen würde, wie ich mit anderen Leuten zurechtkäme und wie ich dann später wieder zurückfände. Da mich die Margarita mutig gemacht hatte, holte ich tief Luft.
    »Okay«, sagte ich.
    Er rief die Mama San zu uns und bezahlte die erforderliche Gebühr, während ich wartete und ein Lächeln aufsetzte, um meine Nervosität zu kaschieren. Vor dem Club hielt er ein Taxi an, und wir stiegen ein. Innerhalb von Sekunden, nachdem der Fahrer davongebraust war, hatte ich schon die Orientierung verloren und keine Ahnung mehr, wo ich war. Ich spähte besorgt aus dem Fenster und versuchte, mir die Strecke zu merken, aber von den Gebäuden kam mir keines bekannt vor, und so verlor ich schließlich den Überblick, wie oft wir links oder rechts abgebogen waren. Schon bald sah alles, woran wir vorbeifuhren, viel größer und eleganter und sauberer aus, als ich es gewohnt war. Wir waren ganz offensichtlich in einem besseren Viertel, und ich hatte keine Ahnung, wie ich von hier zurückkommen sollte. Ich sagte nichts und lächelte einfach nur immer weiter.
    Das Taxi setzte uns vor den pompösen Eingangstüren eines Fünf-Sterne-Hotels ab, und mein Begleiter führte
mich hinein; er geleitete mich an den lächelnden Portiers in noblen Uniformen vorbei, über einen glänzenden Marmorboden ging es unter Lüstern an der langen Rezeption vorbei, hinter der das makellos herausgeputzte Personal aufgereiht war. Überall standen gigantische Blumenarrangements, und es spielte leise Musik. Sitzgruppen mit luxuriösen Sofas und Sesseln, wie ich sie nur aus Zeitschriften kannte, standen da, damit die Gäste sich setzen und plaudern konnten. Es war, als hätte ich die Schwelle in eine andere Welt überquert. Es roch nach Parfum. Ich war froh, dass ich dezent gekleidet und geschminkt war und nicht so aussah, als würde ich in einer Bar arbeiten. Es wäre mir nicht angenehm gewesen, hier die Blicke von irgendjemandem auf mich zu ziehen.
    Der Ägypter schritt forsch auf das Restaurant zu, und ich musste fast rennen, um mitzukommen. Er sprach leise mit dem Oberkellner, der respektvoll eine Verbeugung andeutete und uns zu einem Tisch in einer diskreten Ecke führte; er breitete die Servietten auf unserem Schoß aus und reichte uns die riesige Speisekarte, aus der ich nicht schlau wurde. Der Tisch war reihenweise mit Gläsern und Besteck gedeckt, die in dem schummrigen Licht schimmerten.
    Meinem neuen Freund musste klar geworden sein, dass ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte und was ich haben wollte, und so bestellte er nach einem kurzen Blick in meine Richtung für mich mit. Ich lächelte weiterhin und nickte und hoffte das Beste. Die Gläser wurden mit Wein und Wasser gefüllt, und köstliches Essen wurde vor mir aufgetragen. Ich beobachtete meinen Gastgeber sorgsam und machte alles nach, was er tat. Wir versuchten, Konversation zu treiben, aber das erwies sich jetzt als sehr
schwierig, nachdem wir das übliche oberflächliche Geplänkel abgehakt hatten. Weder der Zeitpunkt noch der Ort waren passend, um einander tiefer gehende, persönliche Fragen zu stellen; davon abgesehen hätte ich sowieso nicht gewusst, wo ich anfangen sollte. Ich war mir nicht einmal sicher, ob Ägypten ein Land oder eine Stadt war, und ich hatte keine Ahnung, wo um Himmels willen ich mich befand. Die meiste Zeit schaute ich mich also in dem wunderschönen Saal um, betrachtete die anderen Leute - und hatte das Gefühl zu träumen.
    Als wir mit dem Essen fertig waren, schlenderten wir in sein Zimmer hinauf. Es war riesig - Wohnzimmer und Schlafzimmer in einem, aber größer als jedes Haus, in dem ich bislang gewohnt hatte. Sogar das Bett war gigantisch, und als ich versuchte, mich in einen der Armsessel zu setzen, reichten meine Füße nicht bis zum Boden hinunter. Ich spazierte wie ein Tourist mit offenem Mund herum - und nahm die geschliffenen Karaffen an der Bar, die Bilder an der Wand und die Hochglanzmagazine neben dem Bett in Augenschein.
    »Bedien dich einfach, wenn du Lust auf etwas hast«,

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